Kostenlose Corona-TestsWarum Risikourlauber zur Kasse gebeten werden sollten

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Wer in einem Risikoland Urlaub macht, muss sich bei der Rückkehr testen lassen – und nichts dafür bezahlen. Das passt nicht so ganz in den medizinischen Alltag Deutschlands, wo Zuzahlungen gang und gäbe sind. Unser Foto wurde am 15. August 2020 am Flughafen Frankfurt/Main aufgenommen.

Berlin – Die gesetzliche Krankenversicherung deckt viele Bereiche ab, doch Zuzahlungen fallen nicht selten an. Egal ob Arznei-, Heil- oder Hilfsmittel: 10 Prozent werden immer fällig, mindestens 5 Euro, höchstens 10. Während der Corona-Pandemie werden aktuell täglich zahlreiche Menschen auf das Virus getestet – und das kostenlos. Das Rundum-sorglos-Testpaket nach einem freiwilligen Urlaub während der Pandemie passt nicht zu dem medizinischen Alltag und ist nicht einzusehen. Gesundheitsminister Jens Spahn fehlt der Mut, hier für Gerechtigkeit zu sorgen, kommentiert Andreas Niesmann.

Corona: Kostenlose Tests sind inakzeptabel

Eine Rundum-sorglos-Versicherung ist die gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland nicht. Natürlich werden die meisten Behandlungs- und Medikamentenkosten übernommen, gerade im internationalen Vergleich stehen deutsche Krankenversicherte gut da.

Aber bei fast allem, was verordnet wird, gibt es das Prinzip der Zuzahlung. Egal ob Arznei-, Heil- oder Hilfsmittel: 10 Prozent werden immer fällig, mindestens 5 Euro, höchstens 10.

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Wer allerdings schon mal eine Brille, eine Zahnkrone oder ein Hörgerät benötigt hat, weiß, dass Zuzahlungen schnell auch in den drei- oder sogar vierstelligen Bereich gehen können – selbst wenn man keine Luxusversorgung will, sondern nur den aktuellen Stand der medizinischen Technik. Einen Teil der Kosten tragen Patienten also selbst, und zwar völlig egal, ob diese durch ihr eigenes Verhalten verursacht worden sind oder nicht.

Zuzahlungen sind normal bei medizinischen Behandlungen

Was im medizinischen Alltag gang und gäbe ist, soll in der Corona-Pandemie plötzlich nicht gelten. Wer meint, seinen Urlaub trotz Pandemie in einem Corona-Risikogebiet verbringen zu müssen und damit sich selbst sowie alle anderen in Gefahr bringt, bekommt als Belohnung ein Rundum-sorglos-Testpaket. Das ist nicht einzusehen.

Das von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) immer wieder bemühte Argument, dass ohne Kostenübernahme durch die Allgemeinheit Reisende die Tests vermeiden würden, ist schwach. Denn es besteht ja eine Pflicht zum Test. Diese durchzusetzen ist eine Frage der Kontrollen und der Strafandrohung – nicht der Kostenübernahme.

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Auch Spahns zweites Argument, dass ein Beharren auf dem Verursacherprinzip im Fall der Reiserückkehrer das solidarische Gesundheitssystem als Ganzes infrage stellen würde, ist Unsinn. Denn in anderen Fällen werden Versicherte für selbst verursachte Risiken sehr wohl zur Kasse gebeten.

Das gilt sogar für Touristen, wenn diese nach Afrika, Asien oder Lateinamerika reisen wollen. Denn Impfungen gegen tropische Krankheiten übernehmen die Kassen in der Regel nicht.

Eigentlich wäre es nur gerecht, wenn Risikoreisende die gesamten Testkosten tragen müssten. Da Spahn sich das nicht traut, wäre eine Zuzahlung das Mindeste. So viel Mut darf man von einem Minister, der sich zu Höherem berufen fühlt, durchaus erwarten. (RND)