Pleite von Thomas CookJetzt gibt es neue schlechte Nachrichten für die Urlauber

Condor flugzeug

von Martin Gätke (mg)

Oberursel/Berlin – Die Suche nach einer Zukunft für den insolventen deutschen Reiseveranstalter Thomas Cook läuft auf Hochtouren. Für Kunden, die gebucht und schon bezahlt haben, gibt es erneut schlechte Nachrichten.

Die Turbulenzen des deutschen Reiseveranstalters Thomas Cook treffen immer mehr Kunden. Das Unternehmen, das jüngst Insolvenz angemeldet hatte, sagte am Mittwoch Reisen bis einschließlich 31. Dezember ab, auch wenn sie bereits ganz oder teilweise bezahlt sind.

Bislang galt der Reisestopp bis Ende Oktober. Zuvor hatte es geheißen, Kunden könnten auch am 25. und 26. September 2019 ihre Reisen nicht antreten. „Wir bedauern sehr, dass wir diese Reisen absagen müssen, können aber deren Durchführung nicht gewährleisten”, sagte Stefanie Berk, Vorsitzende der Geschäftsführung in Oberursel bei Frankfurt.

Alles zum Thema Twitter

Das Unternehmen arbeite mit Hochdruck daran, ab 1. Dezember 2019 wieder operativ tätig zu sein und dann auch Reisen ab Jahresbeginn 2020 anbieten zu können, sagte Berk.

Thomas Cook pleite: Urlauber können nicht mit voller Erstattung rechnen

Pauschalurlauber, die bereits gezahlt haben, können nicht mit einer vollen Erstattung ihres Geldes rechnen.

Die zuständige Versicherung Zurich Deutschland hatte die Reisen mit der deutschen Thomas Cook bis zu 110 Millionen Euro versichert. Es sei davon ausgehen, „dass dies bei weitem nicht reicht”, hatte ein Zurich-Sprecher jüngst gesagt.

Abgesagt bis Jahresende sind Reisen der Veranstaltermarken Thomas Cook Signature, Thomas Cook Signature Finest Selection, Neckermann Reisen, Öger Tours, Bucher Reisen und Air Marin sowie über Thomas Cook International gebuchte Trips.

Pleite von Thomas Cook: Fast alle 140.000 Urlauber sind bereits zurückgekehrt

Zur Zahl der betroffenen Kunden machte Thomas Cook keine Angaben. Für den Zeitraum bis September 2020 hatten früheren Angaben zufolge etwa 660.000 Urlauber bei dem Unternehmen gebucht.

Fast alle 140.000 Gäste der deutschen Thomas Cook, die zuletzt noch unterwegs waren, sind nach Angaben des Unternehmens bis auf einige Langzeitreisende bereits wieder planmäßig zurückgekehrt.

Drei deutsche Thomas-Cook-Gesellschaften stellten Insolvenzantrag

Das Unternehmen mit rund 2000 Mitarbeitern war in den Sog der Pleite des britischen Mutterkonzerns geraten. Drei deutsche Thomas-Cook-Gesellschaften stellten Insolvenzantrag.

Derzeit läuft die Suche nach Investoren auf Hochtouren. Die vorläufigen Insolvenzverwalter zeigten sich zuversichtlich. Zahlreiche strategische Investoren und Finanzinvestoren hätten ihr Interesse an der gesamten deutschen Thomas-Cook-Gruppe oder an einzelnen Unternehmensteilen bekundet, erklärte Expertin Julia Kappel-Gnirs.

Lesen Sie auch: Thomas-Cook-Pleite – Das müssen betroffene Reisende jetzt wissen

Condor-Video: Chefs von Mitarbeitern für Überbrückungskredit gefeiert

Auch der Ferienflieger Condor hängt mit in dem sinkenden Boot. Umso großer ist die Empörung über ein Video, das auf Twitter veröffentlicht wurde und mittlerweile wieder gelöscht wurde. Zu sehen sind die drei Chefs der Fluggesellschaft, wie sie von ihren Mitarbeitern gefeiert werden, dass sie den 380-Millionen-Euro-Kredit an Land gezogen haben.

Der Chef der gesamten Airline-Gruppe Thomas Cook, Christoph Debus, sein Finanzvorstand Ulrich Johannwille und der Operations-Geschäftsführer Christian Schmitt stolzieren in dem Handy-Video grinsend über den Flur der Condor-Firmenzentrale. Wie in einem Spalier stehen die lachenden Mitarbeiter an den Seiten vor ihren Büros. Es wird applaudiert und lauthals gejohlt.

Das sagt Condor-Chef Christoph Debus zu dem Video

Angesichts der Pleite vom Mutterkonzern Thomas Cook und den Zehntausenden Stellen wirken solche Bilder mehr als zynisch. „Jeder ist sauer“, erklärt eine ehemalige Stewardess von Thomas Cook gegenüber dem „Mirror“. Sie war bis Sonntag noch für die Firma im Einsatz. „Wir haben unsere Jobs verloren und die feiern. Das ist ekelhaft.“

Später bezog Airline-Boss Debus selbst auf Twitter zu dem Video Stellung. Es tue ihm „wirklich leid“, was auf dem Video zu sehen sei. „Es bricht mir das Herz, wenn ich den Eindruck gemacht habe, rücksichtslos zu sein.“ Er sei sich bewusst, dass die Szene falsch interpretiert werden könne. Sie zeige aber nur die pure Erleichterung, dass größerer Schaden von Condor zumindest vorerst abgewendet worden sei.

Aber das Timing sei schlecht gewesen, gibt Debus zu.

Mit Staatshilfe: Condor kann weiterfliegen

Der Ferienflieger Condor kann mit staatlicher Hilfe im Rücken den Flugbetrieb fortführen und sucht einen Investor.

Condor will sich dazu aus dem Verbund der insolventen britischen Konzernmutter Thomas Cook lösen.

Bund und Land Hessen hatten angekündigt, der Fluggesellschaft mit einem Kredit in Höhe von insgesamt 380 Millionen Euro zur Seite zu springen - und damit mit dem Geld der Steuerzahler.

Mit Condor waren 240.000 Reisende aus Deutschland an ihren Urlaubsorten, wie Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte. Diesen könne es nun ermöglicht werden, zu „annehmbaren Konditionen“ zurückzukehren. Der sogenannten Rettungshilfe muss aber auch die EU-Kommission noch zustimmen.

Mit dem Massedarlehen bekommt der Ferienflieger auch finanziellen Spielraum, um sich möglicherweise von der britischen Muttergesellschaft zu lösen. Hessen betont, dass das Unternehmen sich nun ohne Thomas Cook neu aufstellen müsse. Airline-Chef Ralf Teckentrup betonte: „Wir werden uns einen neuen Eigentümer suchen.“ Condor sei bereits in Gesprächen mit solventen Interessenten.

Die hessische Landesregierung erklärte, Condor sei ein profitables Unternehmen, das durch seine britische Mutter und den Brexit zum Opfer zu werden drohte. „Wir sehen zusammen mit dem Bund eine gute Perspektive, dass neue Eigentümer Condor langfristig in der Luft halten können.“ 

(dpa/jv/mah/mg)