Lebensretter in Corona-PandemieEXPRESS-Volontär erlebt emotionale Stammzellspende

EXPRESS-Volontär bei der Stammzellspende des DKMS

EXPRESS-Volontär Christopher Hostert bei seiner Stammzellspende beim DKMS im Kölner Mediapark.

von Christopher Hostert (cho)

Köln – Mit der Corona-Pandemie wird das Jahr 2020 den Menschen weltweit in Erinnerung bleiben. Für EXPRESS-Volontär Christopher Hostert wurde dieses Jahr zur Chance.

Als Stammzellspender der DKMS konnte er unerwartet zum Lebensretter werden und einem fremden Menschen die Chance auf ein zweites Leben ermöglichen. Hier spricht er über seine Erfahrung und den wohl emotionalsten Moment seiner Spende.

DKMS: Mit Stammzellspenden gegen Blutkrebs

  • Die DKMS ist eine gemeinnützige Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Blutkrebs gemeinsam zu besiegen.
  • Nach Informationen der DKMS erhält alle 15 Minuten ein Mensch in Deutschland die niederschmetternde Diagnose Blutkrebs.
  • Bei vielen Patienten handelt es sich um Kinder und Jugendliche, deren einzige Chance auf Heilung eine Stammzellspende ist.
  • Doch jeder zehnte Patient findet keinen Spender.
  • Die Corona-Pandemie sorgte jetzt für zusätzliche Schwierigkeiten.

Höhner-Chef Henning Krautmacher wirbt für Stammzellspende

Gerade die Absage aller Vor-Ort-Registrierungsaktionen, die sonst für viele Neuanmeldungen sorgen, traf die DKMS und führte zu einem Rückgang von rund einem Drittel im Vergleich zum Vorjahr.

Alles zum Thema Henning Krautmacher

Ein Umdenken war gefordert, wie Dr. Elke Neujahr, Vorsitzende der DKMS-Geschäftsführung erklärt: „Die Gesundheitskrise hat unsere Arbeit bei der DKMS fundamental verändert. Wir sind noch digitaler und flexibler geworden.“

Außerdem gab es Hilfe von Kölner Prominenz. „Höhner”-Frontmann Henning Krautmacher setzt sich bereits seit mehr als 21 Jahren für die DKMS ein und besuchte Spender am Nikolaustag sogar persönlich bei der Entnahme. In einem Interview sagte er: „Es gibt schwerkranke Menschen, die genau jetzt unsere Hilfe benötigen. Wir dürfen sie nicht vergessen und sollten ganz im Gegenteil signalisieren: Wir sind für Euch da.”

EXPRESS-Volontär wird durch DKMS-Spende zum Lebensretter

Dass ich so schnell zum Spender werde würde, hätte ich bei meiner Registrierung vor etwas mehr als einem Jahr nicht gedacht. Umso überraschter, aber auch glücklicher war ich, als ich im Sommer die Nachricht bekam, dass ein „genetischer Zwilling“ von mir gefunden wurde und ich diesem Menschen das Leben retten kann.

So richtig realisieren was das bedeutet und was in den nächsten Monaten auf mich zukommt, konnte ich in dem Moment noch nicht, aber erste Freude machte sich breit.

DKMS: Das erwartet Spender vor der Stammzellspende

Schnell merkte ich, dass hinter der DKMS wesentlich mehr steckt als nur der bekannte Slogan „Stäbchen rein, Spender sein“.

Erst ging es für mich zum Hausarzt, um mit einer Blutprobe sicherzustellen, dass ich für den Patienten als Spender in Frage komme – im nächsten Schritt wartete dann ein umfangreicher Gesundheitscheck in einer Partnerklinik der DKMS im Mediapark auf mich.

Das nette Team vor Ort beantwortete mir sämtliche Fragen und nahm mir mögliche Sorgen. Mit einem genauen Plan für die nächsten Wochen, stets erreichbaren Notfallkontakten und einem guten Bauchgefühl, verließ ich die Klinik.

Stammzellspende braucht Vorbereitung durch Spender

Wenige Wochen später stand dann die Spende auf dem Programm. Vorher galt es jedoch noch den inneren Schweinehund und Verstand zu überlisten.

Wie 80 Prozent aller Spender leistete ich eine periphere Stammzellspende. Dabei erfolgt die Entnahme ohne Operation direkt über das Blut und dauert nur wenige Stunden. In den letzten vier Tagen vor der Spende musste ich mir dafür zweimal täglich eine Spritze mit einem Wachstumsfaktor in den Bauch setzen.

DKMS: Stammzellspende in der Entnahmeklinik im Mediapark in Köln

Der Einstich ist dabei allerdings kaum zu spüren und die Angst und Hemmungen nehmen zunehmend ab. Der Gedanke daran, einem Menschen damit das Leben retten zu können und das Wissen darüber, das manche Personen, wie zum Beispiel Diabetiker, dieses Prozedere ihr gesamtes Leben durchstehen, ließ mich nicht lange jammern.

Die Spende an sich in der Klinik am Mediapark verlief dann recht unspektakulär und ähnelt einer Blutplasmaspende. Nachdem mir an beiden Armen Zugänge gelegt wurden hieß es warten, bis genügend Stammzellen aus meinem Blut separiert wurden. Dank des Film-Angebots vor Ort und der Möglichkeit das eigene Smartphone zu nutzen, gingen die zweieinhalb Stunden für mich schnell vorbei.

DKMS: Stammzellspende in Corona-Krise besonders gefragt

Im Anschluss konnte ich mich in der Klinik noch stärken und den Mineralien-Haushalt wieder auffüllen. Wieder zu Hause angekommen war ich dann aber doch erschöpft und machte es mir erstmal auf der Couch bequem, spürte in dem Moment aber zunächst überwiegend nur Erleichterung, dass ich alles geschafft hatte.

Grundsätzlich kann ich es jedem empfehlen, sich bei der DKMS registrieren zu lassen. Gerade in der aktuellen Krise, in der man sich oft machtlos fühlt, ist das eine Chance einem Menschen direkt zu helfen. „Unser Engagement ist wichtiger als je zuvor. Blutkrebs macht keine Corona-Pause“, erinnert Dr. Neujahr.

Natürlich gibt es im Falle einer Spende auch ein paar Umstände zu beachten, aber gerade Kölner haben durch die räumliche Nähe zur Entnahmeklinik am Mediapark einen großen Vorteil. Wenn Sie mehr über die DKMS wissen möchten, können Sie sich auf der Homepage umschauen oder direkt hier registrieren.

DKMS: Emotionalster Moment der Stammzellspende

Erst ein paar Tage nach der Spende realisierte ich, was ich wirklich bewirken konnte. Ich bekam nicht nur die Nachricht, dass die Transplantation der Stammzellen erfolgreich war, sondern auch erste Angaben (Nationalität, ungefähres Alter, Geschlecht) zu meinem „genetischen Zwilling“.

Diese Gewissheit machte die Spende für mich auf einmal sehr real und sorgte für den emotionalsten Moment während der Spende. Einen genetischen Zwilling zu finden und diesem auch noch das Leben retten zu können ist ein unglaublich schönes Gefühl, was ich jedem wünsche.