Virologe besorgtJetzt ist klar, wann endlich Hausärzte mit Corona-Impfungen starten

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Ein Schweizer Hausarzt impft in seiner Praxis in Zürich-Altstetten einen Patienten mit dem Impfstoff von Moderna gegen das Coronavirus. Nach dem Beschluss von Bund und Ländern soll es ab der zweiten Märzwoche Regelungen geben, damit auch in Deutschland einzelne niedergelassene Ärzte Menschen gegen Corona impfen können.

Berlin – Wer wird wann gegen Corona geimpft? Dazu hat der Bund Vorgaben gemacht. Die aber werden in den Bundesländern nicht immer eingehalten, sagt ein Experte – und sorgt sich um die Schwächsten.

  • Ab April sollen Ärzte in Deutschland flächendeckend mit Corona-Impfungen beginnen
  • Virologe besorgt über weitere Aufweichung der Impfreihenfolge
  • Der Mangel an Impfstoff sei weiterhin ein großes Problem

Das Vorgehen der Bundesländer bei den Corona-Impfungen sorgt für Diskussionen. Nach Angaben des Vorsitzenden der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens, setzen sich die Länder eigenmächtig über die Impfverordnung des Bundes hinweg.

Der Ulmer Virologe sagte der Deutschen Presse-Agentur: „De facto wird in den Ländern schon lange gegen die Priorisierung verstoßen.“ Es seien schon jetzt viele geimpft worden, die nach wissenschaftlichen Kriterien der Priorisierung noch nicht an der Reihe wären – etwa Erzieher, Lehrkräfte oder Polizisten.

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Ein Lockern der Priorisierung dürfe nicht dazu führen, dass die Schwächsten und Gefährdetsten für schwere Covid-19-Verläufe benachteiligt würden.

Ab April sollen Hausärzte mit Corona-Impfungen beginnen

Ab April sollen die niedergelassenen Ärzte in Deutschland flächendeckend mit Corona-Impfungen beginnen. Darauf einigten sich die Fachminister von Bund und Ländern am Montag, 8. März, in der Gesundheitsministerkonferenz.

Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) stehen fürs Impfen 75.000 Haus- und Facharztpraxen in Deutschland bereit. Wenn es genug Impfstoff gibt, kann es nach Modellrechnungen der KBV gelingen, am 1. August einen Impfvollschutz der gesamten Bevölkerung zu erreichen.

Bis Sonntag wurden laut Bundesgesundheitsministerium 2,5 Millionen Menschen in Deutschland vollständig geimpft. Das sind drei Prozent der Bevölkerung. 5,2 Millionen Menschen haben mindestens eine Impfdosis erhalten.

Virologe besorgt über weitere Aufweichung der Impfreihenfolge

Virologe Mertens erwartet mit der beginnenden Impfung durch Hausärzte eine weitere Aufweichung der Impfreihenfolge. Diese würden „eine Priorisierung möglicherweise schwieriger machen“.

Aber er traue den Hausärzten zu, sich möglichst bei ihren Patienten an die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) zu halten. Zur zum Teil lautstarken Kritik am schleppenden Fortgang bei den Corona-Impfungen sagte Mertens, er könne beide Seiten verstehen.

Virologe: „Mangel an Impfstoff ist das eigentliche Problem”

Die Länder müssten den Mangel an Impfstoff verwalten, zugleich möchten viele Menschen, die laut Priorisierung noch nicht an der Reihe sind, geimpft werden. „Die Priorisierung war und ist nicht das eigentliche Problem, sondern der Mangel an Impfstoff“, sagte Mertens.

Auch die fehlenden Möglichkeiten zur Umsetzung der Impfreihenfolge seien ein Problem.

Deutscher Hausärzteverband begrüßt Impfstart in Arztpraxen ab April

Der Deutsche Hausärzteverband indes begrüßt die Entscheidung der Gesundheitsminister, Hausärzte von April an bei den Corona-Impfungen einzubinden. „Das finde ich sehr gut, das unterstützen wir seitens des Hausärzteverbands”, sagte Bundesvorstandsmitglied Anke Richter-Scheer am Dienstag im Deutschlandfunk. „Wir sind die ersten Ansprechpartner als Hausärzte für unsere Patienten”, sagte sie. Das Impfen sei in den Hausarztpraxen gut aufgehoben.

„Es heißt ja immer noch, dass wir zu Beginn dieser Aktion auch mit etwas weniger Impfstoff rechnen müssen”, betonte Richter-Scheer. Hausärzte könnten gut einschätzen, wer innerhalb eines Kontingents wann einen Termin brauche – ohne die vorgegebene Impfreihenfolge zu verändern. (dpa/mg)