Isoliert mit den KindernSo überstehen Familien die Corona-Krise

Neuer Inhalt

Es muss nicht sein, dass Familien in der häuslichen Auszeit die Decke auf den Kopf fällt: Einfache Tipps sind sehr wirkungsvoll.

Köln – Mal so richtig die Familienzeit genießen! Dieser erste Gedanke, wenn Eltern und ihre Kinder für längere Zeit aufeinander hocken, verfliegt recht schnell. Doch wie geht man dann damit um?

Die ganze Familie hängt mehr oder weniger in den eigenen vier Wänden fest. Und das nicht nur für ein paar Tage, sondern gleich mehrere Wochen lang. Wie meistert man solch eine Zeit möglichst ohne Frust und ohne dass die Kinder einen Koller kriegen?

Nicola Schmidt: Man sollte nicht alles schleifen lassen

„Am Anfang war sicher das Bedürfnis da: Jetzt schlafen wir alle mal richtig aus“, sagt die Erziehungsexpertin Nicola Schmidt. Doch die Buchautorin („Erziehen ohne Schimpfen“) warnt davor, dass man auf Dauer alles schleifen lässt.

Denn die innere Uhr spiele sonst verrückt – gerade bei Kindern. Sie drehen dann nachts auf und wollen spielen oder fordern Bespaßung. „Zudem braucht das Gehirn Struktur, das kennt man aus der Forschung über Schiffbrüchige“, sagt Schmidt. Es sei erwiesen, dass Menschen mit angemessener Tagesstruktur Ausnahmesituationen besser meistern.

Corona-Krise: Kindern eine positive Einstellung vermitteln

Wichtig sei auch, dass Eltern ihren Kindern gegenüber eine positive Einstellung ausstrahlen statt zu motzen und über alles zu nörgeln. „Versuchen Sie, das Schöne zu sehen. Etwa: Ich habe endlich mal Zeit, meinem Kind beim Spielen zuzusehen. Das ist doch wunderbar“, sagt die Expertin.

Wer kleine schöne Dinge im Alltag beobachtet, sollte das auch seinen Kindern gegenüber kommunizieren – etwa „Guck mal, die Pflanze bekommt eine neue Blüte“ oder „Schau, da vor dem Fenster! Siehst du den kleinen Piepmatz? Wo der wohl sein Fressen findet?“

Expertin warnt: Kinder nicht nur vor dem Fernseher parken

Auch wenn die Versuchung groß ist: „Parken Sie Ihr Kind nicht Wochen lang vor irgendeinem Bildschirm!“, warnt Schmidt, die selbst zweifache Mutter ist. „Denn die Kinder können diesen Stress in den eigenen vier Wänden ohne Tobemöglichkeit draußen nur schlecht abbauen und sie drehen immer mehr auf.“ Stattdessen empfiehlt Schmidt gemütliches Vorlesen.

Die unvorhergesehene Familienzeit sei auch wie gemacht für gemeinsames Spielen. Am besten sei etwas zum Bauen wie Plastik- oder Holzbauklötzchen oder eine erweiterbare Eisenbahnanlagen.

„Es lassen sich aber auch schöne viele Dinge bauen aus Pappkartons oder Klopapier-Pappröhrchen, etwa ein Piratenschiff mit Ferngläsern, Autorampen oder Puppenhäuser“, schlägt Schmidt vor. Auch Masken basteln könne eine Möglichkeit sein – mit Pappmaché aus Zeitungen und Kleber. „Wichtig ist, dass die Kinder am Ende ein sichtbares Ergebnis in den Händen halten.

Kinder in die Haushaltsarbeit mit Tricks einbeziehen

Und wenn Eltern jetzt auf die Idee kommen, das ganze Haus zu putzen oder den Keller auszumisten, „dann sollten sie das schlau anstellen“, sagt Schmidt. Wer anordnet: „Jetzt wird der Keller ausgeräumt und du hilfst“, habe schon verloren. Besser sei als Ansatz: „Ich weiß, dass im Keller noch altes Spielzeug ist. Kannst du dich noch an das grüne Männchen erinnern? Lass uns mal schauen, wo das ist...“

Dieses Prinzip helfe auch beim Bad säubern: „Schau mal, wie toll man mit der Sprühflasche Schaum verschießen kann. Du darfst jetzt mal die ganze Wanne einschäumen.“ Das klappe auch in der Küche: „Jetzt machen wir Eischnee. Und du darfst es schaumig schlagen. Mal sehen, ob du es schaffst, es so dick zu kriegen, dass du dir es über den Kopf hältst und nichts tropft raus.“ Doch Nicola Schmidt warnt: „Bitte diese Tätigkeiten nicht überziehen!“ (dpa)