Manche mögen's malerisch! Strände, Sonne, Städtchen: Wir waren unterwegs im Cotentin (Normandie) und haben Tipps für Genießer mitgebracht.
Normandie? Oui!Die besten EXPRESS-Tipps – aber Vorsicht vor „flux libre“

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Das Örtchen Barfleur zählt zu den schönsten Dörfern Frankreichs („Plus beaux villages de France“). Jeden Samstag ist hier ein kleiner, aber feiner Markt.
Mal wild, mal geheimnisvoll, mal heimelig: Die Halbinsel Cotentin in der Normandie, die zum Département Manche gehört, ist einer der malerischsten Flecken des an Schönheit nicht gerade armen Landstrichs im Norden Frankreichs. Wanderer und Genießer kommen hier voll auf ihre Kosten. Bienvenue!
Den zu entdecken gibt es hier so vieles! Barfleur zum Beispiel, das zu einem der „schönsten Dörfer Frankreichs“ gekürt wurde. Steinerne Fischerhäuschen mit hübscher Bepflanzung, Hafen, schnuckelige Lokale. Samstag ist am Kai ein kleiner Markt mit Gemüse, Fisch (Spezialität: Saint-Pierre, der Petersfisch), Fleisch. Gutes Brot und noch bessere Törtchen gibt's in der Boulangerie Sylvain Fontaine. Oder das malerische Saint-Vaast-la-Hougue – von hier starten die Amphibienboote zum Vogelparadies der Insel Tatihou (Weltnaturerbe; Hunde deswegen streng verboten).
Normandie: Atemberaubende Landschaft und beklemmende Mahnmale
- Cherbourg: Die „Hauptstadt“ des Cotentin und der letzte kontinentale Hafen, den die „Titanic“ 1912 anlief, bevor sie im Atlantik unterging. Davon zeugt die Ausstellung im Museum „La Cité de la Mer“ im früheren Hafenbahnhof. Auch ein Atom-U-Boot ist hier ausgestellt, es gibt Infos u. a. über die Tiefsee (Eintritt 21 €, Kinder 15 €). Außerdem angucken: den zweitgrößten Vorhafen der Welt und die gotische Basilika Basilique Sainte Trinité. Tipp: Gratis parkt man in der Shoppingmall „Centre Commercial Les Eléis“.
- Mahnmale: Überall in der Küstenregion liegen geborstene und inzwischen größtenteils mit Graffiti versehene Bunker (die hier „Blockhaus“ heißen). Die Küste der Normandie war Part von Hitlers und Rommels hirnverbranntem Plan eines „Atlantikwalls“, daher reihten sich hier Dutzende Geschützstellungen und Bunker aneinander. Trotz der herrlichen Landschaft und 80 Jahre nach Kriegsende beklemmend.
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- Wandern: Auf dem „Sentier Douaniers“, dem alten Zöllnerpfad (gekennzeichnet mit zwei Querbalken in Rot und Weiß), kann man rund um die (Steil-) Küsten des Cotentin wandern. Wem die insgesamt mehr als 600 Kilometer verständlicherweise etwas zu weit sind, kann Etappen gehen oder in jedem Küstenörtchen „einsteigen“. Aber Achtung: Die Zugänge sind mitunter etwas versteckt bzw. abenteuerlich. Etwas gemächlicher sind Spaziergänge auf dem Plateau oberhalb der Anse du Brick. Hier laufen u. a. Wildpferde frei herum, deshalb immer schön die Gatter schließen! Oben stehen die inzwischen bunt bemalten Ruinen der Batterie de Brulay.
- Ausblicke: Am Cap Lévi genießt man nicht nur den Flair des alten, zum Teil verfallenen Forts, sondern kann bis zum Leuchtturm, dem Phare du Cap Lévi, gucken (und hinlaufen, dauert knapp 15 Minuten). Ein Muss für Trittsichere und Schwindelfreie ist die Nez de Jobourg am Cap de la Hague: 128 Meter fällt hier die Felsküste in den stahlblauen Ozean ab es ist das höchste Kap der Normandie. Unzählige Schiffe sind an den Felsen zerschellt, denn hier herrschen die mitunter stärksten Strömungen im Ärmelkanal (bis zu 12 Knoten; 22,2 km/h).
- Übernachten: Der Campingplatz „Sandaya L'Anse du Brick“ liegt hoch über der kleinen, namensgebenden Bucht. 45 Stellplätze für Camper (Mindestaufenthalt: 2 Nächte; ab 50 €). Bessere Karten (und einen besseren Blick, weil weiter oben) haben diejenigen, die eines der 159 Mietobjekte (z. B. Cottage mit Meerblick; ab ca. 140 €/2 Nächte) buchen. Es gibt ein überdachtes, beheiztes Schwimmbad, einen kleinen Laden mit regionalen Spezialitäten und Baguetteservice. Zudem bietet die Region viele Ferienhäuser und -wohnungen.
- Essen & Trinken: Fischliebhaber kommen hier auf ihre Kosten, am besten über die Märkte schlendern (z. B. donnerstags in Cherbourg, samstags in Barfleur) und fangfrischen Saint-Pierre, Makrelen oder Muscheln kaufen. In Barfleur unbedingt im „Café de France“ am Quai Henri Chardon normannische Spezialitäten genießen. Auch Einheimische kommen hier gern auf eine Portion Mules frites (ab 16 Euro) hin! In Bretteville sitzt man lässig (und kann bei Sonnenschein einen Leih-Strohhut haben!) im „Le Goeland 1937“. Nette Bedienung, kleine Karte, aber große Auswahl an kreativen Drinks auch jenseits des allgegenwärtigen Cidre. Austern: Wer „huîtres“ mag, wird Saint-Vaast-La-Hougue lieben, die Austern von hier sind berühmt. Es gibt viele Austernbars, z. B. „Maison Lesdos“, hier bestellt man bei Madame am offenen Fenster. Das halbe Dutzend „huîtres“ kostet je nach Größe ab 8 Euro (mit Brot, Butter & Zitrone), die Portion Crevettes 6 Euro. „Bulot“ sind übrigens Meeresschnecken, eine Spezialität, aber nicht jedermanns Sache. Im Laden nebenan gibt es Fischpaté, Sardinen und Bisques (Suppe aus Krustentieren) zu kaufen.
- Einkaufen: Regenschirme aus Cherbourg, die Manufaktur „Le Véritable Cherbourg“ am Quai Alexandre III kann auch besichtigt werden (Erwachsene 8 Euro). Vorsicht, die handgemachten Schirme haben ihren Preis, der ist locker dreistellig! Günstiger: Den Musikfilm „Die Regenschirme von Cherbourg“ von 1964 mit Catherine Deneuve angucken.
- Das nervt: Heuschreckenartige Schwärme von Kreuzfahrttouristen, die auf einen Schlag Cherbourg fluten. Als wäre eine Tüte Tiefkühlerbsen aufgeplatzt ...
- Das bleibt: Sand im Camper, Erinnerungen an atemberaubende Ausblicke. Und die Erkenntnis, dass Kreuzfahrten nicht für jeden die Krönung des Reisens sind.
Urlaub in der Normandie: Vorsicht vor „flux libre“, der unsichtbaren Maut
Wir sind mit dem Camper in zwei Etappen und Übernachtungsstop im wunderbaren Amiens gefahren. Ohne Maut dauert's knapp 9,5 Stunden, mit Maut etwa acht Stunden. Vorsicht! Die Franzosen haben auf Teilstrecken bereits die digitale Maut „flux libre“ eingeführt.
Darauf hingewiesen wird nur mit gelben Schildern an der Autobahn. Kennzeichen wird automatisch erfasst, binnen 72 Stunden muss man zahlen. Passiert das nicht, drohen hohe Bußgelder. Tipp: Mautbox (z. B. bip&go) kaufen, dann geht es auch an den „Péage“-Stationen schneller. Oder gleich die Route National (mautfrei) fahren.