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Virologe Drosten über CoronaWenn das Virus bald mutiert, wird für uns vieles anders

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Virologe Christian Drosten, hier Anfang März auf einer Bundespressekonferenz in Berlin, äußert sich im NDR-Podcast regelmäßig zu neuen Erkenntnissen zum Coronavirus.

von Martin Gätke (mg)

Köln/Berlin – Sie ist in unserem Alltag zum ständigen Begleiter geworden: die Maske. Seit Ende April besteht in NRW die Pflicht, in öffentlichen Verkehrsmitteln, Supermärkten und geschlossenen Räumen Mund und Nase zu bedecken.

Doch viele tun das mehr schlecht als recht, lassen das Stück Stoff irgendwo unter der Nase baumeln, stopfen es sich anschließend in die Hosentasche. Für den nächsten Gebrauch. Ein fataler Fehler, wie Virologen jetzt warnen. Denn gerade die Nase scheint das Zielorgan Nummer eins für das Virus zu sein. Und auch das Virus selbst könnte mutieren, um sich dort besser anzupassen. Aber was heißt das für uns?

In der neuesten Folge des NDR-Podcastes „Coronavirus-Update“ spricht Virologe Christian Drosten darüber, dass gerade die Nase in den Fokus der Wissenschaftler gerückt ist. Wenn es um die Verbreitung von SARS-CoV-2 geht, kommt ihr eine besonders große Bedeutung zu.

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Deshalb könnte es gerade in der noch andauernden Corona-Pandemie ein verhängnisvoller Fehler sein, nur den Mund zu bedecken, alles andere aber nicht.

Christian Drosten über Corona: „Nase ist ein gutes Zielorgan für das Virus”

Drosten erläuterte eine aktuelle Studie, die zeigt, dass sich das Virus besonders gut in entnommenen Gewebeproben aus der Nase vermehrte. „Die Nase ist anscheinend ein sehr gutes Zielorgan für das SARS-2-Virus“, erklärt der Wissenschaftler.

„Dieses Raushängenlassen der Nase aus dem Mund-Nasen-Schutz ist natürlich nicht gut, das soll man nicht machen.“ Unabhängig davon, ob das Virus aus der Lunge, aus dem Hals oder der Nase komme, „es ist nicht gut, wenn die Nase frei liegt. Denn der Mund-Nasen-Schutz soll alles abfangen, was man ausatmet.“

Gerade die aus der Nase ausgeatmete Luft könnte also bei der Übertragung der Krankheit eine gewaltige Rolle spielen. „Ich denke schon, dass beim Ausatmen aus der Nase ordentlich Virus ausgeschieden wird“, fasste der Viren-Experte zusammen.

Virologe Hendrik Streeck: „Masken können Nährboden für Bakterien werden”

Auch der Bonner Virologe Hendrik Streeck sieht den falschen Einsatz von Masken skeptisch. „Die Leute knüllen die Masken in die Hosentasche, fassen sie ständig an und schnallen sie sich zwei Wochen lang immer wieder vor den Mund, wahrscheinlich ungewaschen“, sagte Streeck der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). „Das ist ein wunderbarer Nährboden für Bakterien und Pilze.“

Hier lesen Sie mehr: Bonner Top-Virologe Hendrik Streeck wettert wegen falsche Benutzung von Masken und kritisiert Lockdown in Deutschland

Ebenso warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) davor, dass Masken das Risiko einer Ansteckung erhöhen könnten. Etwa, wenn sie oft angefasst oder zeitweise nach unten ans Kinn und dann wieder über Mund und Nase gezogen würden. Außerdem könne ein falsches Sicherheitsgefühl die Träger veranlassen, weniger oft die Hände zu waschen oder weniger Abstand zu halten.

Doch die Nase ist nicht nur eine potenzielle Virenschleuder, sie könnte auch bei zukünftigen Behandlungen eine wichtige Rolle spielen. „Es ist lohnenswert, zu überlegen, inhalative Wege der Therapie, später vielleicht sogar der Impfung zu gehen“, erklärte Drosten im Podcast weiter.

Christian Drosten: Gibt es bald Nasensprays als Mittel gegen Corona?

Denkbar wäre etwa ein Nasenspray. Die Substanz könnte dann direkt dort wirken, wo das Virus sich ausbreitet. Der Umweg über Blut oder Darm bliebe aus. „Pharmafirmen arbeiten da gerade dran, das umzuformulieren“, so der Wissenschaftler. Das sei ein „tatsächlich vielversprechender“ Ansatz für Medikamente.

Drosten über Corona: Virus könnte mutieren und sich besser an Menschen anpassen

In Zukunft könnte SARS-CoV-2 gar mutieren, um sich gerade in der Nase noch besser zu vervielfältigen und zu übertragen, erklärt Virologe Drosten eine mögliche Option. Durch die Mutation könnte es sich besser an den Menschen anpassen. Das zeige auch eine Studie der Universität Oxford, die die Entwicklung verschiedener Corona-Populationen untersucht hat.

„Dieses Anpassen kann dazu führen, dass es sich besser überträgt, aber in der Nase bleibt und zu einem einfachen Schnupfen wird“, so Drosten.

Virus könnte in Zukunft harmloser werden

Evolutionsbedingt sei das von Vorteil, denn bei heftigen Symptomen würden sich Menschen früher isolieren und weniger Menschen anstecken. Die Alternative könnte zwar auch so aussehen, dass das Coronavirus zu einem schwereren Krankheitsverlauf mutiert. Für das Virus, das sich möglichst stark ausbreiten möchte, wäre das aber ein Nachteil.

„Virenepidemien schwächen sich deswegen auch in der Regel ab“, sagt Drosten. Dafür gebe es viele verschiedene Beispiele aus der Vergangenheit. Dasselbe könnte nun mit SARS-CoV-2 geschehen.

Sollte dieser Fall eintraten, wäre das ein Hoffnungsschimmer. Für uns würde vieles anders werden. „Wie wir es drehen und wenden, das Virus wird in jedem Fall harmloser werden“, so der Virologe. (mg)