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TV-Kritik zu „Hart aber fair”Ein Wort zieht sich qualvoll durch die komplette Sendung

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Bundesfamilienministerin Franziska Giffey war am Montagabend (25.05.2020) zu Gast bei Frank Plasberg in der Sendung „Hart aber fair”.

Berlin – Bundesfamilienministeirn Franziska Giffey (SPD) verteidigt bei „Hart aber fair” die vorsichtige Rückkehr in den Schulalltag. Eine Digitalexpertin poltert massiv gegen die Versäumnisse der Politik und die fehlende digitale Ausstattung an Schulen. Moderator Frank Plasberg verrennt sich mit einigen Fragen.

Es gibt da dieses eine Volkslied. „Lass doch der Jugend ihren Lauf”, lautet der Titel. Diese Forderung ist momentan aktueller denn je. Denn im Angesicht der Corona-Krise haben die Einschränkungen natürlich auch die jüngere Generation massiv getroffen.

Keine Präsenzveranstaltungen mehr an Schulen, dafür „Homeschooling” in den eigenen vier Wänden. Kein Training mehr im Sportverein. Kaum Freizeitaktivitäten möglich. Kindertagesstätten geschlossen.

Alles zum Thema Corona

Die Lockerungen in der Corona-Krise haben zwar auch in diesen Bereichen schon angefangen zu wirken. Doch eine These ist im öffentlichen Diskurs weiterhin stark verwurzelt: Zuerst gehe es um den Schutz von Älteren und Vorerkrankten, dann um die Sicherung von Arbeitsplätzen. Und die Kinder? Müssen warten. Fakt ist: An Schulen und Kitas fehlen moderne Mittel, Pädagogen stoßen an ihre Belastungsgrenze, Eltern genauso.

Corona: Die Jugend als Krisenverlierer?

„Was muss passieren, damit die Jugend nicht zum Verlierer der Krise wird” – diese Frage stellte sich am Montagabend die Runde bei „Hart aber fair”. Moderator Frank Plasberg diskutierte unter anderem mit der aus Berlin zugeschalteten Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) und der baden-württembergischen Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU).

Flankiert wurden die beiden Politiker von Udo Beckmann (Bundesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung), Stephan Wassmuth (Vorsitzender des Bundeselternrats) und Collien Ulmen-Fernandes (Kolumnistin der „Süddeutschen Zeitung”).

Franziska Giffey: Verständnis für Familien in Corona-Krise

So ziemlich die ersten Worte der Sendung gehören Giffey, die von ihrem Sohn erzählt. Sie könne jede Familie verstehen, die aktuell über Schwierigkeiten klage, sagt die SPD-Politikerin und berichtet: „Mein Sohn ist in der fünften Klasse.” Sie sei also ebenfalls von den Schulschließungen betroffen gewesen.

Moderator Plasberg will sofort mehr Details herauszufinden. Wie oft oder ob der Nachwuchs denn aktuell in die Schule gehen dürfe? Nein, „er hat B-Woche”, sagt Giffey. „Nächste Woche darf er wieder gehen.” Aktuell sei die andere Hälfte der Klasse dran.

Eine erste wichtige Frage ist damit geklärt, deshalb kann die Familienministerin anschließend zur Politik übergehen. Es sei eben keine normale Situation, und sie finde es richtig, dass nun von Woche zu Woche unter Berücksichtigung lokaler und regionaler Verhältnisse die Entscheidungen vor Ort getroffen werden.

Daher bremst sie die Forderungen nach großzügigeren Öffnungen an Schulen und in Kitas. „Wenn jetzt alles gut geht, ist das wunderbar. Aber wenn es doch wieder zu einer Verbreitung kommt, werden viele Eltern auch kein Verständnis haben”, betont sie mit Hinblick auf das Coronavirus. Die Maßnahmen seien ergriffen worden, „um Schaden von Familien und Kindern abzuwenden”. Jetzt habe sich die Situation verbessert, Kinderwohl und -schutz müssen gegen Gesundheitsschutz abgewogen werden.”

„Streit” um Pauschalität und Brückentag

Stimmt soweit, doch dann sagt Giffey ein Wort, das die Runde fortan in erschöpfender Selbstironie vor sich hertreibt: „pauschal”. Man könne zwischen Kinderwohl und Gesundheitsschutz eben nicht „pauschal” entscheiden.

Baden-Württembergs Kultusministerin Eisenmann ist die nächste, die diese qualvolle Vokabel in den Mund nimmt; im Rahmen einer von Plasberg – der zwischendurch Mühe hatte, die Diskussion in der Spur zu halten und die Schwerpunkte seiner Fragen mitunter merkwürdig platzierte – arg konstruierten Debatte um den Brückentag nach Christi Himmelfahrt in der vergangenen Woche.

Er will Eisenmann ein Geständnis entlocken, dass dieser Brückentag von den Landesregierungen hätte gestrichen werden sollen, weiterer Unterricht flöten gegangen sei. Doch auch das könne man „nicht ganz so pauschal” betrachten, antwortet sie. „Ich weiß, dass es Schulen gab, die den Brückentag nicht genommen haben.”

Plasberg hätte an dieser Stelle eigentlich zufrieden sein können, aber er legt nach. Wäre es denn ein gute Symbol gewesen, offiziell auf den Brückentag zu verzichten? Eisenmanns Antwort kommt scharf geschossen und trifft Plasberg: Politik solle nicht mit Symbolen, sondern „mit Taten und Konzepten arbeiten”.

Dankenswerterweise schaltet sich kurz darauf Giffey ein und beendet die überflüssige Zirkulation. „Wir kommen nicht weiter”, stellt sie fest – und liegt völlig richtig. Der Brückentag sei eine Gelegenheit für Familien gewesen, „auch mal ins Grüne zu fahren”. Übersetzt heißt das: dem Corona-Alltag zu entfliehen.

Es gebe aber weitaus wichtigere Fragen. Etwa wie Familien unterstützt werden könnten, die unter Einkommenseinbußen litten. “”Das Konjunkturprogramm muss gezielt Familien mit Kindern unterstützen.” Widerspruch erntet diese Forderung freilich nicht.

Thema Kinder bei „Hart aber fair“: Risikogruppe und Fortschritt

Viel Raum nimmt anschließend der Austausch über die Lehrerschaft ein. Dass die Pädagogen demnächst Atteste einreichen müssten und sich nicht mehr selbst zur Risikogruppe zählen dürften, sei ein Schutz der Lehrkräfte vor Vorwürfen, sagt Eisenmann.

Dem widerspricht Collien Ulmen-Fernandes – wenn auch nur halb. Es sei nicht verantwortlich, „Lehrkräfte zur Arbeit zu zwingen”, sagt sie. Allerdings fehlt in der Sache von einem Zwang jede Spur, eben aufgrund der Möglichkeit, sich eine ärztliche Bescheinigung ausstellen zu lassen. Mediziner und Pfleger hätten Schutzkleidung, führt sie als Beispiel an. „Aber ich weiß nicht, ob es ausreichend Masken für Lehrkräfte gibt.”

Stephan Wassmuth, der Vorsitzende des Bundeselternrates, nutzt die Gunst der Stunde, um nach vorne zu blicken und stellt implizit die Frage in den Raum, ob die ältere Lehrerschaft überhaupt fähig sei, den digitalen Schulweg der Zukunft zu beschreiten. Dass er das bezweifelt, lässt er sich deutlich anmerken, auch wenn er nur sagt: „Die Lehrer müssen bereit sein.”

Das bringt wiederum Beckmann auf die Palme, der nach langer Zeit endlich mal wieder das Wort der Sendung bemühte: Dieses Urteil sei sehr „pauschal”. Zu sagen, „die über 60-Jährigen sind die Bremser”, verbittet er sich. „Das ist nicht der Fall.”

Digitalisierung und Druck

Einmal beim Thema der Digitalisierung angekommen, nimmt die Diskussion, die übrigens die gesamte Dauer der Sendung lebhaft und abwechslungsreich ist, auch wenn Plasberg den Diskutanten leider das ein oder andere Mal zu oft zwischen die Beine grätscht, an Fahrt auf. Kultusministerin Eisenmann legt mit einem Eingeständnis vor. „Dass wir digital, was Schulen angeht, nicht sehr gut aufgestellt sind, steht außer Frage” sagt sie. „Da müssen wir aus Corona etwas lernen.”

Noch mehr Leben bringt die Digitalexpertin Verena Pausder in die Runde. Sie poltert gegen die Versäumnisse der Politik, was das Zeug hält. Die coronabedingte Verlagerung des Unterrichts ins Homeoffice sei „wie eine unangekündigte Klassenarbeit, und wir haben eine Fünf geschrieben”. Rumms. Das Problem mangelnder Digitalisierung an den Schulen kenne man schon lange. „Aber ohne Druck machen wir nichts in diesem Land.”

Man müsse Konzepte „mutiger umsetzen” und Schüler mithilfe der fünf Milliarden Euro aus dem “Digitalpakt Schule” endlich flächendeckend etwa mit Tablets ausstatten. Außerdem mangele es an Transparenz, welche Online-Lernplattformen man einsetzen dürfe – und an der Kompetenz der Lehrer, die Technik richtig einzusetzen.

Daran knüpft Giffey – sie selbst gibt sich auf fast schon penetrantes Nachhaken Plasbergs als Lehrerin ihres Sohnes ein „Gut” – an, wälzt die Verantwortung aber ab. „Die Bundesmittel sind da. Jetzt geht es darum, dass es vor Ort umgesetzt wird und es die Unterstützung für diejenigen gibt, die sagen, ich kenne mich da jetzt nicht so aus.”

Und dann sagt sie kurz vor dem Ende der Sendung noch einen staatstragenden Satz: „Es ist nicht alles verloren im Leben eines Schulkindes.” Trotz Corona und trotz aller Schwierigkeiten.

„Hart aber fair“: Fazit zur Debatte über Kinder und Familien in Corona-Krise

Einer ertragreicheren Sendung – die Runde lieferte viele gute Ansätze, drehte sich leider aber auch um zu unwichtige Aspekte wie das Pauschalieren und den Brückentag – stand Plasberg mit einem eher unglücklichen, phasenweise zu engagierten, phasenweise zu ungeduldigen Auftritt im Weg.

Einen richtigen Gewinner hat der Abend nicht hervorgebracht. Die meiste Aufmerksamkeit erregte sicherlich Digitalexpertin Pausder mit ihrer Brandrede. Familienministerin Giffey und die baden-württembergische Kultusministerin Eismann schlugen sich solide. (RND)