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MDMA als Sex-PilleWie hilft Ecstasy Paaren beim heißen Liebesspiel?

sado maso

Lustvolle Liebesspiele und intensive Nähe: Das versprechen sich Paare von der gemeinsamen Einnahme der MDMA-Pillen. Im Internet werden sie in diversen Foren sogar als Beziehungs-Booster angepriesen. Doch die gefährlichen Kurz- und Langzeitfolgen des Konsums werden ausgeblendet.

Köln – MDMA – vier Buchstaben, die den ultimativen Kick versprechen. Methylen-Dioxy-Methyl-Amphetamin heißt der Wirkstoff – und er steckt in vielen Ecstasy-Pillen. Die sind nicht nur in der Partyszene nach wie vor ein Riesen-Renner. Auch bei Paaren stehen sie hoch im Kurs, denn die versprechen einen Kick für die Libido, einen Boost für heißen Sex.

Dabei ist der Wirkstoff in den Pillen inzwischen immer höher dosiert – dadurch entstehen immer höhere Risiken für die Gesundheit.

Hoher Gesundheits-Risiken durch MDMA

Tatsächlich wird MDMA in diversen Foren im Netz angepriesen wie ein guter Paartherapeut. Die Pillen machen angeblich kuschelig, zärtlich, ehrlich, emotional, frischverliebt – sie sorgen also für eine Stimmung, die in vielen Beziehungen über den Alltag einfach verloren gegangen ist. Eine Droge für die Beziehungsarbeit?

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Der Kick – egal, ob man ihn fürs Bett oder die durchtanzte Nacht braucht – hat jedoch unschöne und vor allem extrem gefährliche Nebenwirkungen.

Stimmungsschwankungen: MDMA bringt Konsumenten zum Weinen

An einem Dienstag wacht Marco (Name von der Redaktion geändert) auf – und muss weinen. Ohne Grund. Mit seiner Freundin ist alles in Ordnung, im Studium besteht er jede Prüfung, Freunde und Familie – alle gesund.

Drei Tage zuvor war Marco auf einer Party, hat eine Pille geschluckt. Er tanzte durch bis um 9 Uhr am nächsten Morgen. Seine erste Erfahrung mit der Partydroge Nummer 1. Er wusste, dass es ihm einen Tage später vielleicht nicht ganz so gut gehen würde. Aber weinen?

MDMA sorgt für Serotonin-Ausschüttung

„Ein Klassiker – oft kommt es in den Tagen nach dem Rausch zu Stimmungsschwankungen“, sagt Ralf Wischnewski von der Drogen- und Suchtberatung Köln. Er kennt die Gefahren – und die gehen weit über Stimmungstiefs hinaus.

„Durch den Konsum wird die Tür zum Serotonin-Speicher geöffnet, der auch für unser Glücksempfinden verantwortlich ist. Wie ein Stopper hält die Droge die Tür zum Glücksspeicher offen. Es wird viel mehr Serotonin als üblich ausgeschüttet – und gleichzeitig wird die Wiederaufnahme gestoppt.“

MDMA: Wirkstoffdosierung steigt immer weiter – Lebensgefahr

Immer problematischer werden die Pillen vor allem, weil ihre Dosierung permanent steigt. Eine Schweizer Studie hat gezeigt, dass eine Pille 2007 im Schnitt 69,7 Milligramm des Wirkstoffs MDMA beinhaltete. 2018 waren es bereits 173,4 Milligramm. Das ist mehr als das Doppelte.

Gravierend, denn schon für eine 60 Kilogramm schwere Frau gilt: Jede Pille mit mehr als 80 Milligramm kann lebensbedrohlich sein. Bei einem 80 Kilo schweren Mann liegt der kritische Wert bei 120 Milligramm.

Damit wird schon die Durchschnittspille richtig gefährlich; ganz zu schweigen von höher dosierten Tabletten, vor denen die Polizei aktuell auch im Rheinland warnt. Der Zugang ist einfach, der Preis mit fünf bis zehn Euro pro Stück relativ niedrig. Und die Verharmlosung als Libido-Booster im Netz macht’s nicht besser.

MDMA-Konsum hat auch langfristige Folgen

Die meisten Erstkonsumenten wissen zu wenig über die Auswirkungen der Droge auf Körper und Geist. Zu den kurzfristigen Risiken zählen

  • erhöhte Körpertemperatur
  • Kieferkrämpfe
  • Muskelzittern
  • Übelkeit
  • Brechreiz
  • erhöhter Blutdruck

Langfristig setzen sich Konsumenten erheblichen Gefahren aus:

  • Unsicherheit
  • Ängstlichkeit
  • Stimmungsschwankungen
  • Schlafstörungen
  • Erschöpfung
  • depressive Verstimmungen

MDMA macht Konsumenten oft leichtsinnig

Dass Menschen durch Ecstasy zu Tode kommen, passiert selten. Aber es passiert. In Köln starb jüngst ein ein 17-Jähriger, bei ihm wurden hoch dosierte Pillen gefunden. Häufig ist es schwer zu sagen, was die Todesursache war, weil viele Konsumenten mehrere Drogen gleichzeitig nehmen. Zudem gibt es gefährliche Nebeneffekte, die statistisch schwer zu erfassen sind.

So werden Menschen im Rausch leichtsinniger. Spüren den Alkohol nicht mehr, was zu einer Vergiftung führen kann. Gleichzeitig wird nicht mehr genug Wasser aufgenommen. Die Körpertemperatur steigt.

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Den Effekt merkte auch Marco. Er zog seinen Pulli aus, später sein Shirt. Glück durchströmte seinen ganzen Körper. „Ich hätte jeden um mich herum am liebsten umarmt“, sagt er. „Ecstasy steigert bei den meisten Menschen das Bedürfnis nach Nähe“, sagt Experte Wischnewski. Daher auch die Verwendung als „Liebesdroge“. Doch nach dem Rausch folgt der Kater...

MDMA: Gefühlschaos an den Tagen danach

Die wirklichen Probleme bemerkt Marco erst Tage später. „Ich konnte mich über nichts mehr freuen, war permanent genervt, zugleich traurig“, sagt er. „Konsumenten von MDMA erkaufen sich ihre gute Laune mit depressiven Nachwirkungen“, sagt Markus Banger, Chefarzt der Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen und Psychotherapie der LVR-Klinik Bonn. Es kann sechs bis acht Wochen (!) dauern, bis die Akkus wieder vollständig aufgeladen sind.

Konsumenten versuchen in der Regel, die ausbleibenden Glücksgefühle mit einer höheren Dosis zu kompensieren – ein Teufelskreis. Banger ist seit 2001 in Bonn: „Als ich hier anfing, waren Partydrogen kein Problem. Heute vergeht kein Tag ohne dieses Thema. Und aus Bayern kennen wir Kliniken, in denen die Konsumenten von Partydrogen die Alkoholabhängigen verdrängen.“

MDMA-Konsumenten sind meistens unter 25 Jahen

Das Alter spielt eine große Rolle. „Der typische Alkoholabhängige ist 45, der Heroinabhängige 30, Partydrogen werden typischerweise von 25-Jährigen konsumiert.“ Er kritisiert den Mangel an Selbsthilfegruppen für diese Szene. Was für Alkoholsucht normal ist, fehle für Ecstasy. 

Suchtberater Wischnewski ist Pragmatiker. Er glaubt, Leute von Drogen abzuhalten sei kaum möglich. Aber sie sollten wenigstens wissen, was sie da tun.

Experte warnt: „Wir bewegen uns als Gesellschaft in Richtung Sucht“

Wischnewski diagnostiziert eine gefährliche Entwicklung: „Wenn Party und Drogenkonsum gekoppelt sind, dann hat sich etwas verändert.“ Gleiches gilt für die Koppelung Liebesspiel und Drogen. Suchtmediziner Banger analysiert: „Wir bewegen uns als Gesellschaft in Richtung Sucht. Wir wollen einen Rechtsanspruch auf gute Laune.“ Oder eben auf eine aufregende Beziehung mit ganz viel Sex.

Was intensiver Ecstasy-Konsum auf Jahrzehnte gesehen anrichtet – unklar. Verlässliche Langzeitstudien gibt es nicht. „Bekannt ist, dass die psychische Abhängigkeit problematischer ist als die körperliche. Für manche Menschen wird alles unwichtig – Hauptsache am Wochenende stehen Rausch und Party an“, sagt Banger. Marco hat nie wieder eine Pille genommen. Ihm haben die kurzzeitigen Nebenwirkungen gereicht.  

Drogensucht: Hier gibt es Hilfe

Wer Probleme mit Drogen hat, kann sich unter anderem an die Drogenhilfe Köln oder die LVR-Klinik Bonn wenden.

Drogenhilfe Köln

Victoriastr. 12

50668 Köln

Tel.: 0221/91 27 97 10

Dort gibt es auch zehn offene Sprechstunden für über 27-Jährige: Do 14 bis 17 Uhr, Chat: Mo 17 bis 20 Uhr.

Infos: www.ansprechbar-koeln.de, Mail: ansprechbar@drogenhilfe.koeln

Aufnahme für die ambulante Sucht-Sprechstunde der LVR-Klinik Bonn: Mo bis Do von 13.30 bis 14 Uhr, Kaiser-Karl-Ring 20c, 53111 Bonn. Infos: klinik-bonn.lvr.de

Weitere Infos zu Risiken, Gefahren und besonders gefährlichen Pillen, die aktuell im Umlauf sind, gibt es auf www.partypack.de