„Jenke-Experiment“Experte verrät: So gibt man nach 37 Jahren Kette das Rauchen auf

Jenke will mit Käfig zum Nichtraucher werden

In seinem aktuellen Experiment versucht Jenke von Wilmsdorff (l.) sich - nach vielen gescheiterten Versuchen – endgültig nach 37 Jahren das Rauchen abzugewöhnen.

Köln – Er hat sich schon mit harten Drogen vollgepumpt und per Hypnose in einen Demenz-Zustand versetzen lassen: Heute Abend (12.08., 20:15 Uhr) wiederholt RTL das persönlichste Experiment von Extrem-Reporter Jenke von Wilmsdorff (52):

In der Sendung versuchte er sich nach 37 Jahren „Kette“ das Rauchen abzugewöhnen.

Unzählige gescheiterte Anläufe teilt der Reporter mit Millionen Rauchern. Seine abgedrehten Versuche, vom Quarzen wegzukommen, großteils wohl nicht. Oder käme ein Mensch, außer einem TV-Selbstdarsteller, auf die Idee, mit einer eisernen Maske auf dem Kopf durch Berlin zu spazieren, um den „kalten Entzug“ durchzustehen?

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Jenke probierte die Idee eines türkischen Konstrukteurs. Ein Irrweg: „Bei mir persönlich verursachte der Käfig eher gesteigertes Verlangen nach Zigaretten.“

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Mit halluzinogenen Drogen zum Nikotinentzug

Dann machte sich der Nikotin-Junkie auf in den Amazonas, wo Schamanen eine halluzinogene Droge zum Suchtentzug einsetzen. Sie enthält einen Wirkstoff, den der Körper normalerweise nur bei Geburt und Tod ausschüttet.

Der Zauber verpufft. Schlussendlich wandte sich Kettenraucher Jenke, wie unzählige andere Leidensgenossen, an einen Therapeuten, der mitten in Deutschland Aufhörwilligen Kurse zum Rauchstopp anbietet.

Wir fragen Dr. Stefan Frädrich, TV-Coach, Dozent und Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Nikotinprävention, wo er die Lösung für den erfolgreichen Rauchstopp sieht: 

Die Sucht nach Nikotin ist angeblich stärker als die Abhängigkeit durch Kokain oder Heroin. Sie bieten Seminare an wie „Nichtraucher in fünf Stunden“. Ist das nicht zu optimistisch?

Dr. Stefan Frädrich: Nein, es geht ja nicht darum, ob eine Sucht stark ist oder nicht, es geht darum, dass es offensichtlich Menschen schaffen, mit der Sucht aufzuhören. Meistens ist es keine Frage von fünf Stunden, eine Entscheidung, nie wieder eine Zigarette anzufassen, zu treffen. Die fünf Stunden brauche ich, um diese Entscheidung vorzubereiten.

Reicht es die Mechanismen des Rauchens und die Wirkungsweise von Nikotin zu verstehen, um von einer langjährigen Sucht loszukommen?

Frädrich: Ja, sofern man das möchte. Wenn man erkennt, wie die einzelnen Facetten des Rauchens zusammenspielen, ist es leicht, mit dem Rauchen aufzuhören.

Wie wichtig ist es, den Schalter im Kopf umzulegen?

Frädrich: Die Psychologie spielt die mit Abstand größte Rolle. Als Raucher denke ich: Die Zigaretten entspannen mich, ich brauche die zum Nachdenken, ich kann nicht ohne. Wer aber versteht, wie die Mechanismen funktionieren, der hat psychologisch andere Möglichkeiten. Der versteht: die Entspannung gibt es gar nicht. Weil es nur eine Stress-Reduktion des Suchtdrucks ist! Die Zigaretten selber machen also nervös und man verzichtet auf gar nichts, wenn man aufhört.

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Viele Raucher versuchen mit Nikotinpflastern und -kaugummis von ihrer Sucht loszukommen. Halten Sie diese Methoden für hilfreich?

Frädrich: Nein, die funktionieren nicht. Können sie auch gar nicht, weil man sich Nikotin zuführt. Der Raucher ist ja nikotinsüchtig. Man kann einen Süchtigen nicht von seinem Suchtstoff entziehen, indem man ihm diesen Suchtstoff gibt. Das ist genauso bescheuert, wie wenn man einen Alkoholiker mit Weinbrandbohnen auf Entzug setzt.

Die Frage aller Fragen: Wie kann man dauerhaft zum Nichtraucher werden?

Frädrich: Einfach nie wieder zur ersten Zigarette greifen. Klingt jetzt komisch, aber ist einfach so. Meist ist Rauchen eine Kettenreaktion. Die erste Zigarette führt zur zweiten, dritten, vierten, und dann raucht man halt Jahre. Wenn man sich das klar macht, bleibt man im Idealfall sein Leben lang Nichtraucher.

Wo liegen die besonderen Herausforderungen bei einem Kettenraucher wie Jenke von Wilmsdorff, der seit 37 Jahren raucht?

Frädrich: Jenke ist daran gewöhnt in emotionale Extremsituationen zu gehen. Andererseits ist er jemand, der extrem viel über das Rauchen recherchiert hat und eigentlich alle Mechanismen kennt. Da gilt der Spruch: Je intelligenter die Menschen, desto schlauer die Ausreden ihres inneren Schweinehundes. Ich kann ihm eine Orientierung geben, aber ich kann ihm diese Entscheidung nicht abnehmen.

Fakten zur Zigaretten-Sucht

  • Ungefähr ein Drittel der erwachsenen Bundesbürger raucht. Damit liegt Deutschland im europäischen Mittelfeld. Spitze sind die Griechen.
  • Positiv: 2001 rauchten hierzulande noch 27,5 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren, derzeit sind es „nur“ noch 7,8 Prozent – ein historischer Tiefstand.
  • 20 bis 30 Prozent aller
  • Jedes Jahr sterben allein in Deutschland 110 000 bis 140 000 Menschen an den Folgen des Rauchens - 300 bis 400 Frauen und Männer pro Tag.
  • Statistisch gesehen verliert jeder Raucher im Schnitt zehn Jahre seines Lebens, in Extremfällen bis zu 20 Jahre. Die Hälfte der Todesfälle tritt schon in den mittleren Lebensjahren auf.