WhatsApp vs. TelegramWelche Messenger-App schneidet besser ab?

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Das 2018 in Großbritannien aufgenommene Foto zeigt ein Smartphone mit diversen Social Media Apps. Wo liegen die Unterschiede zwischen den bekanntesten Messengerdiensten wie WhatsApp und Telegram? Wir klären auf. 

WhatsApp ist der beliebteste Messenger der Welt. Doch lange nicht der einzige. Wir geben Ihnen einen Überblick und stellen die verschiedenen Dienste gegenüber.

von Julia Bauer (jba)

Ist WhatsApp noch im Trend oder zieht Telegram mittlerweile mehr Nutzerinnen und Nutzer an? Wir zeigen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Messengerdienste auf und klären Fragen rund um Funktionen, Datenschutz und Co.

  • WhatsApp und Telegram im Vergleich
  • Was bieten Channels bei Telegram?
  • Datenschutz bei WhatsApp und Telegram

Ein Leben ohne Messenger ist für die meisten Menschen mittlerweile fast undenkbar. Wir nutzen die Apps täglich, teilweise sogar mehrere Stunden am Stück.

Doch worin unterscheiden sich die beiden vor allem in Deutschland beliebten Dienste WhatsApp und Telegram? Die Messenger-Apps im großen EXPRESS-Check.

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Messenger-Apps: WhatsApp und Telegram

Der im Jahr 2009 gegründete Instant-Messaging-Dienst (dt.: sofortige Nachrichtenübermittlung zwischen zwei oder mehr Teilnehmern) WhatsApp ist zurzeit der weltweit am meisten verbreitetste.

Seit 2014 ist WhatsApp Teil von Facebook und wird inzwischen von rund 2 Milliarden Menschen genutzt. Damit ist WhatsApp nach wie vor die Nummer eins unter den Messenger-Apps, dicht gefolgt vom Facebook Messenger mit 1,3 Milliarden Nutzern weltweit und der chinesischen Messenger-App WeChat mit 1,2 Milliarden Nutzern.

Nutzer von WhatsApp schätzen in erster Linie die einfache Handhabung und natürlich die große Nutzeranzahl.

Doch auch bei Telegram wächst die Community – Anfang Januar 2021 knackte das Unternehmen die Marke von 500 Millionen aktiven Nutzern. So hatte Telegram-Gründer Pawel Durow am 12. Januar mitgeteilt, dass es allein innerhalb der letzten 72 Stunden 25 Millionen Neuanmeldungen gegeben habe.

Grund dafür dürfte vor allem die angekündigte AGB-Änderung von WhatsApp gewesen sein, mit der WhatsApp nun ausdrücklich Daten an Facebook übermitteln darf (mehr weiter unten).

Auch andere Messenger-Alternativen, etwa Signal und Threema, haben nach der WhatsApp-Ankündigung neuer Nutzungsbedingungen einen Aufschwung erfahren, wie das Digitalmagazin t3n schreibt.

Telegram: Chats sind cloudbasiert

Telegram ist ein Unternehmen der russischen Brüder Pawel und Nikolai Durow. Wie bei WhatsApp können auch über Telegram Textnachrichten, Sprachnachrichten, Fotos, Videos und Dokumente verschickt werden.

Auch die Handhabung bei Telegram ähnelt WhatsApp. Bei beiden Diensten ist es möglich, über private Nachrichten, aber auch in Gruppenchats miteinander zu kommunizieren. 

Telegram ist im Gegensatz zu WhatsApp cloudbasiert, was bedeutet, dass User Inhalte sowohl auf mobilen Geräten als auch auf ihrem Computer abrufen können. Zudem lassen sich endlos große Mengen an Dateien über diesen Dienst verschicken.

Klingt erst mal praktisch, jedoch nutzt der Messenger-Dienst für alle Privat- sowie Gruppenchats die Client-Server-Verschlüsselung, was Telegram ermöglicht, über den Server auf den Inhalt der Chats zuzugreifen und diese theoretisch auch weiterzuleiten.

Dazu kommt bei Telegram, dass Telefonnummern sowie Vor- und Nachnamen von Kontakten aus dem Adressbuch gespeichert werden, wenn die Kontaktsynchronisation genutzt wird. Ohne Zugriff auf das Adressbuch ist – anders als bei Android – bei iOS kein Start eines Chats möglich, wie die Verbraucherzentrale berichtet.

WhatsApp-Chats sind Ende-zu-Ende-verschlüsselt

WhatsApp lässt sich zwar auch im Browser als Web-Version öffnen, jedoch ist hier die Kapazität der zu verschickenden Inhalte begrenzt, da dies in der Regel vom Smartphone ausgeht. 

WhatsApp steht regelmäßig wegen seines Datenschutzes in der Kritik. Auch die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung hatte das Unternehmen zunächst nicht ermöglicht. Seit 2016 schützt WhatsApp nun aber standardmäßig Nachrichten mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung – vorausgesetzt beide Chat-Teilnehmer haben die aktuelle Version der App installiert.

Durch die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ist sichergestellt, dass niemand Chats mitlesen kann, auch nicht WhatsApp selbst. 

WhatsApp: Kritik um neue Nutzungsbedingungen

Da WhatsApp seit 2014 zur Facebook Inc. gehört, steht das Unternehmen unter der Leitung eines milliardenschweren Internet-Giganten. Seit 2016 erlauben die Datenschutzrichtlinien WhatsApp die Weitergabe von Nutzerdaten an Facebook.

Dies soll zu Werbezwecken möglich sein. Nach eigener Aussage nutzt der US-Konzern die WhatsApp-Account-Infos aktuell aber zumindest in Deutschland nicht zu Werbezwecken, berichtet die Verbraucherzentrale (Stand: Februar 2021).

WhatsApp arbeitet in diesem Zusammenhang auch mit „Zwangsupdates“. So hat das Unternehmen am 4. Januar 2021 seine Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinie geändert und bittet Nutzer um Zustimmung.

Im Kern geht es um den Datenaustausch und die Verwendung von Nutzerdaten innerhalb des Facebook-Konzerns und für Unternehmen, die WhatsApp nutzen. Wer der Änderung nicht zustimmt, wird die Messenger-App künftig nicht mehr wie gewohnt verwenden können.

Telegram: Daten schützen mit Secret-Chats 

Bei Telegram ist die Transparenz über das Unternehmen selbst sehr gering. Telegram hat zudem keine Datenschutzerklärung auf Deutsch.

Positiv hervorzuheben sind bei Telegram jedoch die sogenannten „Secret-Chats“. Innerhalb dieser sind Nachrichten nur für den Sender und Empfänger sichtbar. Dort kann Telegram also nicht auf den Inhalt zugreifen. Gleichzeitig gewährleisten nur diese Secret-Chats, die extra ausgewählt werden müssen, eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Für Gruppengespräche stehen sie nicht zur Verfügung.

Da die Secret-Chats bei Telegram nicht cloudbasiert sind, können sie nur auf dem Gerät aufgerufen werden, auf dem die Nachrichten versendet oder empfangen wurden. Eine weitere Funktion des Secret-Chats ist die Möglichkeit der Selbstzerstörung von Nachrichten, nach Ablauf einer gewissen Zeit.

WhatsApp und Telegram sind kostenlos und werbefrei

Ein Vorteil von WhatsApp als auch Telegram: Beide Dienste sind werbefrei nutzbar, beinhalten also keine lästige Werbeblocks zwischen den Chats.

In den gängigen App-Stores sind die Messenger-Apps kostenlos für Android, iOS und Windows Phone verfügbar. WhatsApp ist zudem über macOS und Windows nutzbar.

WhatsApp und Telegram: Unterschiede

Anders als WhatsApp bietet Telegram Nutzern auch die Möglichkeit, Kanäle zu abonnieren. Die Telegram-Channels sind zugänglich für unbegrenzt viele Abonnenten, die mit dieser Funktion Mitteilungen, bei Bedarf in Form von Push-Meldungen, abonnieren können.

Das Verschicken der „Broadcast“-Mitteilungen, die gleichzeitig an alle Abonnenten eines Kanals gesendet werden, ist nur den Administratoren des jeweiligen Channels vorbehalten.

Zu unterscheiden sind öffentliche und private Kanäle. Öffentliche Kanäle können von jedem Telegram-Nutzer über den Benutzernamen des Kanals gefunden und abonniert werden.

Private Kanäle hingegen sind nur für ausgewählte Personen zugänglich, sie müssen von dem Ersteller hinzugefügt werden oder über einen Einladungslink beitreten.

Auch wir vom EXPRESS versenden Mitteilungen über unseren öffentlichen Telegram-Kanal, in erster Linie Eilmeldungen aus den Rubriken News, Köln, NRW, Sport, Promis etc.

Einfach auf den Express-Telegram-Channel klicken und direkt beitreten.

Hier finden Sie eine Übersicht aller EXPRESS-Social-Media-Kanäle.

Um als Kanal-Inhaber Unterhaltungen mit seinen Abonnenten zu starten, bietet Telegram darüber hinaus die Funktion von Diskussionsgruppen an. Hierbei können Kanal-Admins ihren Channel mit einer Diskussionsgruppe erweitern. Jeder neue Beitrag aus dem Channel würde dann automatisch an die Diskussionsgruppe weitergeleitet. EXPRESS nutzt aktuell noch keine Diskussionsgruppe.

Facebook-Messenger ohne Ende-zu-Ende-Verschlüsselung 

Das soziale Netzwerk Facebook verbindet mittlerweile weltweit knapp 1,9 Milliarden Nutzer miteinander. Davon 349 Millionen allein in Europa.

Die Plattform bietet zahlreiche Möglichkeiten, miteinander zu kommunizieren und sich auszutauschen. Dazu gehört auch die Messenger-Funktion, die ermöglicht, mit einem oder mehreren Teilnehmern zu chatten. Einige Portale, Newsdienste und Co. bieten zudem die Option, via Facebook-Messenger Push-Mitteilungen zu abonnieren.

Der Messenger verlangt entweder ein Profil bei Facebook oder die Angabe einer Handynummer, um die App nutzen zu können. Standardmäßig gibt es keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der Chats, hält die Verbraucherzentrale fest.

Für Unterhaltungen mit nur zwei Teilnehmern kann jedoch eine Verschlüsselung aktiviert werden. Für Gruppenchats gibt es diese Option nicht.

In der Datenschutzerklärung gibt Facebook an, dass „Inhalte, Kommunikationen und sonstige Informationen“ erfasst werden. Dazu gehöre auch der Nachrichtenaustausch bzw. das Kommunizieren mit anderen.

Die Informationen nutzt Facebook nach eigenen Angaben unter anderem für Werbung, die auf die Interessen der Nutzer ausgerichtet ist. Auch bei einer aktivierten Verschlüsselung im Einzelchat fallen demnach sogenannte „Metadaten“ an, die ebenfalls zur Personalisierung genutzt werden können.

Threema: Alternative zu WhatsApp und Telegram

In einem Vergleich mehrerer Messengerdienste kommt die Verbraucherzentrale zu dem Schluss, dass nur die App Threema vollkommen ohne personenbezogene Angaben einsatzfähig ist.

Wie funktioniert das? Das Schweizer Unternehmen vergibt eine zufällig generierte ID, unter der Sie für andere Nutzer angezeigt werden.

Nutzer können aber auch einen eigenen Namen wählen. Threema speichere nach eigenen Angaben Ihre Telefonnummer und/oder E-Mail-Adresse nur auf Wunsch und jeweils verschlüsselt.

Um Freunde zu finden, kann die App die Telefonnummern bzw. E-Mail-Adressen Ihrer Kontakte abgleichen. Dabei werden die Daten aus dem privaten Adressbuch aber nicht dauerhaft gespeichert, es handelt sich lediglich um eine temporäre Verschlüsselungs- bzw. Pseudonymisierungs-Technik, danach werden die Daten gelöscht. 

Einziges kleines Manko an Threema: Um die App nutzen zu können, fallen einmalig rund vier Euro in den gängigen App-Stores an. (jba/jbo)