Faltenfrei aus HomeofficeAusgerechnet Lehrer sind jetzt ganz wild auf Beauty-OPs

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Müde Lider straffen, Falten wegzaubern, Brüste pimpen – und sich dann im Homeoffice erstmal vor neugierigen Blicken schützen, die die Narben entdecken könnten. Die Vorstellung scheint vielen zu gefallen.

Köln  – Homeoffice, in Kurzarbeit auf Null, Rückzug in die eigenen vier Wände. Na, da kann man die Zeit doch prima nutzen, um den Body auf Vordermann zu bringen, ohne dass gleich jeder Schwellungen und Pflästerchen sieht, oder?

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Dachten sich zumindest viele. Bei den Schönheitschirurgen im Rheinland liefen in den vergangenen Wochen die Telefone heiß. Schon interessant, wer sich da unters Messer legen will!

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Beauty-Boom in Corona-Zeiten?

„Vor allem Lehrer und Flugbegleiterinnen wollten den Lockdown offensichtlich nutzen, ohne sich den allzu nahen Blicken von Schülern und Fluggästen aussetzen zu müssen“, schmunzelt der Kölner Schönheitschirurg Dr. Volker Rippmann. Hat die Ästhetik-Branche sich durch Corona jetzt eine goldene Nase verdient?

So einfach ging das nicht. Denn alle nicht medizinisch begründeten Eingriffe mussten die Beauty-Docs im Lockdown ablehnen. „Jeder wird in dieser Zeit Verluste hinnehmen müssen“, sagte Prof. Werner Mang vor Wochen mit Blick auf seine Branche. „Die Menschen werden sich hoffentlich darauf besinnen, dass Gesundheit das höchste Gut ist.“

Homeoffice: „Die Anfragen für Fettabsaugungen sind extrem gestiegen“

Sein Wort in Gottes Ohren, aber jetzt wollen verdammt viele faltenfrei und schlank aus dem Homeoffice stürmen. „Die Anfragen für Fettabsaugungen sind extrem gestiegen, vor allem aufgrund der mangelnden Fitnessmöglichkeiten“, registriert Dr. Ali Altintas.

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„Auch der Wunsch nach Softbehandlungen scheint – bedingt durch die Sorgen – zugenommen zu haben. Wir haben aktuell täglich über 100 Termin-Anfragen für Botox- und Hyaluronsäure-Behandlungen. Dies entspricht teilweise einer Steigerung von 250 Prozent.“

Neue Brüste während der Corona-Pandemie

Gefragt seien bei ihm auch Brustvergrößerungen und Lipödem-Operationen gewesen, sagt Dr. Ziah Taufig, Spezialist auf dem Gebiet der chronischen Fettverteilungsstörung. „Lipödem-Operationen haben wir durchgeführt, weil es ja die medizinische Indikation gab.“

Die Patienten aus Luxemburg hätten sich im Netz Infos über kleine nichtbewachte Grenzen zwischen Deutschland und Luxemburg im Geheimen weitergereicht, um nach Köln zur OP zu kommen, erfuhr er.

Sie erzählten, dass sie sich wie Drogenkuriere gefühlt hätten. Wie die meisten Schönheitschirurgen lehnte Taufig nicht-medizinische Eingriffe ab.

Einige Beauty-Docs schlossen ihre Praxen

TV-bekannte Schönheitschirurgen wie Dr. Afschim Fatemi aus Düsseldorf schlossen in dieser Zeit – trotz gestiegener Nachfragen nach Lidstraffung, Facelift und Botoxbehandlungen – sogar die Praxis, um Betten und Beatmungsgeräte für Corona-Patienten bereitstellen zu können.

Jetzt läuft das Geschäft mit der Schönheit wieder an – und die Ärzte müssen sich mit immer kruderen Wünschen ihrer Kunden – Instagram sei Dank – auseinandersetzen.

Beauty-OPs als Statussymbol

Dr. Volker Rippmann, Autor des gerade erschienenen Buchs „Wahnsinnig schön. Die verrückte neue Welt der Schönheitschirurgie“ (Edel-Verlag, 17,99 Euro) stellt fest, dass die „Generation der Selbstdarsteller“ zu immer rigideren und offensiveren Maßnahmen greife, um auch im realen Leben so auszusehen wie ihr bearbeitetes Bild auf Instagram.

„Früher wurden Schönheits-OPs schamhaft verschwiegen, heute gelten sie bei vielen Influencern geradezu als Statussymbol, weiß er. „Junge Mädchen lassen sich die Wangen hoch- und die Augen aufspritzen, die Oberlider straffen und die Lippen mit Hyaluron füllen, um dem perfekten Kindchenschema zu entsprechen.“ Er sehe sich als Dienstleister. Wenn medizinisch nichts dagegen spräche, würde er dem Wunsch Folge leisten.

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Obwohl auch Rippmann – wie so viele seiner Kollegen – zu bedenken gibt: „Manchmal wäre eine fächerübergreifende Kooperation, zum Beispiel mit Psychologen, unserer Branche eine große Hilfestellung.“

Beauty-OPs: Die kuriosesten Anfragen

Manche Patienten verstehen nicht, warum Chirurgen ihre wahnwitzigen Vorstellungen nicht nachvollziehen können. Kostproben gefällig? Wir verraten die Beauty-Docs Anfragen, bei denen sie nicht wussten, ob sie lachen oder weinen sollten...

Manga-Figur

Dr. Afschim Fatemi, Beauty-Doktor aus Düsseldorf:

  • „Öfter gibt es Patienten, die Gesichtsmerkmale, die ihre ethnischen Zugehörigkeit dokumentieren, beseitigt haben wollen. Aber einmal kam ein junger Mensch zu mir, der wie eine Manga-Figur aussehen wollte – mit Mini-Nase und riesengroßen Augen.“
  • „Ein anderer wollte sich die Zehen amputieren lassen, weil er die zehenlosen Füße ästhetischer fand.“

Hyaluron im Ballen

Dr. Ali Altintas, Schönheitschirurg aus Köln:

  • „Eine Patientin wollte sich für ihre High Heels im Sommer Hyaluronsäure in die Fußballen spritzen lassen – als Permanent-Polsterung. Aber dieser angebliche Trend aus den USA ist gefährlich, führt zu Entzündungen.“
  • „Dann war da ein homosexuelles Paar, das sich einen Sixpack mit Implantaten wünschte. Machen wir ja, aber sie wollten aussehen wie eine Figur aus einem Comic-Film.“

„Mach mich zur Katze“

Dr. Ziah Taufig, Präsident der Gesellschaft für Ästhetische Chirurgie Deutschland aus Köln:

  • „Eine Frau sagte, dass sie gerne eine Katze wäre. Das Weiß in der Pupille war schon blau, sie hatte sich Silikonhöckerchen auf die Stirn implantieren lassen und wünschte sich von mir noch Feenohren.“
  • Erstaunlich gefragt seien in diesen Zeiten Intimeingriffe. „Warum Frauen ausgerechnet jetzt an diese Korrekturen denken? Keine Ahnung.“

Alles fürs perfekte V-Zeichen

Dr. Volker Rippmann, plastischer Chirurg & Autor:

  • „Eine Influencerin wollte sich den Ring- und den kleinen Finger amputieren lassen, damit das Victory-Zeichen auf Fotos besser zu erkennen sei. Technisch übrigens nicht schwierig, aber sie wäre funktionell total eingeschränkt gewesen.“
  • „Ein Mann wünschte sich – kein Witz – eine Brust auf dem Rücken seiner Frau, um beim Sex die maximale Stimulation zu haben.“