Als Fremdenlegionär gefallenCalli findet toten Vater in Vietnam

Der traurige Beleg für den Krieg: Ein Soldatenfriedhof in Vietnam.

Der traurige Beleg für den Krieg: Ein Soldatenfriedhof in Vietnam.

„Er stand vor mir. Er hatte eine strahlend weiße Uniform an. Dann lächelte er, machte die Tür auf und war weg.“

Dieses Bild hat sich ins Gedächtnis von Reiner Calmund eingemeißelt. Es ist ein Bild von 1953, als sich sein leiblicher Vater Karl im Grubenhaus in Brühl-Gruhlwerk von seiner Familie verabschiedete. Von seiner Frau und dem kleinen Reiner, fünf Jahre alt.

Karl sagte: „Zack, da geht´s hin, wir müssen Geld verdienen, hier ist jetzt nichts zu holen, ich mach das.“ Dann zog der junge Mann in den Krieg. Und sollte nie mehr zurückkommen. 54 Jahre später will Reiner Calmund das Grab seines Vaters besuchen.

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„Ich werde mit meiner Frau Sylvia zu meinem toten Vater fliegen“, sagte der Fortunas Aufsichtsrat am Dienstag dem EXPRESS, „er liegt auf einem Soldatenfriedhof in Nordvietnam. Ich kenne die Reihe. Ich werde ihn finden.“

Karl war ein junger Mann, der nach dem 2. Weltkrieg eine Familie zu ernähren hatte. Er schloss sich der Fremdenlegion an. „Ihn trieb das Abenteuer“, sagte Calmund bei Beckmann, „außerdem musste er sehen, dass wir irgendwie über die Runden kommen.“

Karl war einer von 12.000 Fremdenlegionären, die in Nordvietnam für die Kolonialmacht Frankreich kämpften. In Dien Bien Phu wurde seine Einheit eingekesselt, er starb unter dem Trommelfeuer der Artillerie.

„Vier Wochen später erhielten wir einen Brief“, erinnert sich Calmund und dann will er nicht mehr weiter sprechen. Weil die Bilder von damals plötzlich wieder da sind. Momente der ewigen Trauer eines Sohnes, der seinen Vater nie richtig kennengelernt hat.

Calmund wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. „Wir fuhren noch mit einer Kutsche durchs Dorf.“ Er und seine Mutter erhielten eine kleine Waisenrente. Er zog nach Frechen-Bachem in eine Arbeiterwohnung von Rheinbraun. Sein Großvater Johann erblindete. Sein Stiefvater Sebastian Schäfer zog Calmund auf und „liebte mich wie man einen Sohn nur lieben konnte.“

Die „schöne aber harte Jugend“ machte aus Calmund einen Workaholic. Er arbeitete am Fließband, trug gleichzeitig Zeitungen aus, um seine Familie über Wasser zu halten. Er wurde Trainer, dann Jugendleiter bei Bayer und baute aus einem kleinen Werksklub ein Fußball-Imperium auf, das in Europa für Furore sorgte. Es jonglierte mit Millionen, ständig stand er im Rampenlicht der Showbühne Fußball - eine Karriere auf der Überholspur.

Plötzlich steht sein Leben still. Die Vergangenheit hat den Mann mit der ungeheuren Power eingeholt. Er wird sie erst wieder los, wenn er am Grab seines Vaters steht.