In TV-TalkshowGesundheitsexperte Lauterbach schießt gegen Mallorca-Urlauber

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Prof. Dr. Karl Lauterbach war am Montag (15. Juni) zu Gast bei „Hart aber fair”.

Köln – Können wir den Sommerurlaub in diesem Jahr genießen, ohne uns ständig Sorgen um Corona zu machen? Das ist ein Trugschluss, findet Gesundheitsexperte Prof. Dr. Lauterbach. In der WDR-Sendung „Hart aber fair” (15. Juni 2020) schlug der SPD-Politiker Alarm. 

„Hart aber fair”: Urlaubsreisen trotz Corona möglich?

Anlass der Diskussionsrunde bot der Startschuss der diesjährigen Reisesaison: Am Montag (15. Juni) war in Düsseldorf der erste Touristen-Flieger nach Mallorca gestartet (hier lesen Sie mehr). Ein historischer Tag nach dreimonatigem Corona-Lockdown. 

Talkshow-Gast Prof. Dr. Karl Lauterbach ging das gegen den Strich: „Da wäre ich niemals mitgeflogen”, schimpfte er in der WDR-Sendung. Es gebe bisher keine Studie, die beweise, dass es sicher sei, stundenlang mit Hunderten von Menschen im Flugzeug zu sitzen. Man wisse nie, ob sich unter den Mitreisenden nicht auch ein Infizierter befinde. „Es ist einfach nicht sicher”, betonte der SPD-Politiker.

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Streit zwischen Kubicki und Lauterbach eskaliert bei „Hart aber fair”

FDP-Politiker Wolfgang Kubicki konterte sofort: Er würde sofort in den Flieger einsteigen, erklärte er. Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass einer der Mitfliegenden am Covid-19 erkrankt sei, sei schließlich auf Basis des aktuellen Infektionsstands in Deutschland extrem gering.

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Wolfgang Kubicki (FDP) bei „Hart aber fair” am Montagabend (15. Juni). 

„Ist das nicht Lottospielen?”, wollte Plasberg da wissen. „Alles im Leben ist Lottospielen”, schoss Kubicki zurück. Man dürfe das Virus zwar nicht verharmlosen, aber man solle auch keine übertriebene Angst schüren. 

Lauterbach ließ das nicht auf sich sitzen: Die Dunkelziffer sei bei Corona extrem hoch, man müsse stets davon ausgehen, dass jemand im eigenen Umfeld infiziert ist. „Aber Herr Lauterbach, dann dürfen wir doch auch keine Touristen nach Mecklenburg-Vorpommern lassen", krähte Kubicki.

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„Aber es fliegt doch auch niemand von Nordrhein-Westfalen nach Mecklenburg-Vorpommern”, antwortete Lauterbach.

Kubicki und Lauterbach: Diskussion bei „Hart aber fair”

Kubicki erklärte: „Ja, aber er geht trotzdem an den Strand und trifft sich da mit Leuten, geht trotzdem in ein Restaurant und kann Leute infizieren, bei aller Wertschätzung, wenn ich das noch mal sagen darf". 

Er holte aus: „Auch die Bundesregierung hat sich ja entschieden, dass es eine zweite Welle nicht geben wird, ansonsten würde das Konjunkturprogramm keinen Sinn machen".

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Die Gäste bei „Hart aber fair”: Prof. Dr. Karl Lauterbach, Christina Berndt, Stephan Grünewald, Wolfgang Kubicki, Norbert Fiebig und Moderator Frank Plasberg (v.l.n.r.).

Lauterbach konterte: „Da muss ich sofort widersprechen, das fängt schon schlecht an. Die Bundesregierung kann nicht entscheiden, dass es eine zweite Welle gibt. Das Virus entscheidet das."

Er betonte: Seine Arbeit bestehe zwar darin, alles zu tun, um eine zweite Welle zu vermeiden, aber: „Es gibt niemanden, der eine zweite Welle ausschließen kann". Bei einer Pandemie dieses Ausmaßes sei es sogar wahrscheinlich, dass es eine zweite Welle geben werde.

Lauterbach warnt vor Gesundheitsrisiken durch Urlaubsreisen

Der SPD-Gesundheitspolitiker hatte bereits zuvor vor den möglichen Gesundheitsrisiken durch Urlaubsreisen gewarnt. In einem Podcast mit NDR Info erklärte er, dass das Reisen noch immer eine gefährliche Idee sei. „In vielen Ländern ist das Virus noch da.”

Lauterbach empfiehlt, in diesem Jahr entweder zu Hause zu bleiben oder in Deutschland Urlaub zu machen. Generell solle man seine Urlaubsreisen vom Ort und dem eigenen Risikofaktor abhängig machen. Von längeren Reisen rät der Epidemiologe ab. Volle Flugzeuge oder Busse würde er selbst auch mit Maske ganz vermeiden, da es noch keine ausreichenden Erkenntnisse über die Infektiosität in den Verkehrsmitteln gebe.

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In dem Radiointerview äußert sich Lauterbach auch besorgt über eine mögliche neue Verbreitungswelle des Virus in Europa. „Ich habe nach wie vor bei der Urlaubssaison die Sorge, dass, wenn es dort neue Herde gibt, sich diese in viele Länder gleichzeitig verteilen werden. Dann kann es sein, dass wir mit deutlich mehr Fällen in den Herbst gehen.”

Auch die Corona-App (hier lesen Sie mehr), die nun am Dienstag an den Start geht, funktioniere nicht im Ausland, außerdem werde sie kurz nach Erscheinen wohl noch von zu wenigen Menschen genutzt: „Für den unmittelbar bevorstehenden Urlaub wird die App nichts bringen.” (ta, RND)