Hitzewelle in Deutschland20 Tipps: So programmieren Sie Ihren Körper auf „Gluthitze“

Auf Deutschland – und besonders auf NRW – rollt eine Hitzewelle zu. Und die wird wohl nicht die letzte sein, wir werden uns dauerhaft auf heiße Sommer einstellen müssen.

von Stefanie Monien (smo)Andrea Kahlmeier (ak)

Es wird heiß! Ein gigantisches Azorenhoch sorgt für eine extreme Hitzewelle im Rest-Juli und wohl auch im August. Aber: Unser Körper ist auf Temperaturen weit über 30 Grad überhaupt nicht eingestellt.

Was hilft, um nicht aus den Latschen zu kippen? Klar, viel Wasser trinken wirkt kurzfristig. EXPRESS.de hat Experten um Tipps gebeten, die uns langfristig helfen können.

Hitze in Deutschland: Suppe zum Abkühlen, Walle-Klamotten gegens Schwitzen

  • Tipp 1: Die Ayurvedische Lehre schreibt Gewürzen wie Dill, Fenchel, Kümmel, Koriander, Kardamom, Kurkuma, Minze und frischem Ingwer eine von innen kühlende Wirkung zu. Die Kölner Ernährungsexpertin Anja Tanas empfiehlt deshalb bei Hitze eine pürierte kalte Gurkensuppe mit Joghurt, einem Spritzer Limette, Chili, Koriander, Knoblauch, Minze, Honig, Salz und Pfeffer.
  • Tipp 2: Orientieren wir uns an den Wüstenvölkern. TV-Doc „Heiwi“ Esser sagt: „Die tragen wallende Gewänder, weil so Durchzug entsteht. Leichter Schweiß kann verdunsten und führt zur Verdunstungskälte auf der Haut.“ Helle Farben absorbieren Hitze zudem weniger als dunkle. Also: Kleidungsstil überdenken!
  • Tipp 3: Das „Nine To Five“-Schema muss in Zeiten des Klimawandels auch in Deutschland auf den Prüfstand. „Wir sollten von den Südländern lernen – und die Beine öfter mal hochlegen“, empfehlen Experten. An sehr warmen Tagen sind flexible Arbeitszeiten mit längeren Siestas einfach produktiver.
  • Tipp 4: Alarmierend: 2020 starben laut Statistischem Bundesamt ca. 4000 Menschen an Hautkrebs. Das sind 51 Prozent mehr als im Vergleichsjahr. Deshalb am besten Tagescreme mit Sonnenschutz kaufen. Vorsicht auch bei leichter Bewölkung. Sie kann die UV-Strahlung durch Reflexion sogar verstärken.

Hitzewelle: Vorsicht mit Medikamenten, besonders mit Pflastern

  • Tipp 5: Ist dem Baby oder dem Kleinkind zu heiß? Das kann es selbst nicht sagen. Befühlen Sie regelmäßig die Stelle zwischen den Schulterblättern unterm Nacken. Die Haut dort sollte warm, aber nicht verschwitzt sein.
  • Tipp 6: Trinken Sie lauwarmen Tee, bei kalten Getränken muss der Körper anfangen, sich wieder zu erwärmen. Integrativ-Mediziner Benjamin Börner rät, morgens lauwarmes Wasser mit einer Messerspitze Salz zu trinken, um den Natriumhaushalt aufrechtzuerhalten und den Blutdruck zu stabilisieren.
  • Tipp 7: Mittags ist es am heißesten? Nö! Höchsttemperaturen werden meist erst am Nachmittag, zwischen 17 und 18 Uhr erreicht. Deshalb macht es eher Sinn, morgens als abends die Pflanzen zu gießen und vor der Arbeit die Einkaufsliste oder das Sportprogramm abzuarbeiten.
  • Tipp 8: Vorsicht bei Arzneimitteln! Bei hohen Temperaturen wird die Haut stärker durchblutet. Das kann insbesondere bei Pflasterapplikationen problematisch werden, zu einer erheblichen Dosissteigerung führen. Obacht heißt es auch bei Medikamenten, die über die Nieren oder die Leber ausgeschieden werden. Beide Organe sind bei Hitze weniger gut durchblutet. Sprechen Sie also mit Ihrem Arzt darüber.
  • Tipp 9: Ändern Sie Ihre Schlafgewohnheiten. Bei Hitze reicht ein Baumwolllaken, das häufiger gewechselt werden sollte. Ist Ihnen trotzdem zu warm, eine Wärmflasche (gefüllt mit kaltem Wasser) mit ins Bett nehmen.
  • Tipp 10: Legen Sie Ihre Nachtwäsche oder das Bettlaken in einer Kunststofftüte ins Eisfach und genießen das Einschlafen mit den eisgekühlten Textilien.
  • Tipp 11: Nehmen Sie im Sommer immer eine Kühltasche zum Einkaufen mit, damit leicht verderbliche Nahrungsmittel unbeschadet zu Hause ankommen.

Rekord-Hitze in NRW: Clever duschen – und Omas Rezept probieren

  • Tipp 12: Bei starker Hitze, insbesondere in Dachgeschosswohnungen, kann man vom Vermieter gewisser Wärmeschutz verlangen, z. B. Hitzeschutz-Markisen.
  • Tipp 13: Omas Hausrezept wirkt: Rücken und Beinen eine „Abreibung“ mit Franzbranntwein geben.
  • Tipp 14: Kalte Duschen lassen an heißen Tagen den Blutdruck nur in die Höhe schnellen. Besser: Lauwarm abbrausen, nur oberflächlich abtrocknen.
  • Tipp 15: Wenn die Raumtemperatur 26 Grad übersteigt, sollten Arbeitgeber geeignete Getränke bereitstellen. Bei über 30 Grad sind sie dazu verpflichtet. Nachhaken lohnt sich.

Schwitzen Sie nicht in der Wohnung: Teppiche sollten weg

  • Tipp 16: Benutzen Sie möglichst wenig elektrische Geräte, sie geben – ebenso wie Lichtquellen – Wärme ab.
  • Tipp 17: Teppiche sind Wärmespeicher. Den Flokati in der Sommerzeit wegräumen.
  • Tipp 18: Lüften Sie nur, wenn es draußen kühler ist als in Ihrer Wohnung. Ist die Temperatur im Freien höher, macht es keinen Sinn, die Fenster aufzureißen.
  • Tipp 19: Investition in die energiesparende Zukunft: So gibt es beispielsweise Verschattungs-Lamellensysteme mit Fotovoltaik.
  • Tipp 20: Nein, Hunde passen sich der Hitze nicht an – aber den Auslaufzeiten! Legen Sie vor dem Gassigehen die Handflächen für zehn Sekunden auf den Asphalt. Tut das weh, auf keinen Fall mit dem Tier rausgehen! In Italien tragen Hunde derzeit sogar Ausgehschuhe.

Hitze geht aufs Hirn – und kann Panikattacken auslösen

„Hitze schlägt aufs Gehirn“, sagt Arzt und Moderator Eckart von Hirschhausen und verweist darauf, dass 70.000 Menschen in Europa bei der Hitzewelle 2003 starben. Bei Dauerhitze kann es zu massiver Stresshormon-Anhäufung kommen, warnt Benjamin Börner, Spezialist für biologische und integrative Medizin.

Da werden Reserven aus dem Körper herangezogen (Nährstoffe, Spurenelemente, Fettsäuren & Co.).

Die Folgen: Schwindel, Wesensveränderungen, Tinnitus, Seh- und Schlafstörungen, Übelkeit, Panik-Attacken. Deshalb rät der Experte, die Hirnstammregion mit Saunagängen und Wechselduschen zu trainieren.