Russlands Corona-ImpfstoffEin Coup, der skeptisch macht

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Russland hat als erstes Land der Welt offiziell erklärt, es habe einen Impfstoff gegen das Covid19-Virus. Das Symbolbild zeigt eine Mitarbeiterin des Nikolai Gamaleya Nationalzentrums für Epidemiologie und Mikrobiologie, während sie zwei Ampullen mit einem neuen Impfstoff gegen das Coronavirus in ihrer Hand hält.

Moskau – Endlich wieder Schnellster: Russlands Impfstoff „Sputnik V“ ist das erste offiziell zugelassene Mittel gegen Covid-19. Doch bei der Würdigung des russischen Pionierprojekts ist gehörige Vorsicht geboten. Schon der Kampfname erinnert mehr an Wettlauf als an wissenschaftliche Werte, meint Daniel Killy.

„Sputnik V“ heißt der erste zugelassene Impfstoff gegen Corona, den Russlands Präsident Putin Anfang der Woche stolz der Weltöffentlichkeit präsentiert hat. Und der Name ist Programm. Denn er erinnert ganz bewusst an jene Eiszeit des Kalten Krieges, als der Wettlauf ins All auch das Duell der Systeme auf Erden war.

1957 gewann eine vom Vernichtungskrieg der Nazis ausgezehrte russische Nation mit dem Satelliten Sputnik die erste Schlacht des Propagandakriegs der Gesellschaftssysteme.

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Der tobt heute nach etwas Tauwetter und mit einer gemeinsamen Weltraumstation längst wieder auf Erden. Der Westen und Russland sehen sich wieder als Gegner.

So ist der Impfstoffcoup der Russen auch mit der nötigen Skepsis zu betrachten – trotz eines akademischen Systems von Weltruf. Zu martialisch klingt der Name, als dass hinter der Blitzzulassung ausschließlich lautere Motive zu vermuten seien.

Was früher die „ruhmreiche Sowjetunion“ war, das ist heute das Reich des neuen Zaren. Und mit dessen Prestigeerfolgen wird von eigenen Defiziten abgelenkt. Sollte „Sputnik V“ allerdings wider Erwarten Wirkung zeigen, dann wäre das ein globaler Grund zur Freude. (RND)