Aldi reagiert auf KriseDiscounter rüstet sich für Ernstfall, auch für den schlimmsten

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Die Regale einer Aldi-Filiale in Melbourne waren im Sommer 2020 wegen Corona weitestgehend geleert. In Reaktion auf einen erneuten Lockdown kauften die Verbraucher nicht nur in Australiens zweitgrößter Stadt, sondern auch in Deutschland vermehrt ein. Für den kommenden Krisenfall will sich Aldi Süd hierzulande wappnen.

von Martin Gätke (mg)

Mülheim an der Ruhr  – Leere Regale, ausverkaufte Produkte wie Mehl oder Klopapier, Chaos – die Corona-Pandemie machte im Frühjahr des vergangenen Jahres auch Supermärkten und Discountern zu schaffen. Dem will Aldi nun vorbeugen: Aldi Süd hat einen Plan für derlei Ausnahmesituationen aufgestellt, um im Krisenfall gerüstet zu sein. Oder auch im Kriegsfall. Ein Plan, der für viel Kritik sorgt.

  • Aldi stellt Plan für Krisensituationen wie Pandemie oder Kriegsfall auf
  • Discounter will dafür Lieferanten mehr in die Pflicht nehmen
  • Das sorgt für Kritik bei den Zulieferern

Es ist das Worst-Case-Szenario eines jeden Handels: Eine Pandemie oder ein anderer Krisenfall führt dazu, dass die Leute die Regale stürmen. Hamsterkäufe werden getätigt, sämtliche Vorräte gehen zur Neige. Die Lieferungen kommen nicht mehr hinterher. Ein Ausnahmezustand.

Für derlei Situationen will Aldi Süd gerüstet sein, wie die „Lebensmittelzeitung” berichtet. Und hat vorgesorgt: Um in zukünftigen Notsituationen – und dazu zählen nicht nur Pandemien, sondern auch Kriege – genug Vorrat für die Kunden anbieten zu können, will sich der Discounter mit einer neuen Vereinbarung rüsten.

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Dafür sollen vor allen Dingen die Lieferanten stärker in die Pflicht genommen werden.

Aldi Süd: Lieferanten sollen im Krisenfall stärker in die Pflicht genommen werden

Wie es laut „LZ” heißt, hält Aldi Süd Unternehmen in dem Plan dazu an, Bevorratung in Zukunft zu garantieren, damit auch sehr kurzfristig Waren in die Filialen geliefert werden können. So soll Hamsterkäufen entgegengewirkt werden, wie es heißt.

Steigt die Kundennachfrage, sollen Hersteller verpflichtet werden, zwischen 130 und 150 Prozent der Waren an Aldi zu liefern. „Als solche Umstände gelten insbesondere Pandemie, Krieg oder soziale Unruhen”, ergänzt der Discounter demnach in dem Schreiben.

Aldi nimmt in der „Lebensmittelzeitung” dazu Stellung: „Im Interesse unserer Kunden legen wir in der aktuellen Situation Wert darauf, dass unsere Lieferanten für den Krisenfall bei besonders kritischen Artikeln in bestimmten Warengruppen einen gewissen Vorrat vorhalten.”

Krisenplan von Aldi Süd führt zu harscher Kritik bei Lieferanten

Der weitere Plan sieht vor, dass – sollten die Lieferanten die geforderte Menge nicht zusätzlich liefern können – sie auch Schadensersatz leisten könnten. Als Maßstab für die Berechnung für diese Krisenlieferungen sollen die Vormonate dienen.

Ein Plan, der zu heftiger Kritik bei den Lieferanten führt, wie es weiter heißt. „Wir tun alles, was wir können, um den Handel zu beliefern und haben das auch im vergangenen Jahr gut geschafft”, sagt ein Manager eines Zuliefererunternehmens gegenüber der „Lebensmittelzeitung”.

Die Zulieferer würden zudem schon jetzt mehr Ware als üblich liefern, aufgrund der anhaltenden Pandemielage und um Engpässe zu vermeiden.

Aldi Süd: „Lieferanten sollen keine unangemessenen Benachteiligungen entstehen”

Zudem hieße eine Garantie für Vorräte vermutlich auch ein höherer Lagerbestand. Das wiederum erhöht die Kosten auf Seiten der Zulieferer.

Aldi betont gegenüber der „Lebensmittelzeitung”, dass die neuen Pläne auf den Ernstfall die Zulieferer nicht unfair belasten sollen. „Unseren Lieferanten sollen durch die Bevorratung keine unangemessenen Benachteiligungen entstehen”, heißt es von dem Konzern. Man wolle eine für alle Parteien passende Lösung finden. (mg)