Trinken ohne Reue – geht das?12 Dinge über Alkohol, die jeder wissen sollte

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Auch wenn wir es nicht hören wollen: Das einzige, was wirklich gegen den Kater hilft, ist, weniger zu trinken. 

Köln – Ja, Alkohol ist nicht gut für die Gesundheit und kann abhängig machen. Ihr Feierabendbier trinken viele Deutsche abends trotzdem gerne. Und beim Ausgehen, auf Feiern oder anderen geselligen Zusammenkünften darf es auch mal mehr sein, Sekt, Kurze, Longdrinks. 

Nicht selten bezahlt man die spaßige Feierei am nächsten Morgen mit einem dröhnenden Schädel. Was war der Grund, zu viel Alkohol oder zu viele verschiedene Getränke? Gibt es ein „Trinken ohne Reue“ überhaupt? Wir klären 12 wichtige Fragen rund ums Trinken. Was sollte man zum Alkohol am besten essen? Hätte man im Club vielleicht doch nicht auf Gin-Tonic umsteigen sollen? Und hilft das berühmte Glas Wasser vor dem Schlafengehen wirklich?

Ist es eigentlich besser, jeden Abend ein Bier zu trinken oder nur einmal die Woche sieben Bier?

Weder noch. Dauerhaft zu viel zu trinken, kann alle Organe des Körpers schädigen, warnt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). An mindestens zwei Tagen in der Woche sollte man deshalb gar nichts trinken oder die empfohlene tägliche Höchstmenge pro Tag einhalten. Sie liegt für Frauen bei 12 Gramm Alkohol – das entspricht laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) 0,3 Liter Bier beziehungsweise einem Glas Wein. Bei Männern gelten 24 Gramm Alkohol als Grenze. Das entspricht der DHS zufolge 0,6 Litern Bier oder gut 0,3 Litern Wein.

Suchtexperte Dr. Peter Strate warnt aber auch davor, den Alkoholkonsum an einem einzelnen Abend zu übertreiben: „Sieben Bier an einem Abend zu trinken, ist definitiv zu viel. Sie tun Ihrem Körper keinen Gefallen, wenn Sie den Alkoholgenuss eine Woche lang 'aufsparen' und plötzlich am Wochenende viel trinken.“ Damit füge man sich eine Vergiftung zu. Strate ist Chefarzt der Klinik für Abhängigkeitserkrankungen der Asklepios Klinik in Hamburg. „Bei sieben Bieren haben Sie eine Vergiftung, die sich dadurch äußert, dass Sie erst einen Rausch und am nächsten Tag einen Kater haben. Wenn Sie nach sieben Bier keinen Kater haben, dann heißt das nur, dass Sie viel 'geübt' haben und den Alkohol gewohnt sind. Wenn Sie die Vergiftung nicht mehr spüren, wird die Gefahr größer, eine Suchterkrankung zu entwickeln.“

Sollte ich vor dem Trinken unbedingt etwas essen?

Ja! Manche versprechen sich einen verminderten Rausch, wenn sie vor dem Trinken eine Grundlage schaffen. Und tatsächlich verzögern fettreiche Speisen, die den Magen füllen, die Alkoholaufnahme. Ratsam vor dem Trinken ist eiweißhaltige und fettige Nahrung. Kein Essen kann aber verhindern, dass der Alkohol überhaupt aufgenommen wird. Das Gefühl der Trunkenheit ist nur nicht so stark. Am Ende des Tages ist der Promillewert aber nicht wesentlich anders.

Saugt Brot Alkohol auf? Nein! Denn der Alkohol gelangt vom Magen in die Blutbahn – und da kann ein Stück Brot wenig ausrichten. Allerdings ist  Alkohol zum Essen verträglicher, weil man in der Regel langsamer trinkt.

Werde ich vom Kaffee trinken nüchtern? Nein! Das ist leider falsch. Zwar beschleunigen Kaffee und auch Energy-Drinks den Puls, so dass man sich vielleicht fitter fühlt. Den Alkoholgehalt im Blut senken sie aber nicht.

Verschlimmert Rauchen meinen Kater zusätzlich?

Ja. Der Kater am nächsten Tag wird durch das Rauchen schlimmer. Denn: Wir trinken mehr, wenn wir rauchen – und umgekehrt. Beides verstärkt sich gegenseitig, erklärt Dr. Strate. „Das Problem dabei ist, dass Zigaretten und Alkohol ja eigentlich recht gut zusammenpassen. Das eine ruft ja nach dem anderen.“ Wer versuche, mit dem Rauchen aufzuhören, der werde beim Trinken eher rückfällig. „Nicht umsonst fällt einem bei einem Bier auf, dass eine Zigarette jetzt doch sehr gut schmecken würde“, erklärt Strate. Wenn man also beim Trinken rauche, fühle man sich in diesem Moment wacher und habe das Gefühl, nicht so betrunken zu sein. „Doch das ist ein Trugschluss.“

Macht es eigentlich betrunkener, aus dem Strohhalm zu trinken?

Nein! Das stimmt so nicht. Richtig ist aber: Durch den Halm trinken wir einfach schneller – und so auch eher mehr. Den Tatsachen entspricht dagegen, dass Getränke mit Kohlensäure schneller betrunken machen. Denn: Kohlensäure bewirkt eine zusätzliche Durchblutung der Magenschleimhaut. Dadurch wird der Alkohol schneller ins Blut aufgenommen. In beiden Fällen kommt der Rausch früher.

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Verursacht teurer Alkohol weniger Kopfschmerzen?

Nein. Suchtexperte Strate erklärt: „Auch ein teurer Wodka oder Gin kann den Kater am nächsten Morgen nach einem übermäßigen Konsum nicht vermeiden.“ Der Katerkopfschmerz entstehe, wenn dem Körper Wasser entzogen werde. „Alkohol bewirkt, dass mehr Wasser ausgeschwemmt wird. Das heißt, wenn wir Alkohol trinken, trocknet der Körper aus. Das einzige, was Sie gegen den Kater tun können, ist weniger Alkohol zu trinken und idealerweise nach jedem Glas Alkohol ein Glas Wasser oder ein anderes nichtalkoholisches Getränk zu trinken.“ 

„Bier auf Wein, das lass sein“ – Stimmt das eigentlich?

Nein! Was man zuerst trinkt, spielt überhaupt keine Rolle. Es geht immer um die Menge. Wein reizt den Magen mehr durch die höhere Alkoholkonzentration. Von Schnaps ganz zu schweigen. Und die Kombination aus allem kann Übelkeit beschleunigen.

Soll ich vor dem Schlafengehen noch ein Glas Wasser trinken?

Ja! Ein Glas Wasser kann helfen. Es versorgt den Körper mit Flüssigkeit und hilft dabei, das Magen-Darm-System gewissermaßen zu spülen. Denn von dort gelangt der Alkohol in die Blutbahn. Zwar wird der Alkohol im Blut so auch nicht schneller abgebaut, aber immerhin kommt weniger neuer Alkohol ins Blut. Auch nach dem Aufwachen sollte man weiter genügend Wasser trinken. Saft ist nicht zu empfehlen, denn der könnte die Magenschleimhaut weiter reizen.

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Soll ich vor dem Schlafen eine Kopfschmerztablette nehmen?

Nein, das bringt nichts. Suchtexperte Strate dazu: „Wenn Sie vor dem Schlafengehen eine Kopfschmerztablette nehmen, wirkt diese vermutlich bei Erwachen nicht mehr. Das kann man sich eigentlich sparen. Besser ist es, die Tablette am nächsten Morgen einzunehmen, sofern Sie dann auch tatsächlich Kopfschmerzen haben.“ Laut Strate sei es viel wichtiger, auf den Flüssigkeitsausgleich zu achten. Also ganz viel Wasser trinken. Kopfschmerz entsteht durch die Vergiftung und den Flüssigkeitsmangel. „Nimmt man eine Kopfschmerztablette, spürt man die Folgen der Vergiftung nicht mehr so sehr, der Schaden ist jedoch unvermindert vorhanden.“ 

Warum wache ich, wenn ich betrunken zu Bett gehe, am nächsten Morgen immer so früh auf?

„Man muss nicht alkoholabhängig sein, um am nächsten Morgen Entzugserscheinungen zu haben“, erklärt Dr. Strate. Was oft als Kater verkannt werde, seien häufig milde Entzugserscheinungen: „Sie schlafen unruhig und nicht so tief, wachen schweißgebadet auf, haben einen erhöhter Puls.“ Unter Alkoholeinfluss schlafe man zwar sehr gut ein, doch der Schlaf sei nicht erholsam und man wache gestresster auf als man eingeschlafen sei. „Meistens werden wir wach, wenn der Alkoholpegel sinkt, so nach 2-3 Stunden“, erklärt Strate. „Das subjektive Gefühl ist, dass Alkohol entspannt. De facto ist Alkohol aber nicht förderlich, wenn man sich wirklich entspannen will.“

Wie lange braucht der Körper, um ein verfeiertes Wochenende zu verarbeiten?

Suchtexperte Strate: „Das hängt davon ab, welche Feier-Eigenschaften Sie an den Tag legen.“ Rauschtrinken beginnt nach Definition ab fünf Drinks. Der milde Rausch entsteht schon beim gesellschaftlichen Trinken ab 1-3 Drinks. Unter einem Drink versteht man 10- 12 Gramm Alkohol. Wenn Sie in eine Bar gehen und trinken zwei Cocktails, dann haben Sie oft schon die Äquivalenzdosis von fünf Drinks erreicht. Wenn Sie danach nicht betrunken sind, dann ist das ein Zeichen dafür, dass Sie 'hart geübt' haben, was wiederum gesundheitlich bedenklich ist.“

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