ZeitgeistPorz braucht ein(e) Revo(lution)

Hubert Klein im Plattenkeller mit 14000 Scheiben, darunter Elektro- Funk von „Zapp“ und Hardrock-Klassiker wie „AC/DC“.

Hubert Klein im Plattenkeller mit 14000 Scheiben, darunter Elektro- Funk von „Zapp“ und Hardrock-Klassiker wie „AC/DC“.

In den 70er und 80er Jahren war das „Revolution“ (später in „Pascha“ umbenannt), DER Laden in Porz. EXPRESS-Redakteur Ayhan Demirci, ehemaliger Gast und DJ traf den damaligen Chef Hubert Klein (56) zum Nostalgie- Interview.

EXPRESS:

Mal vorweg, Hubert: Was ist eigentlich aus dieser tollen Tanzfläche geworden? Hubert:

Die war aus hochwertigem, sogenannten VA-Edelstahl, und bestand aus vier Teilen. Zwei habe ich hier als Fußboden im Kühlhaus verbaut... Dieses „Revo“-Gefühl bleibt unvergesslich.

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Was meinst du, woran das liegt? Die Musik war das A und O. Es war eine einmalige Sache. DJ Röder, der Jürgen, mit seinen 200 Kilo, wie der über den Plattentellern hing, er war ein Genie in Sachen Musik, er war das Herz des Revo. Der flog für uns mit zwei leeren Koffern nach London und kam mit den ganzen Hämmerchen zurück. Ins „Revo“ kamen die Leute sogar aus Duisburg oder Bochum, das Revo war ein richtiges Szenelokal. Rock, Jazz, Funk. Viele Gäste von früher fragen sich wo wohl die ganzen Platten sind und würden ihre Lieblingsscheiben gerne suchen. 14000 LPs habe ich noch, es waren mal 30000! Ich wollte sie mal verkaufen, es gab auch viele Interessenten, die aber immer nur ganz spezielle Platten kaufen wollten. Meine Devise war aber: Ganz oder gar nicht, vielleicht zu einem Preis von 50 Cent pro LP. Mittlerweile bin ich auf dem Trichter: Jetzt behalte ich die Sammlung auch! Was ist eigentlich aus Röder geworden? Er arbeitete später als Sterilisator im Krankenhaus, machte also einen richtigen Beruf. Vor vier Jahren ist er verstorben. Eine verschleppte Grippe, er hat sich nicht richtig drum gekümmert, das Herz war schwach. Ach, der Röder: Ohne ihn war das Revo nichts. Absolutes Unikum. Röder lebt nichtmehr, seine Musik schon... Das ist echt Wahnsinn: Im Sommer hat ein ehemaliger Gast, der Luigi, eine Facebookseite ins Leben gerufen: „Geile alte Pascha-Revolution-Hits“, alle haben sich da drangehangen, sogar aus Kanada und Mexiko, das ging ab wie Schmitz´ Katze. Die posten sich die Stücke von damals zu, nach dem Motto: „Weißt du noch? Da ist der Sound wieder!“ #image1

Und du veranstaltest jetzt hier in den Groov-Terrassen Revo-Partys.. Alle halbe Jahre, die letzte vor wenigen Tagen: Es war wie ein Klassentreffen! Ich hab das mit der Revo-Musik – ich habe die wichtigsten Platten aus dem Fundus digitalisiert – diesmal auch von 20 bis 3 Uhr durchgezogen, nichts Aktuelles, nur die alten Scheiben. Und es waren wieder viele alte Gesichter dabei, die man fast 30 Jahre nicht gesehen hatte.

Nenn’ doch mal zehn tolle Scheiben, die du immer auflegen würdest. Waren Zevon – Nighttime on a switching Yard, Jan Akkermann – Streetwalker, Jethro Tull – Locomotive Breath, Alex Harvey Band –Faith Healer, Billy Cobham – Stratus, The Unknow Cases – Masimbabele, Supermax – Lovemachine, Liasone Dangerous – Los ninos de la Parqua, Pink Floyd – The Wall, Marillion – Kayleigh.

Was hälst du vom Slogan: Porz braucht wieder ein(e) Revo(lution)? Passt doch! Ich bin ja in Porz geboren, meine Mutter wohnt heute noch im Haus an der Hauptstraße. Früher hatten wir hier alles, heute fehlt es an allem. Es gibt nicht eine schöne, nette Bar, kein Bistro, in das man mal gepflegt ausgehen könnte.

Früher war das anders. Früher war wie immer alles besser. Genau.