+++ EILMELDUNG +++ Mord am Mülheimer Hafen Nach Tod von 15-Jährigem: Polizei nimmt weiteren Kölner fest

+++ EILMELDUNG +++ Mord am Mülheimer Hafen Nach Tod von 15-Jährigem: Polizei nimmt weiteren Kölner fest

Instagram-Star (56)Was finden Rihanna, Cro und 1 Million andere Fans an dem Schwaben?

Neuer Inhalt (1)

Instagram-Star Uwe Baltner wollte seine langen Pendelzeiten im Auto sinnvoll nutzen und in positive Energie umwandeln – mit Erfolg. 

von Madeline Jäger (mj)

Köln – Diesem Mann folgen Superstars wie Rihanna, Drake, Chris Brown, Cro und Casper auf Instagram, dabei macht er immer das Gleiche: Uwe Baltner singt in seinem kleinen Fiat 500 fast jeden Tag einen neuen Pop- oder Rock Song. Er schmettert den Song voller Inbrunst, schaut dabei in die Kamera und ist voll konzentriert bei der Sache.

Das kommt an. Bereits nach wenigen Monaten sind die Videos des 56-Jährigen durch die Decke gegangen. Innerhalb eines Jahres folgten ihm plötzlich mehr als eine Million Menschen. Dabei wirkt Baltner nicht gerade wie ein typischer Influencer. Wie kommt es also, dass der singende Geschäftsführer einer Agentur aus Ludwigsburg so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht?

Eine mögliche Erklärung: Wie Uwe Baltner singt, lässt niemanden kalt. Viele Instagram-Nutzer schauen seine Videos täglich an und amüsieren sich in den Kommentaren.  

Alles zum Thema Social Media

Auf die Idee kam der Familienvater, weil er zur Arbeit pendelte und dabei sehr viel Zeit hatte. Ganze sechs Jahre lang hat Baltner im Allgäu gewohnt und musste an drei Tagen in der Woche fünf Stunden nach Ludwigsburg pendeln. „Als Pendler war ich viel allein und habe mir ein paar schlechte Angewohnheiten zu Eigen gemacht, die ich loswerden wollte“, erklärt Uwe Baltner.

Wie er seine Marotten in positive Energie und einen erfolgreichen Instagram-Kanal umgewandelt hat, erzählt er unserer Redaktion im Interview.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, jeden Tag ein Lied bei Instagram zu veröffentlichen?

Zusätzlich zu der vielen Zeit, die ich als Pendler ohnehin im Auto verbracht habe, kam noch ein Problem hinzu. Bei meinem Job in der Werbeagentur musste ich sehr viel reden und Präsentationen halten. Irgendwann hatte ich deswegen große Probleme mit meinen Stimmbändern. Also habe ich angefangen zu überlegen, was ich dagegen tun kann und wie ich meine Stimme besser trainieren kann. Denn das ist natürlich nicht so prickelnd, wenn man vor Kunden eine Präsentation halten muss und dann plötzlich keine Stimme mehr hat. Also habe ich meine Stimmbänder trainiert, indem ich im Auto die Tonleitern hoch und runter geübt habe, bis meine Stimme endlich mehr Power bekommen hat. Das hat mir sehr geholfen.

Ich habe die Stimmübungen auf dem Weg zur Arbeit im Auto gemacht. Als meine Stimme endlich fester wurde, habe ich angefangen Stücke von meinen Lieblingsbands zu singen, insbesondere von Queen. Wer herausfinden will, ob er eine starke Stimme hat, der kann sich  sehr gut an Freddie Mercurys Texten ausprobieren. Je nach Tagesform, kann jeder Sänger dann erkennen, ob er zumindest ansatzweise an die Stimm-Power des Queen-Sängers herankommt.

Welches Lied beziehungsweise Video, war das erste, das Sie auf Instagram hochgeladen haben?

Das weiß ich noch genau. Ich habe: „My Baby shot me down“ von Nancy Sinatra gesungen. Das Lied dürften viele aus dem Film: „Kill Bill“ von Quentin Tarantino kennen. Das war zu dem Zeitpunkt noch sehr amateurhaft und da war ich auch sehr nervös muss ich sagen. Denn man spürt die Kamera am Anfang sehr genau.

Danach habe ich mich immer mehr auf auswendig gelernte klassische Rock-und Popsongs aus den 80ern konzentriert, die ich besser kannte. Das hat dann besser geklappt und das Feedback war überraschend positiv. Also habe ich einfach weitergemacht.

Wo haben Sie vorher gesungen? Unter der Dusche? Auf Firmenfeiern?

Als junger Mann habe ich wie man das damals so kannte in Bands gesungen, das war aber vollkommen unprofessionell. Ich hatte auch keinen Gesangsunterricht oder sowas. Das Stimmtraining habe ich tatsächlich erst vor eineinhalb Jahren angefangen. Seitdem gehe ich jeden Morgen im Auto erst einmal die Tonleitern hoch und runter. Das hat tatsächlich etwas gebracht. Sowohl beruflich für meine Stimmausdauer, als auch für die Stimmqualität in meinen Videos. Das merkt man auch an den Kommentaren. Die Stimme wird durch das Training immer besser.

Hier mehr lesen: Netz empört: Inszenierte eine Influencerin einen Motorradunfall, um Werbung zu machen?

Ihnen folgen, Rihanna, Chris Brown und mehr: Wie erklären Sie sich Ihren weltweiten Ruhm?

Das ist eine gute Frage, ich weiß es selbst auch nicht ganz genau. Aber es kommen natürlich verschiedene Effekte zusammen. Zum einen ist es die Kontinuität meiner Videos, die fördert auch die Zufallstreffer bei Instagram. Ich habe inzwischen über 700 Videos aufgenommen. Dann ist meine Reichweite auch in kurzer Zeit enorm gewachsen. Am Anfang hat sich bei mir lange gar nichts getan. Dann hat plötzlich ein Künstler aus den USA ein Lied von mir in seiner Instagram-Story geteilt und das ist das Erfolgsrezept.

Dann kam der große Knall, als die Rapper Chris Brown und Drake mein Video auf ihren Seiten hochgeladen und kommentiert haben. Das Video ging total durch die Decke und meine Follower-Anzahl, die vorher schon sechsstellig war, schoss dann schließlich total in die Höhe. In dieser Zeit kam dann auch Rihanna dazu, die wohl über ihre beiden Ex-Freunde Chris Brown und Drake auf mich aufmerksam geworden ist. Vor kurzem hat auch der Künstler The Weekend ein Video von mir hochgeladen.

Sie singen auch auf Arabisch und afrikanische Lieder – wie sind Sie denn darauf gekommen?

Ab einem gewissen Zeitpunkt hab ich meinen Fans fast nur noch Liedwünsche erfüllt. Sprich, die Leute schreiben in den Kommentaren, welche Lieder sie sich wünschen. Ein Großteil meiner Follower kommt aus Nigeria und aus arabischen Ländern, sie haben sich häufig afrikanische Stücke gewünscht. Ich habe immer große Lust darauf, etwas Neues auszuprobieren und mir diese Musikstücke deswegen angeeignet.

Das ist nicht einfach, auch wegen der sprachlichen Barriere. Ich finde es aber gut, etwas abseits des Mainstreams zu machen und aus meiner Komfortzone herauszukommen. An russischen oder japanischen Liedern habe ich mich auch schon versucht. So hat das auch mit dem Rap angefangen. Ich bin ja kein geborener Rapper, habe es mir aber antrainiert.

Was sagt Ihre Familie zu ihrem Erfolg und die Kollegen?

Ich habe drei Töchter, die sind aber alle schon erwachsen und aus dem Haus. Die fiebern aber total mit. Auch meine Frau unterstützt mich dabei, sie kennt mich seit über 30 Jahren und weiß, dass ich gerade damit meinen zweiten Frühling erlebe. Auch wenn ich manchmal nach Feierabend auf der Couch noch lange am Handy sitze und auf Kommentare antworte, nimmt sie das in Kauf und unterstützt mich. Sie weiß, dass mir das Spaß macht.

Meine Kollegen aus der Agentur haben sich immer mit mir gefreut. Als ich eine Million Follower hatte, haben sie mir ein Krönchen gebastelt und Kuchen gebacken. Das haben wir zusammen gefeiert.

Wie geht’s jetzt weiter? Sie sind Geschäftsführer einer Werbeagentur – schon über die Vermarktung Ihres Talents nachgedacht?

Viele Kunden unserer Werbeagentur finden das total toll, da bekomme ich auch viele Anrufe. Einigen Klienten stellen wir meinen Instagram-Account bei Terminen auch vor. Für viele Unternehmen, die auch unsere Kunden sind, ist dieser Bereich aber nicht so relevant. Wir arbeiten hauptsächlich im B2B-Bereich. 

Deswegen gibt es im Moment keine Aktivitäten mit Kunden. Privat laufen bei mir aber tatsächlich Verhandlungen mit klassischen Plattenlabels, die mich angefragt haben, ob ich nicht mal das Lied eines bestimmten Künstlers singen könnte. Da bin ich auch nicht abgeneigt, weil ich ja nur entscheiden muss, ob mir das Lied gefällt oder nicht.

Hier mehr lesen: Instagram-Fans freuen sich: Beliebte Funktion gibt es bald auch bei Whatsapp

Was unterscheidet Sie von jungen, hippen Influencern?

Der größte Unterschied ist, dass ich es nicht geplant habe. Es war nie mein Ziel, so eine riesige Reichweite zu bekommen, aber ich freue mich natürlich sehr darüber. Ich wäre aber auch sehr glücklich damit gewesen, wenn ich etwas anderes gefunden hätte, um mir die Zeit im Auto sinnvoll zu vertreiben.

Jedenfalls ist das besser und gesünder, als immer Schokolade zu essen. Das Singen allein hat mich auch schon glücklich gemacht und jetzt kommt auch noch dieser Erfolg dazu, über den ich mich sehr freue. Ich bin ein authentischer und fröhlicher Typ, ich glaube das unterscheidet mich von anderen Influencern. Mein Appell an alle ist dabei: Werdet kreativ und nutzt diese Kanäle, denn das macht sehr viel Spaß.