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EXPRESS zeigt'sWie Hüft-OP zum Erfolg wird und wie geil man danach wieder kicken kann

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von Christian Knop (knop)

Köln – Erst zwackt die Hüfte nur beim Joggen, schließlich schon beim ganz normalen Spaziergang. Oder das Knie sendet beim Tennis wütende Signale ans Hirn: Es reicht!

Aber den Lieblingssport aufgeben, weil die Gelenke nicht mehr so mitmachen? Oder doch in relativ jungen Jahren die OP wagen? Eine Frage, die sich immer mehr Menschen stellen – schon lange vor dem Rentenalter.

Gelenkersatz-Patienten werden immer jünger

Laut Bertelsmann-Stiftung ist der Anteil der unter 60-Jährigen, die ein künstliches Knie bekommen, in nur sieben Jahren um fast ein Drittel gestiegen.

In keinem anderen Land der Welt werden – in Relation zur Bevölkerungszahl – so viele künstliche Gelenke eingesetzt wie in Deutschland: Mehr als 400.000 Stück im Jahr, davon sind die Hälfte Hüftprothesen. 

Jede fünfte OP sei allerdings überflüssig, warnen Experten. Das verunsichert. Was tun? Zähne zusammenbeißen und warten, bis nichts mehr geht? Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Wann ist die Zeit reif für ein künstliches Gelenk?

„Ich würde so eine Entscheidung nie vom Röntgenbild abhängig machen“, rät Boudewijn Kavelaars (60), Leiter der Physiotherapie in der Aggertalklinik in Engelskirchen.

„Wenn Belastung und Belastbarkeit nicht mehr im Gleichgewicht sind und der Leidensdruck zu hoch wird, sollte man eine OP jedoch in Erwägung ziehen.“

Und: Wer jahrelang herumhumpele, „muss später viel mehr aufbauen, um wieder ein perfektes Gangbild zu bekommen“.

OP ist kein Allheilmittel

Der Physiotherapeut warnt aber davor, die Operation als Allheilmittel zu sehen. Von nichts komme nichts – eine sportliche Vor- und Nachbereitung sei das A und O.

„Eigentlich müsste man die Patienten drei Wochen vor der Operation in eine Reha-Maßnahme stecken“, so der Niederländer. In seiner Heimat wird das „Better in, Better Out“ bereits praktiziert.

Menschen werden vor der Operation so fit gemacht, dass sie nach dem Eingriff jenseits des Krankenhauses schnell wieder alleine zurechtkommen. Kavelaars bestätigt aus eigener Erfahrung: „Die Patienten, die schon vorher gezielt Muskulatur aufgebaut haben, sind nach der OP wieder viel schneller auf den Beinen.“

Und diese Sportarten sind ideal zum Muskel-Aufbau:

  • Walken, wenn man dazu noch in der Lage ist
  • Hüft- und Kniegymnastik mit Einweiseübungen in einem guten Fitnesscenter. Vor der Hüft-OP besonders den Gesäßmuskel trainieren, vor einer Knie-OP den Oberschenkelmuskel auf der Vorderseite
  • Radfahren – gut für Herz und Kreislauf sowie die Gewichtsreduktion
  • Schwimmen – am besten Rücken und Kraulen
  • Aquajogging und Wassergymnastik
  • Übungen mit dem Theraband – dem kleinsten Fitnesscenter der Welt – in der Mittagspause. Die beiden EXPRESS-Redakteure Andrea Kahlmeier und Christian Knop haben sich mit 53 Jahren für eine OP entschieden und die Reha-Maßnahme in der Aggertalklinik gemacht. Ihre Erfahrungsberichte lesen Sie unten. 

Zurück im Sport-Glück

EXPRESS-Reporter Christian Knop erzählt seine Geschichte: Die Diagnose war ein Schock, es war doch nur eine Entzündung vermutet worden.

„Hüftarthrose“, sagte Doktor Paul Klein, „beide Seiten sind extrem betroffen. Entweder Sie hören mit Fußball und Joggen auf. Oder Sie können sich in einem Jahr künstliche Gelenke einsetzen lassen.“

Auweia, endet hier ein Leben voller Sport? Oder einfach weitermachen – ohne Rücksicht auf die Gelenke?

Es wurde eine Vernunftentscheidung mit einer Portion Angst vor großen Eingriffen am Körper: Schluss mit Kicken, rauf aufs Rad mit leiser Hoffnung, im Alter von 45 einer OP noch lange zu entgehen und trotzdem noch Spaß zu haben. Die Arthrose hat das nicht aufgehalten, der Verschleiß schritt voran.

Schmerzfreier Alltag – unmöglich

Am Ende fiel sogar das Aufsteigen aufs Rad schwer. Wandern? Unmöglich, jeder Schritt bergab ein fieser Stich. Selbst der Alltag war nicht mehr schmerzfrei. Ein einziges Rumgehumpel.

Nach sechs Jahren immer schlimmer werdender Quälerei Röntgenfoto-Vergleich in der MediaPark Klinik. „Machen“, riet Klein, und Hüft-Spezialist Thomas Stock fragte aus drei Metern Entfernung beim Blick aufs Röntgenbild: „Welche Seite zuerst?“

Also gut. Entscheidung für die OP gefallen. 2016 in jämmerlichem Zustand die linke Seite. 2017 in halbseitig topfittem Zustand die rechte. Keine Schmerzen, beide OPs sind top verlaufen. Die zwei Reha in der Aggertalklinik in Engelskirchen waren erste Schritte zurück ins bewegte Leben.

Eine Bewegungsanalyse beim Kölner Institut für funktionelle Diagnostik (IFD) zeigte Schwachstellen schonunglos auf und gab damit exakte Trainingsinhalte vor. Den Rest haben Physiotherapeuten und persönlicher Ehrgeiz erledigt.

So gab’s Freudentränen beim ersten „Läufchen“ auf dem Laufband, bei der Wanderung mit 700 Höhenmetern – und dem 20-Meter-Schuss über den Pool hinein ins Mini-Tor.

Jetzt heißt’s: Mit gedrosseltem Elan die Bewegung genießen – und ab und zu ein Doppel Tennis oder beim Altherrenfußball mitspielen. Ein bisschen Unvernunft muss schließlich sein...

Top vorbereitet auf die OP

Auch EXPRESS-Reporterin Andrea Kahlmeier spricht über ihre Hüft-OP: Joggen hatte ich schon vor drei Jahren aufgegeben, nach jedem Tennis-Match kroch ich nur noch vom Platz. Am schlimmsten jedoch war der Liegeschmerz im Bett. An Schlaf war kaum noch zu denken.

Aber eine neue Hüfte mit Anfang 50? „Da kommen sie nicht drumherum“, sagte der erste Orthopäde, der eine frühkindliche Skoliose und massive Verschleißerscheinungen auf der linken Seite diagnostizierte.

Ich holte noch zwei weitere Meinungen ein – und begann ein halbes Jahr vor der OP gezielt mit Muskelaufbau. Pilates, Radfahren, Schwimmen, Wassergymnastik...

Das Sportpensum, zu dem mir Kollegen mit neuer Hüfte geraten hatten, sollte sich bezahlt machen.

„Sie sind wirklich schon operiert worden?“, fragten mich die Pfleger im Eduardus-Krankenhaus, als ich bereits einen Tag nach dem Eingriff auf Krücken im Wechselschritt an ihnen vorbeiflanierte.

Nach drei Monaten völlig beschwerdefrei

Und auch bei der Reha hatte ich schnell den Spitznamen „Unikum“ weg.

Ich durfte wegen meines sicheren Gangbildes schon nach wenigen Tagen ganz auf Krücken verzichten, konnte an jedem Kursangebot teilnehmen – im Gegensatz zu manch anderem am Frühstückstisch, der vorher nichts getan hatte, oft auch Übergewicht mit sich herumschleppte und die Reha „viel zu anstrengend“ fand.

Jetzt, gut drei Monate nach der OP, bin ich völlig beschwerdefrei.

Einziger Wermutstropfen: Auf Einzel- und Mannschaftsspiele im Tennis werde ich auf Anraten von Ärzten und Physiotherapeuten wegen der Hüft-Lockerungsgefahr verzichten, damit das Kunstgelenk auch mindestens 15 Jahre hält.