Auf NahrungssucheDarf ich Eichhörnchen füttern oder ist das schlecht für die Tiere?

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Eichhörnchen legen sich im Herbst einen Vorat für den Winter an.

Köln – Ist die Nussernte nach einem heißen, trockenen Sommer klein und gibt es wenig Bucheckern oder Baumsamen, können Eichhörnchen im Herbst nicht genügend Nahrung für den Winter sammeln. Der ein oder andere möchte den niedlichen Nagern deshalb helfen. Doch ist es sinnvoll, Eichhörnchen zu füttern oder ihnen Wasser zu geben – und wie kann man den Tieren im Notfall helfen? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Gilt das Eichhörnchen in Europa als bedroht?

Die Populationsgröße sei stark vom Nahrungsangebot abhängig, informiert die Deutsche Wildtierstiftung auf ihrer Webseite. Grundsätzlich gelte das Eichhörnchen aber in Europa nicht als bedroht. Feinde hätten keinen großen Einfluss auf die Bestände. „Schlimmer ist der zunehmende Verlust von alten Laub- und Mischwäldern, der zu einem Rückgang der Population beitragen kann.“ Eichhörnchen brauchen nämlich vor allem ältere Bäume, die die Nager mit Samen und Knospen versorgen. Eine starke Konkurrenz für das Europäische Eichhörnchen ist das Grauhörnchen. Diese Art ist anpassungsfähiger und robuster. „Die größte Bedrohung geht jedoch von einem Pocken-Virus aus, den die Grauhörnchen in sich tragen und gegen den sie selbst immun sind. Infizieren sich Eichhörnchen damit, werden ihre Abwehrkräfte schleichend lahmgelegt. Meist verläuft die Krankheit tödlich“, heißt es bei der Deutschen Wildtierstiftung. In Deutschland gibt es bisher keine Grauhörnchen, doch in Großbritannien hat das Grauhörnchen die Europäischen Eichhörnchen fast komplett verdrängt.

Ist es sinnvoll, Eichhörnchen zu füttern?

Ob Eichhörnchen im diesem Herbst durch die heißen Sommertage zu wenig Nahrung finden, lasse sich nicht pauschal sagen, erklärt Silvia Teich vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) auf Anfrage dieser Zeitung. „In einigen Regionen Deutschlands gibt es sogar eher viele Baumsamen in diesem Jahr. Davon profitieren Eichhörnchen.“ Studien haben nachgewiesen, dass der Eichhörnchenbestand selbst von massiver Zufütterung nicht profitiert, erklärt der Nabu. Vor allem im Winter hätten es die Nager schwer, Futter zu finden, heißt es von der Naturschutzorganisation WWF. Bei starkem Bodenfrost gelangen die Eichhörnchen nicht an ihre vergrabenen Vorräte. Sinnvoller als zu füttern, sei es im Garten fruchttragende Sträucher wie Haselnusssträucher anzupflanzen, dies sei nachhaltiger als die Fütterung.

Schadet es den Nagern, wenn sie gefüttert werden?

„Eichhörnchen zu füttern, ist in keiner Weise schädlich für die Tiere. Eine Gewöhnung an ausschließlich diese Fütterungsstelle findet nicht statt“, informiert der Verein „Eichhörnchen Schutz“. Die Nager könnten ganzjährig gefüttert werden. Laut WWF ist es vor allem in der Stadt gut, wenn Eichhörnchen gefüttert werden, weil es weniger Nussbäume, Buchen oder Haselnusssträucher gebe. Wer die Tiere füttert, müsse aber beachten, dass sie in Städten Gefahren wie Katzen oder dem Straßenverkehr ausgesetzt sind. In der Stadt ziehe es viele Eichhörnchen laut Nabu in die Siedlungen, weil sie dort ein gutes Nahrungsangebot fänden.

Wie und was sollte ich den Nagern füttern?

In Gärten und Parkanlagen kann man Eichhörnchen Futter wie Wal- und Haselnüsse, Sonnenblumenkerne und Mais oder spezielle Futtermischungen anbieten. „Dazu eignen sich Futterautomaten mit einem Fenster und einer Klappe. Durchs Fenster sehen die Eichhörnchen was im Angebot ist und die sich selbst schließende Klappe, die das Eichhörnchen problemlos selbst öffnen kann, verhindert, dass andere Interessenten das Futter holen“, sagt Teich. Auch Sonnenblumenkerne, Karottenstücke, ungezuckerter Zwieback, Wassermelone, Apfelstücke, Weintrauben und Kiwi können laut dem Verein „Eichhörnchen Schutz“ gefüttert werden. Ganz wichtig sei es aber, den Tieren viel frisches Wasser anzubieten. Der WWF warnt davor, dass ebenerdige Futterstellen für Eichhörnchen gefährlich seien, weil gerade Jungtiere von Katzen gejagt werden könnten. Wer im Garten genügend Platz hat, sollte mehrere Futterstellen anbieten – auch große Vogelhäuser sind geeignet, heißt es beim WWF. Wichtig sei es aber, die Futterstellen regelmäßig zu reinigen. Der Boden von Vogelhäusern könne mit Zeitungspapier ausgelegt werden. Denn: „Futterstellen bergen immer das Risiko der Krankheitsübertragung zwischen den Tieren“, so Silvia Teich vom Nabu.

Wie erkenne ich ein Eichhörnchen in Not?

Ist ein Eichhörnchen leicht einfangbar, benötigt es Hilfe, informiert der WWF. Eichhörnchen, die Menschen hinterher laufen, sind meist Jungtiere in Not. Wer einen hilflosen Nager findet, sollte sich unter der Notrufnummer des Vereins „Eichhörnchen Schutz“ melden. Dort werden deutschlandweit Adressen von Pflegestellen und Auffangstationen vermittelt. Als Erste Hilfe – vor allem für Jungtiere – ist eine Flüssigkeitszufuhr wichtig. Den Tieren darf nie Kuhmilch gegeben werden. Bis sie in einer geeigneten Pflegestelle sind, kann man den Nagern Honigwasser oder verdünntem Fencheltee geben. Die Flüssigkeit muss handwarm sein und tröpfchenweise verabreicht werden. Unterkühlte Jungtiere müssen vorsichtig aufgewärmt werden – zum Beispiel mit den Händen. (rha)