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Stellung, Uhrzeit, SpermaWie muss der Sex sein, um ein Kind zu zeugen?

Sex

Wenn sich ein Paar ein Kind wünscht, ist es oft mit Sex nicht getan. Viele Faktoren bestimmen, ob der Kinderwunsch in Erfüllung geht. 

Köln – Ein Kind wird von vielen Paaren als Krönung ihres gemeinsamen Glücks gesehen. Doch nicht bei allen klappt es mit dem Schwangerwerden so einfach.

Denn zum Kinderzeugen gehört mehr als einfach nur Sex haben.

Faktoren wie Ernährung, fruchtbare Tage der Frau und Spermienqualität des Mannes spielen ebenfalls eine Rolle. Drei Mediziner erklären, woran es liegen kann, wenn es trotzdem nicht klappt, ob es eine Sex-Stellung gibt, wie eine Schwangerschaft garantiert und ab wann sich Paare professionelle Hilfe holen sollten.

Alles zum Thema Ernährung

Das sind unsere Experten: Dr. Christian Albring ist Gynäkologe und Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte und niedergelassener Frauenarzt in Hannover; Prof. Dr.  Christian Thaler leitet das Hormon- und Kinderwunschzentrum des Klinikums der Ludwig Maximilians Universität München. Der Androloge Prof. Frank-Michael Köhn vom Andrologicum München komplettiert die Expertenrunde. Sein Fachgebiet ist die Männermedizin. Diese drei Experten beantworten unsere Fragen zum Thema Kinderwunsch.

Angenommen ein Paar hat einen Kinderwunsch. Wie oft sollten sie Sex haben?

Mehr Sex heißt nicht unbedingt eine höhere Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden. Entscheidend ist, wann der Geschlechtsverkehr stattfindet. Denn nur in den Tagen um den Eisprung der Frau kann es mit der ersehnten Schwangerschaft klappen. Gynäkologe Prof. Albring erklärt dazu: „Wenn sich das Paar überhaupt nicht um Temperaturmessung, Eisprung und Menstruationszyklus kümmern will, gibt es eine Faustregel, die besagt: alle drei Tage. Denn da Spermien zwei bis vier Tage überleben können, ist so die Chance groß, dass sie dabei irgendwann auch auf eine Eizelle treffen.“

Weiß das Paar, dass der Eisprung gerade stattfindet oder kurz bevorsteht, rät der Experte dazu, alle zwei Tage Sex zu haben. Auch dabei gilt zu beachten: Viel hilft nicht unbedingt viel, denn wenn der Mann „sein Pulver zu oft verschießt“, leidet die Spermienanzahl im Spermium darunter. Es dauert drei Tage, bis beim Mann die optimale Spermienzahl gebildet wird.

Welche Sex-Stellung ist besonders geeignet, um ein Kind zu zeugen?

Welche Stellung Paare beim Sex wählen, ist eigentlich nicht so wichtig für den Kinderwunsch. Hauptsache, es macht beiden Spaß. Warum, erklärt Prof. Albring: „Der Gebärmutterhals ist mit einem sehr festen Schleim verschlossen, der um die Zeit des Eisprungs herum viel durchlässiger wird. Durch die Sex-Stellung lässt sich das nicht beeinflussen.“ 

Ist es besser morgens oder abends Sex zu haben?

Eine britische Studie legte kürzlich dar, dass wir am besten morgens um 7.30 Uhr Sex haben sollten. Denn: Morgens produzieren Mann und Frau die meisten Sexualhormone. Haben wir Geschlechtsverkehr, wird die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin gestoppt und wir fühlen uns fit und starten ausgeruht in den Tag. Dazu steigt der Testosteronspiegel des Mannes an. Geht es jedoch um die Prämisse, ein Kind zu zeugen, ist die Uhrzeit egal, das bestätigt auch der Experte.

Das sollten Frauen wissen

Stimmt es, dass die Frau die Chancen vergrößert, wenn sie nach dem Sex eine Kerze macht?

Das stimmt nur zum Teil, meint Prof. Albring. Seine Empfehlung: Nach dem Samenerguss sollte die Frau auf dem Rücken liegenbleiben. Was dahinter steckt? „Die Vorstellung, dass dann die Spermien mehr Chancen haben, durch den Gebärmuttermund hindurch in die Gebärmutter hineinzugelangen“, so der Gynäkologe. Nach dem Sex Verrenkungen wie eine Kerze zu machen, sei jedoch nicht nötig, meint er. Vielmehr komme es auf die Qualität und Aktivität der Spermien an: „Wichtig ist, dass genug Spermien vorhanden sind, dass die Spermien gesund und beweglich sind, sich zielgerichtet vorwärtsbewegen und durch den Gebärmuttermund hindurch in die Gebärmuttergelangen können.“

Erhöht ein Orgasmus der Frau die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden?

Dass der Mann einen Orgasmus haben muss, damit er ein Kind zeugen kann, leuchtet ein. Doch welche Rolle spielt der Orgasmus der Frau in der Fortpflanzung? Lange dachte man, dass es für die Empfängnis unerheblich sei, ob die Frau beim Sex kommt. Doch der Gynäkologe Prof Thaler vom Hormon- und Kinderwunschzentrum des Klinikums der Ludwig Maximilians Universität München sagt: Ja, eine Frau wird eher schwanger, wenn sie selbst auch zum Höhepunkt kommt. „Das Orgasmus-Hormon Oxytocin wird Frauen manchmal sogar bei künstlichen Befruchtungen gespritzt, in der Hoffnung, dadurch die Chancen für eine Schwangerschaft zu erhöhen“, erklärt der Mediziner.

Gibt es Lebensmittel, die die Fruchtbarkeit erhöhen?

Auch die Ernährung hat einen Einfluss darauf, ob ein Kind gezeugt wird – oder eben nicht. Prof. Thaler bestätigt: „Untergewicht ebenso wie Übergewicht vermindern die Fruchtbarkeit sowohl beim Mann als auch bei der Frau.“ Er empfiehlt eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung. Eine spezielle Fruchtbarkeitsdiät gebe es laut dem Mediziner jedoch nicht, auch wenn einige Kinderwunsch-Experten diskutierten, ob die typische „westliche“ Ernährung die männliche Fruchtbarkeit herabsetze. 

Auf welche Nährstoffe sollte eine Frau, die schwanger werden will, achten? 

Frauen, die eine Schwangerschaft planen, sollten darauf achten, genügend Jod und Folsäure zu sich zu nehmen. Beide Stoffe benötigt das Embryo bereits in den ganz frühen Stadien der Schwangerschaft. Wer sich ein Kind wünscht, sollte auf Alkohol und Nikotin verzichten.

Das sollten Männer wissen 

Gibt es bei Männern auch „fruchtbarere Tage“ als andere?

Frauen können nur während ihrer fruchtbaren Tage schwanger werden. Gibt es einen solchen Zeitraum auch beim Mann? Nein, meint Prof. Frank-Michael Köhn dazu. „Typische ‚fruchtbare Tage‘ gibt es beim Mann nicht.“ Die Länge der sexuellen Enthaltsamkeit könne aber die Spermaqualität beeinträchtigen, so der Androloge. Wer länger als zehn Tage auf Sex verzichtet und damit die Qualität seiner Spermien erhöhen möchte, erreiche das Gegenteil: automatisch setze ein Alterungsvorgang der Zellen ein und die Beweglichkeit der Spermien sei eventuell reduziert.

Welche Faktoren bestimmen die Spermienqualität des Mannes?

Die Qualität vom Sperma hängt von vielen Faktoren ab. Ab dem 40. Lebensjahr nimmt die Spermaqualität ab, die Spermien sind dann nicht mehr so zahlreich vorhanden und nicht mehr so beweglich. Aber auch äußere Einflüsse, wie etwa bestimmte Medikamente, Infektionen, der Genuss von Alkohol und Drogen oder Stress, können die Spermien beeinflussen.

Also tun LKW-Fahrer oder Saunagänger sich und ihrem Sperma keinen Gefallen damit?

Ja, das bestätigt Androloge Prof. Köhn. „Eine Reduktion der Spermaqualität durch Lebensgewohnheiten wie heiße Bäder, Saunabesuche oder das Tragen enger Unterwäsche ist belegt. Zweimal wöchentliche Saunabesuche mit Hitzeexposition gegenüber 80-90 Grad Celsius für 15 Minuten führt bei Männern mit einer normalen Spermaqualität zur Abnahme der Spermienzahlen und Beweglichkeit sowie Störungen der Spermienreife.“ Ebenfalls kritisch sieht der Androloge den Einfluss von Smartphones auf die männliche Fertilität. Einige Untersuchungen an Spermien im Reagenzglas hätten zwar Effekte auf Spermien gezeigt, jedoch sei ein gesicherter negativer Einfluss auf die männliche Fertilität noch nicht bewiesen.

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Auf welche Nährstoffe sollte ein Mann, der die Spermienqualität verbessern will, achten?

Für Männer mit Kinderwunsch gilt, dass sie sich möglichst ausgewogen und vitaminreich ernähren sollten. Darauf weisen sämtliche Studien hin, erklärt Prof Köhn. Für eine allgemeine und fundierte „andrologische Diätempfehlung“ sei es noch zu früh, meint der Androloge. „Männer, deren Ernährung mehr aus Fisch, Seefrüchten, Hühnchen, Getreide, Gemüse und Früchte, Milchprodukten mit niedrigem Fettanteil und fettarmer Milch besteht, haben eine bessere Spermaqualität.“ Männer hingegen, die sich von Fertigprodukten, Soja, Kartoffeln, Vollmilchprodukten, Käse, Kaffee, Alkohol, gezuckerten Getränken und Süßigkeiten ernährten, zeigten eine reduzierte Spermaqualität.

Der perfekte Zeitpunkt

Wann im Zyklus ist eine Frau fruchtbar und wie kann man den Zeitraum bestimmen?

Die wichtigste Voraussetzung lautet: Die Frau sollte über ihren Zyklus Bescheid wissen – und einschätzen können, wann ihr Eisprung stattfinden wird. Der Zyklus gibt ein schmales Zeitfenster von bis zu sechs Tagen vor, denn nur wenn sich ein Ei aus den Eierstöcken gelöst hat und auf dem Weg durch die Eileiter in die Gebärmutter ist, kann es zu einer Befruchtung kommen. Prof. Thaler rechnet vor: „Nach dem Eisprung ist die Befruchtung nur für etwa 24 Stunden möglich. Die Spermien sind bis zu 5 Tage befruchtungsfähig und sie können diese Zeit im Schleim des Gebärmutterhalses ausharren und auf die Freisetzung der Eizelle warten.“ Insgesamt könnten Frauen also an bis zu 6 Tagen pro Monatszyklus schwanger werden.

Wer den Zeitpunkt des Eisprungs genauer ermitteln möchte, kann morgens und abends die Körpertemperatur messen und sammeln. Denn: Während dem Eisprung steigt die Körpertemperatur an. Kostspieliger und aufwändiger ist die Methode, ein Hormon zu bestimmen, das kurz vor dem Eisprung im Urin vermehrt nachgewiesen werden kann. Albring nennt einen weiteren Indikator, auf den Frauen achten können: „Auch das Aussehen des Schleims, der den Gebärmuttermund verschließt, verändert sich vor dem Eisprung.“

Welche Rolle spielt Stress?

„Unabhängig von allen medizinischen Versuchen muss man sich klar machen, dass Stress eine Schwangerschaft verhindert“, sagt Christian Albring vom Berufsverband der Frauenärzte. Das habe einen natürlichen Sinn: Schwangere Frauen wären vor Jahrhunderten zu schwach für lebensnotwendige Belastungen wie längere Wanderungen zu nahrungsreicheren Gebieten gewesen. Deswegen signalisiert das Gehirn bei Stress jeder Art dem Körper noch heute, nicht schwanger zu werden.

Wie lange dauert es im Durchschnitt?

Wie lange dauert es in der Regel, bis ein Paar ein Kind zeugt?

Prof. Albring: „Wenn das Paar gesund ist, jung genug, weder beim Mann noch bei der Frau eine herabgesetzte Fruchtbarkeit vorliegt, dann liegt die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Paar bei einem einmaligen, ungeschützten Sex um den Eisprung herum schwanger wird, bei 25 Prozent.“ Trotzdem sei eine Dauer von 9 bis 18 Monaten möglich, da viele Dinge den Zyklus stören oder die Spermienqualität mindern können.

Ab Mitte 30 sinkt die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden bei Frauen jedoch rapide. „Bei Frauen mit Mitte 30 kann die monatliche Schwangerschaftsrate bereits auf 10 bis 12 Prozent absinken, ab 40 Jahren ist die monatliche Chance oft nur noch 3 bis 4 Prozent.“

Wie lange sollte ein Paar warten, bis es sich Hilfe holt?

Wenn sich bei optimalen Voraussetzungen nach neun Monaten noch keine Schwangerschaft eingestellt habe, könne ein Gespräch mit einem Frauenarzt sinnvoll sein, so der Experte Albring.

In einem Kinderwunschzentrum werden sowohl die Frau als auch der Mann betreut und untersucht. Diese Anlaufstelle empfiehlt Prof. Thaler allen Paaren, bei denen es mit der Schwangerschaft nicht klappt. Grundlegende Fragen müssen zuallererst geklärt werden: Kommt es bei der Frau regelmäßig zum Eisprung? Werden genügend funktionsfähige Spermien freigesetzt? Welche Arzneimittel werden eingenommen? Liegen Krankheiten oder unentdeckte Infektionen vor, die die Fruchtbarkeit beeinträchtigen? Aus diesen Resultaten ergibt sich dann das weitere Vorgehen.