Angst vor TumorenSo entsteht der gruselige helle Hautkrebs

Haut-Check für alle: Ab 35 gehört Hautkrebsfrüherkennung zum Leistungskatalog der Krankenkassen.

Haut-Check für alle: Ab 35 gehört Hautkrebsfrüherkennung zum Leistungskatalog der Krankenkassen.

Rothaarig, hellhäutig, Sommersprossen, viele kleine Leberflecke und Mini-Warzen. Eine Überraschung war es für Thomas Schneider * (53) nicht, als die Hautärztin fünf auffällige Hautveränderungen fand, entfernte und einschickte ins Labor.

Der Befund aus den Hautproben schockte den Diplom-Ingenieur dann aber doch. Von einem Herd „Nävuszellnävus“ ist die Rede und - in zwei Fällen - von „Basalzellkarzinom“ und Tumordicke.

Also Krebs. Und keine Krankheit schreckt uns mehr. Diese Schock-Diagnose ist aber mittlerweile so alltäglich, dass Senioren sich darüber so intensiv austauschen und sorgen wie über Rücken oder Herzerkrankungen.

Kein Wunder, mit 224.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist Hautkrebs die mit Abstand häufigste Krebserkrankung in Deutschland. Aber Krebs ist nie gleich Krebs, nicht immer tödlich, und die Unterschiede in der Bedrohlichkeit sind gerade bei den verschiedenen Formen von Hautkrebs enorm.

Die überwältigende Mehrheit dessen, was bei Haut-Checks auffällt und in den Krebsstatistiken auftaucht – 198.000 der 224.000 Hautkrebsfälle pro Jahr – ist ein sog. „heller“ Hautkrebs.

Der ist – anders als wir bei der Bezeichnung Krebs automatisch fürchten – nicht akut bedrohlich, praktisch nie tödlich. Hinter dem Begriff „heller“ Hautkrebs verbergen sich zwei wuchernde Hautveränderungen, das Basalzell- und das Stachelzellkarzinom. Beide gehören zum Standardrepertoire hautärztlicher Diagnosen, früher wurden sie nur nicht so konsequent beachtet.

Basalzellkarzinom

Die mit 132.000 Fällen pro Jahr häufigste Form des hellen Hautkrebses fand man auf Thomas Schneiders Oberarminnenseite und im Nacken. Das Basalzellkarzinom kann an jeder Körperstelle entstehen. Es wächst sehr langsam, über 20, 30, 40 Jahre, bis es dem Betroffenen überhaupt auffällt - meist, indem es in der Mitte aufplatzt und blutet. Dann gibt es örtlich Probleme.

Tochtergeschwülste bildet dieser Krebs nicht, kann aber zerstörend durch Fett, Muskeln, Knochen wachsen. „Die Menschen sterben nicht daran“, sagt Prof. Eckhard Breitbart, Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention. „Aber die Betroffenen müssen sich häufig kosmetisch störenden, großen Eingriffen unterziehen. Deshalb sollte man schon etwas tun und die Stelle im Auge behalten.“

Stachelzellkarzinom

Etwas tückischer ist das Stachelzellkarzinom, auch Plattenepithelkarzinom genannt. 65.000 Fälle pro Jahr. Diese zweite Spielart des hellen Hautkrebs kann ab einer bestimmter Tiefe auch bösartig streuen. Doch vorgeschaltet ist eine andere, zigtausendfach diagnostizierte Auffälligkeit, die eine Vorstufe zum Stachelzellkarzinom sein KANN – die aktinische Keratose.

Aktinische Keratose

Diese Veränderung entsteht an Hautstellen, die regelmäßig der Sonne ausgesetzt werden. Sie fällt auf durch eine rötliche Stelle, die sich rau, wie feines Sandpapier anfühlt. Sie ist gutartig und zu ihrer Vermeidung bedarf es vor allem eines konsequenten Sonnenschutzes. „Vollständige Unaufgeregtheit“ empfiehlt Experte Breitbart bei diesem Befund.

Nur zehn Prozent dieser aktinischen Keratosen verwandeln sich tatsächlich zum Stachelzellkarzinom. Wenn nämlich die Hornmassen, die man lange schmerzlos abkratzen kann, festsitzen und beim Abkratzversuch schmerzen. Dann steht die Umwandlung in ein Stachelzellkarzinom bevor.

Malignes Melanom

26.000 der 224.000 Hautkrebsfälle pro Jahr entfallen auf das maligne Melanom, den zu recht gefürchteten, brandgefährlichen schwarzen Hautkrebs. Bekommt man schon als Kind und Jugendlicher zu viel pralle Sonne ab, entstehen hierdurch Leberflecke und Muttermale. Viele, 40 bis 50 und mehr, sind das größte Risiko für die Entstehung des malignen (=bösartigen) Melanoms.

„Jeder Sonnenbrand zwingt die Immunabwehr der Haut komplett in die Knie und verändert die Genetik aller Hautzellen, das setzt ein Melanom-Risiko, das lebenslänglich nicht mehr zu kitten ist“, warnt Präventions- und Hautkrebsexperte Prof. Breitbart.

„Aus dem Sonnenbrand am Rücken kann später das maligne Melanom an der Fußsohle oder auf der Kopfhaut entstehen.“

Früh erkannt heilbar

Der gefährliche „schwarze Hautkrebs“ kann sehr schnell Tochtergeschwülste bilden. Doch: Früh erkannt ist auch er heilbar.

Dass 80 Prozent der Bevölkerung heute weiß, dass es wichtig ist, sich vor schädlichen UV-Strahlen zu schützen, ist ein Erfolg der Aufklärungskampagnen der letzten 20, 30 Jahre.

Das „Nävuszellnävus“ von Thomas Schneider hieß übrigens übersetzt schlicht „Leberfleck“.