Nelson Müller testetSo gut sind Lachs, Champagner und Sushi vom Discounter

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TV-Koch Nelson Müller testet die neuen Luxus-No-Name-Produkte der Supermärkte. 

In jedem Supermarkt können Verbraucher inzwischen zwischen günstigen Eigenmarken und teuren Markenprodukten entscheiden. Doch nun reiht sich ein weitere Linie ins Supermarktregal ein: Luxus-Versionen der Eigenmarken, die schöner aufgemacht sind und im Durchschnitt teurer sind als spartanische Eigenmarken. Doch wie gut sind Premium-Eigenmarken im Vergleich zu teurer Feinkost wirklich?

In einer umfangreichen Verbraucherstudie ging Nelson Müller im zweiten Teil der Sendung „No-Name oder Marke“ der Frage nach, was wirklich besser schmeckt. Der TV-Koch erklärte dabei auch, wie bei Edel-Lebensmitteln gepfuscht wird. Denn von der Lust am kleinen Luxus profitieren vor allem Supermärkte und Discounter, wie er erklärt.

Im Geschmack können die meisten No-Names mithalten – außer bei „Mon Chéri“.

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Pralinen mit Branntwein

Im direkten Vergleich traten gegeneinander an: „Edle Kirsche“ von Aldi für 1,78 Euro und das Markenprodukt „Mon Chéri“ für 2,99 Euro (beide Preise pro 100 Gramm). Im blinden Geschmackstest punktete klar das Markenprodukt, die Discounter-Variante konnte die Tester nicht überzeugen.

Eierlikör

Die Eierlikör-Eigenmarke von Netto für 3,99 Euro pro Flasche oder der Klassiker der Marke „Verpoorten“ für 10,99 Euro pro Flasche: Was schmeckte den Testern besser? Das Urteil fiel unterschiedlich aus, es stand unentschieden. Ergo: Das teure Produkt lohnt sich nicht.

Pralinen mit Alkohol

„Gute Geister“ von Aldi-Nord für 1 Euro traten an gegen „Edle Tropfen“ von Trumpf für 1,20 Euro pro 100 Gramm. Die Besondheit bei diesem Duell: beide Produkte stammen aus dem selben Werk. Im Geschmackstest überzeugte das No-Name-Produkt die Testerinnen, die Marke nicht.

Das Fazit: im Geschmackstest halten die No-Name-Produkte überraschend gut mit.

„Guter Geschmack muss nicht teuer sein“

Nelson Müller bat außerdem 100 Tester zur Verkostung: Räucherlachs, Champagner und Serrano-Schinken, alles einmal von einem großen Markenhersteller und einmal in der Billig-Variante.

Das Ergebnis war bemerkenswert: Die No-Names konnten in der Blindverkostung meist mithalten. Bei bestimmten Produkten, wie „Mon Chéri“, hatte die Marke aber die Nase geschmacklich vorn. Guido Lorch vom ipi Institute in Stuttgart interpretiert das Ergebnis: „Der Preis ist nicht durch den Geschmack bestimmt, sondern durch andere Faktoren, die in diesem Geschmackstest keine Rolle gespielt haben.“

Nelson Müllers Fazit: „Guter Geschmack muss nicht teuer sein.“

Champagner von Penny überzeugt Tester genauso wie teurer Moet

So schmeckte der um 28 Prozent günstigere Parmesankäse von Netto (1,60 Euro) den Testern besser als das teurere Vergleichsprodukt aus dem Feinkostladen (2,20 Euro, Preise jeweils pro 100 Gramm).

Der Parmaschinken von Aldi (2,99 Euro) konnte genauso überzeugen wie das Edel-Version (6,99 Euro, beide Preise pro 100 Gramm), obwohl die billigere Variante um 57 Prozent günstiger ist.

Gleiches gilt für den um 60 Prozent günstigeren Champagner von Penny (13,99), der gegen die Marke Moet antritt (34,90 Euro, beide Preise pro Flasche). Auch der günstigere Räucherlachs von Lidl (1,99 Euro) kann im Vergleich geschmacklich mit der Feinkostware für 5,75 Euro (beide Preisangaben pro 100 Gramm) mithalten. Dabei spart der Verbraucher mit der günstigeren Variante 65 Prozent im Vergleich zum Markenprodukt.

Beim Kaffee hat das No-Name-Produkt die Nase weit vorn

Beim Kaffee gewann das No-Name-Produkt, Rewe Caffee Crema (für 13,49 Euro), deutlich gegen das Edel-Produkt (39,95  Euro, beide Preisangaben pro 1 kg): Die Tester loben den Geschmack und würden künftig wieder zum No-Name-Produkt greifen. Lorch ordnete das Ergebnis ein: „Das teure Produkt ist kein schlechter Kaffee, jedoch scheint der Geschmack des Rewe-Kaffees massentauglicher zu sein.“

Transparenz: Was steckt hinter dem schönen Schein?

Was steckt hinter schönen Namen und blumigen Bezeichnungen?

Was edel klingt, kann sogar besonders billig sein: Lebensmitteltechniker Sebastian Lege zeigt, wie einfach man aus billigstem Wein aus dem Tetra Pak einen spritziger Edel-Tropfen zaubert. Verkauft wird das am Ende als wohlklingender Secco Rosato – ein Trick der Lebensmittelindustrie. So wird aus dünn geschnittenem Räucherlachs ein teures und edel klingendes „Lachs Carpaccio“.

Nelson Müller dazu: „Dass Produkte mit blumigen Produktbeschreibungen auf edel getrimmt werden, ist zwar legal, aber mich ärgert das.“ Am Ende seien die Verbraucher verwirrt und wüssten nicht mehr, was sie kaufen sollten.

Hält die billige Feinkost, was sie verspricht? 

Das Angebot ist riesig: Delikatessen, wie Weinbergschnecken oder Hirschgulasch, werden inzwischen von No-Name-Linien angeboten. Die neuen Linien der Eigenmarken sind in ihrer Aufmachung deutlich schicker und exklusiver als die bekannten Eigenmarken, die vor allem den Ruf haben, vor allem günstig zu sein. Doch hält die billige Feinkost, was sie verspricht? Stefan Duphorn ist Markendedektiv und weiß genau, wie und wo man günstig einkaufen kann. Er erklärt dazu: „Man möchte weg vom Billig-Billig-Image. Das machen die Supermärkte ganz geschickt.“ 

Auch die Anordnung der Regale habe sich verändert: Günstige No-Names findet der Verbraucher im unteren Bereich, Markenprodukte in Greifhöhe und ganz oben sind die Luxus-Eigenmarken angesiedelt. Marken verkaufen sich gut und bringen den Supermärkten hohe Gewinne. Doch meist müssen die Märkte festgelegte Mengen abnehmen. Bei Eigenmarken hingegen hat der Supermarkt die volle Kontrolle über die Bestellung.

Luxus-No-Names rechtfertigen teurere Preise nicht

Die neue Luxus-Eingemarke sei daher das Beste aus „beiden Welten“. Die Produkte sind gleichzeitig günstig eingekauft und hübsch verpackt. Das sei gut für das Image und den Gewinn der Supermärkte. Nelson Müllers Fazit fällt nicht gut aus: „Bisher war das immer ganz klar: No-Name gleich günstig. Doch jetzt gibt es schicke Linien und plötzlich sind Käse, Schinken und Pesto gleich doppelt so teuer. Dafür, dass der Inhalt nicht so viel anders ist, ist der Preis zu teuer.“

Feinkost für wenig Geld: Wie ist es um die Fairness bestellt?

Kann Billig-Büffelmozarella fair hergestellt werden?

Beleuchtet werden auch die Schattenseiten edler Lebensmittel: Büffelmozzarella gilt als aromatisch, selten und gesund. Doch die Wasserbüffel sind anspruchsvoll, und für die Kälber der Tiere gibt es keinen Markt. In Italien geht Nelson Müller der Frage nach, wie Tierwohl und Luxuslebensmittel zusammenpassen.

In der Produktionsstätte des Herstellers „Sori“ schaut sich Nelson an, wie die begehrten Luxusprodukte hergestellt werden. Er erfährt: Die Bauern erhalten zwischen 1,30 und 1,60 Euro pro Liter Büffelmilch. Jedoch geben Büffel im Vergleich zur deutschen Hochleistungs-Milchkuh ein Fünftel weniger Milch ab. Sie kommen im Durchschnitt pro Tag auf acht Liter Büffelmilch.

Sushi aus dem Discounter schneidet nicht am schlechtesten ab – Handarbeit gewinnt den Test

Seit Sushi seinen Siegeszug in Deutschland angetreten hat, stehen auch im Supermarkt und beim Discounter praktische Boxen zum Mitnehmen bereit. Doch wie gut ist dieser frische Fisch zum kleinen Preis? Experten untersuchen Qualität, Geschmack und Keimbelastung.

Im ZDF-Test: Sushi von Rewe (4,25 pro 100 Gramm), Sushi vom Discounter Lidl (1,42 Euro pro 100 Gramm), Tiefkühl-Sushi von Edeka (2,30 Euro pro 100 Gramm), Sushi vom Fisch-Experten Nordsee (4,11 Euro pro 100 Gramm) und eine Sushi-Box von Penny (1,42 Euro pro 100 Gramm). Direkt fällt auf: In Japan werden als Gemüse traditionell Gurke oder Avocado verwendet, doch in der Sushi-Box von Penny und in der von Lidl findet der Experte stattdessen Paprika und Ma­yon­nai­se. Oft wird der trockene Reis von den Experten bemängelt.

Nur das teuerste Produkt überzeugt auf ganzer Linie

Die Sushi-Box, die die Experten umfassend überzeugen kann, ist das handgemachte Sushi von Rewe – im Test auch das teuerste Produkt. Die Discounter-Produkte landen auf Platz zwei und drei. Durchgefallen sind die Tiefkühl-Version von Edeka und das teure Produkt von Nordseee.

Die Boxen wandern zur genaueren Betrachtung ins Labor und werden zum Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums auf Keimbelastung untersucht: Keins der Produkte weist eine erhöhte Keimzahl auf. Der Verzehr ist damit unbedenklich.

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