Normandie im WohnmobilKlippen und alte Kirchen – wichtiger Camper-Tipp

Die Klippen von Étretat in französischen Normandie im Sommer 2022.

Die Klippen von Étretat sind ein Muss für jeden Normandie-Besucher. Eine Rundwanderung dauert rund zwei Stunden.

Die Normandie in Frankreich: Wildromantisch. Sehnsuchtsziel derer, die es etwas kühler – und kulturell mögen. EXPRESS.de nimmt Sie mit auf eine spannende Reise mit dem Wohnmobil.

von Christof Ernst (che)

Sonnenstunden- und Sommerwetter-Garantie sind eher untypisch für die Normandie. Graue Wolkenberge, frische Winde und ergiebiger Regen prägen schon eher die Region.

Als die Wettervorhersage nun aber für längere Zeit angenehme 20 bis 25 Grad bei kaum Niederschlag verspricht, kann es nur eine Parole geben: Rein ins Wohnmobil und ab in die Normandie. Denn die Region im Nordwesten Frankreichs hat alles: Wilde Küsten, attraktive Städte, eine bewegte Historie und ganz viele Kirchen.

Normandie in Frankreich: Hier wird Geschichte lebendig

Wie in „Der Name der Rose“: Das beeindruckendste Gotteshaus gibt es nur noch als Ruine: Die Abtei von Jumiège, 25 Kilometer westlich von Rouen. Wenn man durch dieses 1000 Jahre alte Steingerippe streift, glaubt man, gleich kommt Sean Connery als William von Baskerville in „Der Name der Rose“ um die Ecke. Eine Klanginstallation verstärkt die mystische Atmosphäre.

Ein Teppich als Comic: Ebenfalls vor 1000 Jahren entstand der Teppich von Bayeux. Auf einer Länge von 68 Metern wird in 58 Szenen die Einnahme Englands 1066 durch Wilhelm den Eroberer dargestellt – nicht etwa gemalt, sondern auf Leinen gestickt! Vom schönen Städtchen Bayeux sind es nur ein paar Kilometer bis zu Atlantikküste. Aber auch da entkommt man der Geschichte nicht. Schließlich sind am 6. Juni 1944 die Alliierten hier an mehreren Stränden gelandet, brachten die entscheidende Wende im Zweiten Weltkrieg.

Wenn Museum, dann Caen: Nahezu jeder Ort entlang der normannischen Atlantikküste hat sein D-Day-Museum. Der beste Erinnerungsort ist das „Mémorial de Caen“. In dem riesigen Bau wird die Landung der Alliierten in die Historie des 20. Jahrhunderts eingebettet.

Bemerkenswert: Auch der andernorts so glorifiziert dargestellte Widerstand der Résistance wird kritisch hinterfragt. Der Eintritt ist mit 19,80 Euro nicht billig, aber lohnt sich. Doch Caen mit seinen 106.000 Einwohnern hat noch mehr zu bieten: Eine opulente Fußgängerzone, eine lebendige Altstadt mit vielen kleinen, feinen Geschäften und die beeindruckende Kathedrale St.-Étienne.

Geheimtipp für Fischfans: In der Normandie kommt vieles fangfrisch aus dem Meer

Fisch frisch auf den Tisch: Sei es ein Mittags-Snack oder ein richtiges Abendessen – wirklich jeder Ort der Normandie-Küste bietet ausreichend Auswahl. Den besten Fisch gibt es in Granville im Süden nahe Mont-Saint-Michel im „P’tit Mareyeur“.

Das eher unscheinbare Lokal direkt am Hafen hat keine Speisekarte, man bestellt direkt im Laden: Austern, Langusten, Muscheln, Tintenfisch – wirklich alles, was im Meer schwimmt und am gleichen Tag dort rausgeholt wurde. Frischer geht’s nicht. Muscheln kosten 12 Euro, ein Meeresfrüchte-Ragout gibt’s für 14 Euro. Leckerst!!

Schlafen auf dem Luxusplatz: Danach geht’s mit dem Fahrrad zurück auf den Campingplatz „Chateau de Lez-Eaux“. Der ist mit fünf Sternen zwar etwas hoch bewertet, bietet aber mit einem beheizten Pool, großem Indoor-Schwimmbad, Ponyreiten und Baumhaus-Übernachtungen einiges. Hier gilt wie auf allen Campingplätzen der Normandie: Günstig in der Vorsaison (25 bis 32 Euro für Wohnmobil mit zwei Personen), happig in der Hauptsaison (geht dann locker rauf auf 60 Euro).

Étretat ist Ehrensache: Fragt man Normandie-Reisende nach Sehenswürdigkeiten, die man gesehen haben muss, sind sie immer dabei: Die Klippen von Étretat. Die bizarre Felsformation fällt 100 Meter tief in den Atlantik. Sowohl Claude Monet als auch Eugène Delacroix oder Gustav Courbet haben am Strand ihre Staffeleien aufgebaut und dieses Naturschauspiel auf ihren Gemälden verewigt.

Das nervt: Wenn nach dem Rugby-Turnier der französischen Feuerwehr-Mannschaften die Sportler auf dem Campingplatz bei Dieppe dermaßen die Sau rauslassen, dass dagegen der Ballermann auf Mallorca wie ein Meditationsort wirkt.

Das bleibt: Vom Campingplatz oberhalb von Yport auf die Alabasterküste der Normandie schauen und dabei ganz in sich selbst zu ruhen.

Normandie: So kommen Sie hin – und wichtiger Tipp für Camper

Wir fuhren mit dem Wohnmobil in zwei Etappen von Köln aus durch Belgien in den Norden der Normandie. Denn das war der Plan: Diese Region Frankreichs von oben nach unten abzufahren. Nach dem Start in Dieppe ging es über Yport, Ouistreham, Caen und Bayeux nach Granville. Von dort fuhren wir über Jumiège und Rouen wieder nach Hause. So eine Tour klappt außerhalb der Hauptsaison sehr gut.

Von Juli bis Anfang September empfiehlt sich für die Campingplätze (vor allem entlang der Küste) eine Reservierung oder ein Anruf am Tag vorher. Lebensmittel- und Spritpreise sind mit unseren vergleichbar. Die Maut-Gebühren von Köln nach Le Havre betragen 18,40 Euro.