Fleischfressende BakterienAchtung! Das müssen Sie über Vibrionen in Ost- und Nordsee wissen

Viele Menschen sind am Strand unterwegs. Einige sitzen in blau-weißen Strandkörben.

Badegäste an Ost- und Nordsee sollten diesen Sommer Vorsicht walten lassen. Die fleischfressenden Bakterien Vibrionen haben sich in den vergangenen Monaten rasant vermehrt. Das Foto zeigt den Timmendorfer Strand am 10. Juni 2023.

Die fleischfressenden Bakterien Vibrionen vermehren sich an Ost- und Nordsee rasant.

Obacht! Wenn Sie nach dem Baden in Ost- oder Nordsee kleine schmerzende Verletzungen feststellen, sollten Sie sich umgehend in medizinische Hände begeben.

Wie bereits im Sommer 2019, in dem zwei Menschen nach einem Bad in der Ostsee an einer Vibrionen-Infektion gestorben sind, stellen die fleischfressenden Bakterien für Badegäste auch in diesem Jahr eine echte Gefahr dar.

Sommer 2023: fleischfressende Bakterien in Ostsee und Nordsee

Durch die ansteigenden Temperaturen im Sommer, die durch die Klimaerwärmung verursacht werden, vermehrten sich die Vibrionen in Ost- und Nordsee rasant. Doch was sind Vibrionen eigentlich und welche Menschen sind besonders gefährdet? EXPRESS.de gibt einen Überblick.

Alles zum Thema Robert Koch-Institut

Vibrionen sind Bakterien, von denen einige Arten beim Menschen Krankheiten verursachen können. Am bekanntesten dürfte der Erreger der Cholera sein. Die im Salzwasser der Ostsee vorkommenden Keime der Art Vibrio vulnificus vermehren sich sprunghaft bei Wassertemperaturen von mehr als 20 Grad und können Wunden infizieren. Auch in Nordsee und Ostsee können sie etwa in Flussmündungen vorkommen. Zu den Symptomen einer Infektion gehören Schüttelfrost und Fieber. Eine zügige Therapie mit Antibiotika kann den Krankheitsverlauf stark mildern.

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Was sind Vibrionen?

Vibrionen sind stäbchenförmige Bakterien. Vibrio vulnificus sind ein natürlicher Bestandteil im Meer- und Brackwasser, heißt es auf der Seite des Gesundheitsamtes Schleswig-Holstein und in den Informationen auf der Seite des Landesamtes für Gesundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern (LAGuS). In Massen treten die Bakterien allerdings erst bei Wassertemperaturen von 18 bis 20 Grad auf. Bei kalten Wassertemperaturen hingegen sind Vibrionen inaktiv. Das Bakterium ist „salzliebend“ kommt aber eher in Gewässern vor, deren Salzkonzentration nicht zu hoch ist, wie beispielsweise die Ostsee.

Wie können sich Menschen mit Vibrionen infizieren?

Bei einem Bad im Meer kann man sich mit den Bakterien infizieren, wenn man offene Wunden hat. Durch die Wunde können die Vibrionen in den Körper gelangen und sich dort vermehren. Dabei spiele es keine Rolle, ob es sich um kleine oberflächliche Wunden oder tiefe Hautverletzungen handele, heißt es beim Gesundheitsamt Schleswig-Holstein. Auch durch das Verschlucken von Meerwasser können die Bakterien in den Organismus gelangen.

Wer nicht richtig gegarten oder Fisch, Muscheln oder Krabben verspeist, kann sich über das Essen mit dem Bakterium infizieren. Die Meerestiere aus Nord- und Ostsee werden deshalb kontrolliert, so das Gesundheitsamt.

Vibrionen-Infektion: Welche Personen sind besonders betroffen?

Ältere Personen mit einem geschwächten Immunsystem gehören zur Risikogruppe. Laut LAGuS zählen dazu auch Menschen mit chronischen Krankheiten wie Lebererkrankungen, Alkoholabhängigkeit oder Diabetes. Auch Menschen mit Krebserkrankungen sowie Personen mit schweren Herzerkrankungen haben ein erhöhtes Risiko, eine Vibrionen-Infektion zu bekommen und daran schwer zu erkranken, heißt es beim Robert-Koch-Institut (RKI). 

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Welche Symptome treten bei einer Vibrionen-Infektion auf?

Bei der Infektion über Wunden kann es zu Haut- und Gewebezerstörungen kommen, informiert das Gesundheitsamt Schleswig-Holstein. Laut RKI können sich „tiefgreifende Nekrosen“ (Absterben von Zellen, örtlicher Gewebstod) bilden, wenn die Infektion nicht richtig behandelt wird. Außerdem kann die Erkrankung zu Fieber, Schüttelfrost und einer schweren Blutvergiftung führen. Symptome treten innerhalb von vier bis 96 Stunden nach dem Eintreten des Bakteriums auf.

Wer sich durch rohen Fisch mit dem Bakterium infiziert hat, leidet laut RKI an krampfartigen Bauchschmerzen, Erbrechen, Übelkeit und Durchfall. Bei sehr schweren Verläufen könne es auch hier zu einer Blutvergiftung kommen. Bei Kindern wurden zudem vereinzelt Ohrinfektionen festgestellt.

Wie kann man der Infektion vorbeugen?

Menschen mit offenen oder schlecht heilenden Wunden sollten den Kontakt mit warmem Meerwasser zu meiden. Dazu zählen auch Menschen mit frischen oder noch nicht vollständig verheilten Tätowierungen, die ebenfalls ein Eintrittsweg für die Bakterien sind. Vor allem Personen mit Vorerkrankungen und einem geschwächten Immunsystem müssen vorsichtig sein. Meerestiere sollten außerdem nicht roh verzehrt werden.

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Was sollte man bei einem Infektionsverdacht tun?

Urlauber sollten entzündete Hautstellen nach dem Baden im Auge behalten. Treten zusätzlich starke Schmerzen auf, sollten Betroffene schnell zum Arzt, rät das Centrum für Reisemedizin (CRM). Auch das LAGuS empfiehlt deshalb, dass bei den „geringsten Zeichen einer Wundinfektion“ ein Arzt aufgesucht werden sollte. Betroffene sollten dem Mediziner sagen, dass sie im Meer gebadet haben. Wegen des raschen Krankheitsverlaufs ist eine schnelle Behandlung zum Beispiel mit Antibiotika sehr wichtig, berichtet das Gesundheitsamt Schleswig-Holstein. (dob/ta/rha/eg/dpa)