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Pädo-AlarmFrau spielt mit Handy, plötzlich macht Kölner widerliches Sex-Angebot

Quizduell_Sexchat_Symbolbild

Eine Quizduell-Spielerin hat ein widerliches Sex-Angebot aus Köln bekommen.

von Martin Gätke (mg)

  • Quizduell-Spielerin gibt sich als minderjährig aus und bekommt ein Sex-Angebot aus Köln.
  • Experte warnt: In vielen Apps wie Quizduell machen Pädophile Jagd auf unsere Kinder.
  • Er erklärt, wie die ekelhafte Sex-Falle der Pädophilen aussieht.

Köln – Sie gehört seit nunmehr sechs Jahren zu den beliebtesten Quiz-Apps in Deutschland, über 34 Millionen Spieler haben sich hierzulande mittlerweile angemeldet: Quizduell. Doch das Spiel hat seine Schattenseiten: Immer mehr vor allen Dingen weibliche Nutzer klagen über sexuelle Belästigung im Chat. Welche Gefahren in der App noch lauern, musste eine Zockerin aus NRW erfahren. Sie hat sich als minderjährig ausgegeben – und prompt ein widerliches Sex-Angebot aus Köln bekommen. Jetzt warnt ein Experte vor der ekelhaften Sex-Falle von Pädophilen – nicht nur bei Quizduell.

Gabi (52, Name geändert) ist eine echte Hardcore-Zockerin. Die Frau aus der Nähe von Düsseldorf ist süchtig nach Quizduell, erklärt sie. Sie spielt, seitdem es die App gibt – sechs Jahre. Und hat fast 59.000 Partien gequizzt – und auch unzählige Male mit anderen Spielern über die Chatfunktion der App geschrieben.

„Quizduell ist auf jeden Fall auch eine Flirt-App“, erklärt sie uns. Die Spieler treffen sich in Facebook-Gruppen, um sich auszutauschen. Oder auch im echten Leben. „Ich habe viele Freunde dort gefunden.“

Alles zum Thema App

Doch seit Monaten erlebt Gabi immer wieder sexuelle Belästigungen von Männern, sie wollen Sex-Treffen, Dirty Talk. Als sie sich etwa auf ein Angebot eines Spielers einlässt und in einen anderen Messenger wechselt, bekommt sie ungefragt Dickpicks zugeschickt – Penis-Bilder.

Schlimmer aber wird es, als sie merkt, dass Erwachsene versuchen, mit Kindern in Kontakt zu treten. „Viele der Spieler kommen immer schneller auf das Alter zu sprechen.”

Gabi wird eines Tages von „Steffen“ angeschrieben. Er selbst sagt, er sei 21 Jahre, aus Köln. „Wie alt bist du?“, fragt auch er im Chat. Die Frau aus Düsseldorf antwortet, dass sie minderjährig sei, gab sich als Schülerin aus. „Ich wollte einfach mal herausfinden, wohin das führt.”

Chat bei Quizduell: Kölner macht der Frau widerliches Sex-Angebot

Sofort nimmt das Gespräch eine unerwartete Wendung: Steffen fragt, ob sie Geld gebrauchen könne. Gabi mimt weiter die Schülerin, geht auf das Angebot ein. Steffen bietet ihr daraufhin 800 Euro an, „wenn du an dem Wochenende, wo wir in deiner Stadt sind, jeden Tag ein paar Stunden opferst um mit zu uns zu kommen.“

Gabi ist geschockt: „Ich finde das schon echt kriminell, dass sich da einige Männer offenbar an Minderjährige vergreifen wollen.“

Betreiber von Quizduell löscht den Nutzer

Sofort schickt sie den Chat an den deutschen Support des schwedischen Betreibers FEO Media. Der versichert in seiner Antwort, den Nutzer gelöscht zu haben. „Müssen jedoch darauf hinweisen, dass wir in keinster Weise verhindern können, dass sich dieser Nutzer einen neuen Accountnamen zulegt und einfach wieder erneut anmeldet.“

Es liege in Gabis Ermessen, gegen den Nutzer Anzeige zu erstatten. Erst danach könnten weitere Schritte unternommen werden. „Das ist das Problem: Bei Quizduell kann jeder ungestraft machen, was er will. Ich glaube, viele Teenager werden angegangen“, findet Gabi.

Wenn Pädo-Kriminelle mit sexuellen Hintergedanken im Netz gezielt Kontakt zu Kindern aufbauen, nennt man das Cyber-Grooming. Einer der führenden Experten, die sich mit diesem Thema beschäftigen, ist Cyberkriminologe Thomas-Gabriel Rüdiger. Er erklärt, warum Quizduell zusammen mit vielen anderen Apps wie tik tok oder Instagram so relevant für Kriminelle ist.

„Täter haben es hier leicht, mit Kindern relativ anonym in Kontakt zu kommen. Gerade bei Onlinespielen entstehen durch das gemeinsame Spielen zudem schnell vertrauensbildende Prozesse. Das bedeutet, dass manche Kinder den Chatpartner nach einer Zeit nicht mehr als fremde Person wahrnehmen, sondern als Bekannten“, erklärt Rüdiger.

Experte über Cyber-Grooming: Quizduell ist relevant für Pädophile

Wie bei einem Fußballspiel verbinde das gemeinsame Erleben. „Bei einer App wie Quizduell gibt es außerdem ein weiteres Risiko: Einige Eltern sehen die Möglichkeit, das Allgemeinwissen ihrer Kinder zu verbessern. Die Chatmöglichkeit im Spiel wird aber nicht als Gefahr für Kinder realisiert.“

Wie gefährlich so ein Chat aber werden kann, zeigt ein Beispiel aus Düsseldorf, das für Entsetzen sorgte: Vor einem Jahr wurde ein pädophiler Koch wegen schweren Kindesmissbrauchs und Vergewaltigung zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt. Er hatte einen Jungen aus der Schweiz nach Düsseldorf gelockt und sich an ihm vergangen. Acht Tage lang war er gefangen. Über den Chat eines beliebten Online-Spiels hatte er sich das Vertrauen des Kindes erschlichen.

Experte: Jedes Kind kommt mindestens einmal mit Cybergroomer in Kontakt

„Leider werden nur wenig Delikte zur Anzeige gebracht, die Dunkelziffer ist entsprechend hoch“, erklärt der Cyberkriminologe. „Nach meiner Erfahrung gehe ich davon aus, dass fast jedes Kind, das sich online bewegt, mindestens einmal mit einem Cybergroomer konfrontiert wird.“ Ein Satz, der allen Elternteil einen Schrecken einjagen sollte.

So funktioniert die Masche der Pädophilen

Dabei gehen die Täter immer gleich vor, vom Experten hypersexualisierte Cyber-Groomer genannt. Sie treten am häufigsten in Erscheinung: „Sie wollen die schnelle sexuelle Interaktion. Sie bitten das Kind etwa um Nacktbilder oder Videos, um sie anschließend damit zu erpressen. Und noch mehr Bilder und Videos einzufordern“, erklärt Rüdiger. Einige der Täter würden dann etwa Geld für Sex-Bilder bieten. „Mit diesen Medien werden die Kinder dann erpresst.“

Hier erklärt die Initiative „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht”, wie wir unsere Kinder vor Fremden im Netz schützen können

Andere würden Cybermobbing-Opfer umschmeicheln, um so Sex-Fotos zu bekommen. „Für diese Handlungen versuchen die Täter, ihre Opfer auf Messenger-Dienste zu locken, wie Whatsapp, Skype oder KIK etwa.“

Quizduell-Betreiber nimmt das Thema ernst, Anmeldung bleibt aber anonym

Das Problem bei Quizduell ist kein neues: Schon vor Jahren war sexuelle Belästigung in Internet-Foren ein Thema, auf Twitter und Facebook klagen immer wieder Nutzer über Ekel-Nachrichten. Warum hat sich seitdem nichts getan? Warum brauchen Nutzer bei der Anmeldung nicht einmal eine E-Mail-Adresse angeben?

Nachfrage bei dem schwedischen Entwickler MAG Interactive, seit 2017 die Dachorganisation des Quizduell-Betreibers FEO Media. „Das Thema wird von uns sehr ernst genommen und wir arbeiten intensiv daran, unangemessenes Verhalten in all unseren Spielen zu verhindern“, lautet die Antwort. Man habe eine „Null-Toleranz-Politik” und überwache „händisch“ unerwünschte Aktivitäten in den Spielen und auf den Servern.

Betreiber MAG Interactive: „Spieler können blockiert werden”

Trotzdem müsse man die Logins offen und einfach halten, schuld sei hier die neue EU-Datenschutzgrundverordnung, die es verbiete, Nutzerdaten zu speichern. „Es sei denn, die Polizei ist involviert.“ Wer Opfer von sexueller Belästigung wird, könne andere Spieler aber melden und blockieren.

Das verhindert jedoch nicht, dass sie sich einfach neu anmelden.

Cyber-Experte fordert mehr Aufmerksamkeit von den Eltern

„Apps wie Quizduell sind ab 0 Jahren freigegeben“, so Rüdiger, „Kinder können hier aber nahezu unkontrolliert mit Erwachsenen in Kontakt treten. In der Realität wäre das kaum denkbar, wenn etwa ein erwachsender Mann mit einer ihm unbekannten Achtjährigen auf dem Kinderspielplatz spielt. Warum ist das online anders?“

Wir würden Kinder zu wenig auf Gefahren im Netz vorbereiten. „Wir als Gesellschaft bereiten unsere Kinder zum Beispiel auch auf den Straßenverkehr vor, erklären ihnen Regeln und Gefahren und haben gleichzeitig Schutzmechanismen wie Bürgersteige, Ampeln oder auch Zebrastreifen etabliert. Warum gilt das für das Internet nicht?“

Experte fordert Gesetzesänderung, um Kinder besser zu schützen

Auch die Politik müsse Software-Betreiber dazu bringen, „Kinder in ihren Programmen effektiver zu schützen“, so Rüdigers Forderung. „Warum ist eine unerwünschte verbale sexuelle Belästigung eigentlich nicht strafbar?”, fragt der Experte. Hier müsste eine Gesetzesänderung her.

Heißt im Klartext: Vor allen Dingen Eltern müssen dringend aufmerksamer werden. Und ihre Kinder nicht arglos chatten lassen. Sonst spielt der Sex-Täter im Kinderzimmer womöglich bald mit.