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Darf man das so sagen?Vierfach-Mutter gesteht: „Ich habe ein Lieblingskind“

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Viele Eltern haben (zeitweise) ein Lieblingskind. Schadet das den Geschwistern?

Köln – „Meine Tochter ist eindeutig mein Lieblingskind“, sagte eine Mutter jüngst in einer britischen TV-Talkshow und löste damit eine Debatte im Netz aus. Darf man so etwas wirklich laut zugeben?

Die vierfache Mutter Alisha Tierney-March spricht ohne Scheu darüber, dass ihre zweijährige Tochter Kennedy ihr Lieblingskind ist.

„Es ist einfach schöner, mit ihr Zeit zu verbringen. Ich habe diese andere, besondere Verbindung zu ihr.“ Genau so würde sie das auch offen ihren anderen Kindern (7, 9 und 1 Jahre) sagen. Die wüssten längst, dass Kennedy ihr Liebling sei. Doch auch wenn die ganz vorne käme, liebe sie alle ihre Kinder, sagt die Mutter und keiner würde wirklich bevorzugt behandelt. Sie würde sich da keine Sorgen machen.

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Die Moderatorin der Talk-Show ist leicht geschockt und spricht das aus, was sich sicher viele in diesem Moment fragen: Was macht das mit den anderen Kindern: zu wissen, dass sie immer hinter der Schwester kommen? Auch im Netz sind viele entsetzt über die Aussagen der Mutter: „Mir tun ihre anderen Kinder leid! Sie werden immer das Gefühl haben, nicht gut genug zu sein, das ist so schrecklich und verkorkst!“, schreibt eine Twitter-Userin. „Meine ältere Schwester wurde auch immer bevorzugt und ich bin mit dem Wissen aufgewachsen, dass ich weniger geliebt werde als sie. Das beschäftigt mich bis heute“, erzählt ein anderer User.

Viele Eltern haben tatsächlich ein Lieblingskind

Ihre Situation sei schon besonders, sagt Mutter Alisha Tierney-March. Aber sie glaube auch, dass viele Eltern – zumindest kurzzeitig – ein Kind bevorzugen. Und damit hat sie sogar Recht. Eine amerikanische Langzeitstudie (2005) hat ergeben, dass die meisten Eltern tatsächlich ein Lieblingskind haben. In der Befragung hatten 74 Prozent der Mütter und 70 Prozent der Väter angegeben, dass sie ein Kind bevorzugt behandeln.

„Dass Eltern sich einem Kind näher fühlen ist tatsächlich normal“, sagt auch der amerikanische Familienforscher Karl Andrew Pillemer der CNN. „Auf existenzielle Weise lieben wir unsere Kinder alle gleich, wir würden für jedes von ihnen unser Leben geben. Aber wir verstehen uns mit dem einen vielleicht einfach besser als mit dem anderen.“

Oft heißt es, dass sich Eltern vor allem dem Kind näher fühlen, das ihnen charakterlich am nächsten ist. Nicht selten wird auch die Geschwister-Rangfolge für solche Präferenzen verantwortlich gemacht. Manche sagen, dass Erstgeborene einen besonders hohen Stellenwert bei ihren Eltern haben. Andere sehen das Nesthäkchen als klassisches Lieblingskind, das lange noch verhätschelt wird.

Bevorzugung kann Kindern langfristig schaden

Am wichtigsten ist es, darüber sind sich die Experten einig, dass sich ein Kind nicht dauerhaft benachteiligt fühlt. Und Geschwister nicht ständig verglichen und komplett unterschiedlich behandelt werden. Problematisch werde es dann, so Pillemer, wenn Mutter und Vater dem einen Kind offensichtlich mehr Zuwendung, Zeit und Verständnis schenken würden. Und mit den anderen strenger wären.

Dieses Ungleichgewicht belaste nicht nur die Stimmung in der Familie und schade sogar langfristig der Beziehung der Geschwister untereinander. Es könne sogar weitreichende psychologische Folgen für die Kinder haben. Mögliche Folgen seien ein geringes Selbstbewusstsein, Ängste und Depressionen – auch noch viel später im Leben.

Geschwister achten darauf, wie fair es zugeht

Dass Brüder und Schwestern genau beobachten, wie die Eltern den jeweils anderen behandeln, ist erwiesen. Eine Studie fand heraus, dass die Angst, in der Gunst der Eltern zurückzubleiben, bei allen Geschwistern präsent ist. Besonders jüngere Geschwister, so eine andere Untersuchung, beschäftigten sich viel damit, wo sie im Geschwistergefüge stehen, weil sie oft mit den älteren verglichen werden.

Eltern tun gut daran, jedes Kind individuell zu betrachten, seine Stärken und Eigenschaften zu sehen, und Vergleiche zu den anderen Kindern zu vermeiden. Sie sollten immer fair bleiben, aber sie müssten nicht alle Kinder genau gleich behandeln, sagt Studienleiter Alex Jensen. „Schließlich sind sie auch verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen.“