TV-Show „Mums Make Porn“Mütter drehen eigenen Porno – für ihre Kinder

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In der britischen TV-Sendung „Mums Make Porn“ drehen Mütter einen Pornofilm nach eigenen Vorstellungen.

London – Dass die eigenen Eltern ihnen sagen, welche Pornos sie gucken sollen, ist für Teenager wohl das Peinlichste, was sie sich vorstellen können. Doch eine neue TV-Show in Großbritannien hat genau das vor. In der mehrteiligen Doku-Sendung „Mums Make Porn“ (auf deutsch: Mütter machen Pornos) auf Channel 4 setzen sich fünf Mütter mit dem Porno-Konsum ihrer jugendlichen Kinder auseinander – und wollen danach einen neuen „positiven“ Sex-Film drehen.

Viele Jugendliche sehen heute Hardcore-Pornos

Was auf den ersten Blick etwas bizarr klingt, hat einen ernsten Hintergrund: Viele Teenager, teils schon in sehr jungem Alter, schauen heute Hardcore-Pornofilme, die sie frei zugänglich im Internet finden. Eine Studie der Unis Hohenheim und Münster hat 2017 herausgefunden, dass fast die Hälfte der 14- bis 20-Jährigen schon einmal einen Hardcore-Porno gesehen hat. Gerade die ganz jungen Menschen, so die Forscher, würden dort mit Inhalten konfrontiert, die sie nicht sehen wollten und nicht richtig verstehen würden.

Alarmierend daran ist auch: Für viele Kinder sind diese Porno-Clips der erste Kontakt mit dem Thema Sex, sie werden also durch diese Filme aufgeklärt. Dabei vermitteln die oft übertrieben harten, gewalttätigen Filme alles andere als ein realistisches Bild von Geschlechtsverkehr.

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Brutale Porno-Filme mit unterwürfigen Frauen

Welche extremen Inhalte sich ihre Kinder so tagtäglich via Smartphone und Computer reinziehen, davon müssen sich auch die Mütter in der ersten Folge von „Mums Make Porn“ zunächst einmal selbst überzeugen. Und sie sind regelrecht schockiert: „Wenn mein Sohn eine Frau jemals so behandeln würde, ich würde ihm die Hölle heiß machen“, sagt eine der Mütter in einem Ausschnitt der Sendung.

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„Das Schockierendste war die Brutalität der meisten Pornofilme, sogar Vergewaltigungsszenen waren dabei“, erzählt Sarah Sadler, einer der teilnehmenden Mütter, der BBC News. „Selbst in den normaleren Clips war immer der Mann dominant und die Frau nur die dankbare Empfängerin, die alles mit sich machen ließ. Doch welche Botschaft sendet das an unsere Teenager heute?“

Selbstbewusste Frauen, die Lust auf Sex haben und Männer, die sich angemessen verhalten

Freude am Sex würde man dabei nicht sehen, und schon gar nicht, dass beide dem Akt zustimmen oder sich zunächst emotional annähern. Statt echter Intimität würden hier nur extreme Dinge gezeigt: „Manche Teenager glauben dadurch, sie müssten einen Dreier abliefern, um ihrem Partner zu gefallen.“

Im Zuge ihrer Recherche besuchen die Mütter in „Mums Make Porn“ Pornofilm-Sets, schreiben eigene Drehbücher und casten Porno-Darsteller. Am Ende produzieren und drehen sie unter professioneller Anleitung einen zwölfminütigen Sexfilm – sie fungieren dabei als Regisseurinnen und nicht als Darstellerinnen.

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Das Ziel dabei: Der Film soll viel realistischer sein als das Material aus dem Internet und den Teenagern vor allem positive Sex-Erfahrungen präsentieren: „Wir zeigen selbstbewusste Frauen, die Lust auf Sex haben. Und Männer, die sich angemessen verhalten“, erzählt Sarah Sadler. „Dazu gehören auch Küssen, Kuscheln, Vorspiel, Kommunikation, verschiedene Körper-Typen, Schambehaarung und Safer Sex.“

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Leichte Unterhaltung mit ernstem Hintergrund

Ob es eine solche Sendung wirklich braucht, ist natürlich fragwürdig. Und selbstverständlich will die Show in erster Linie unterhalten. Die Mütter werden bewusst in für sie ungewohnte Situationen gebracht, wenn sie etwa ungelenk Dildos polieren müssen – sie schämen, ekeln und wundern sich vor laufender Kamera, zum Amüsement der Zuschauer.

Das Thema hinter der Doku-Reihe aber, der Porno-Konsum heutiger Jugendlicher, ist eines, über das auf jeden Fall noch häufiger gesprochen werden muss. Auch Sarah Sadler sagt offen: „Ich bin sehr stolz, dass ich einen Beitrag dazu geleistet habe, das Gespräch über Pornografie anzustoßen.“ (iwo)