+++ EILMELDUNG +++ Trauer um ARD-Star Klaus Otto Nagorsnik überraschend gestorben – „das Publikum hat ihn geliebt“

+++ EILMELDUNG +++ Trauer um ARD-Star Klaus Otto Nagorsnik überraschend gestorben – „das Publikum hat ihn geliebt“

Innovative HilfsmittelWie OrCam und naviGürtel Blinden den Alltag erleichtern

Neuer Inhalt

Für Blinde und Sehbehinderte gleichermaßen eine enorme Hilfe: Die Version OrCam 2.0 als Hilfsmittel.

Köln – Würden Sie sich eher auf Ihr Bauchgefühl verlassen oder auf die Stimme in Ihrem Kopf? Einige Blinde können beides! Grund dafür sind zwei revolutionäre Hilfsmittel: Die OrCam und der feelSpace naviGürtel.

Mit verbundenen Augen gerade über die Straße gehen? Ohne Augenlicht Texte lesen oder Farben erkennen, egal wo man ist? Klingt unglaublich, aber mit diesen Hilfsmitteln ist das kein Problem.

Hilfsmittel für Blinde: „Orcam, führe mich zur Tür“

Bei der OrCam handelt es sich um ein kleines Gerät, das mit einem Magneten an fast jeder Brille befestigt werden kann. Sie ist zwar nur so groß wie ein USB-Stick und wiegt nur soviel wie ein Paket Tempos, kann dafür aber eine ganze Menge.

Alles zum Thema App

Sie liest Texte in verschiedenen Sprachen vor, erkennt Geldscheine und Farben, kann Produkte und Personen wiedererkennen und vieles mehr. 

Seit ein paar Wochen kann die OrCam auch auf Sprachbefehle reagieren. So ist es möglich, sich beispielsweise innerhalb eines Textes auf Zuruf nur Überschriften vorlesen zu lassen oder zu einer Telefonnummer zu navigieren.

Weiterhin lernt die OrCam gerade, Objekte wie Türen, Treppen oder Stühle zu erkennen. Fragt der Nutzer die OrCam „Orcam, führe mich zur Tür“, so wird er darüber informiert, sobald sich eine oder mehrere Türen in seinem Blickfeld befinden. Außerdem wird er durch Pieptöne bis zur Tür geführt.

„Einen Blindenführhund kann diese Technik aber nicht ersetzen“, so Felix Moddemann, Business Development Manager bei OrCam.

Das Besondere beim FeelSpace naviGürtel

Auch der FeelSpace naviGürtel dient nicht dazu, bestehende Hilfsmittel zu ersetzen. Er stellt ebenfalls eine Ergänzung dar.

Der Gürtel beinhaltet insgesamt 16 Vibrationsmodule, welche gleichmäßig um den Bauch herum verteilt sind. Mittels einer App und einem Bedienfeld direkt am Gürtel kann man sich nach Norden, gerade über eine Straße oder einen Platz oder zu einem beliebigen Ziel navigieren lassen.

Das Besondere: Die Navigation geschieht ausschließlich über Vibration. Soll man rechts abbiegen, vibriert es an der rechten Hüfte und wenn man geradeaus gehen soll, vorne am Bauchnabel.

„Mit dem Gürtel kann ich mich im wahrsten Sinne des Wortes auf mein Bauchgefühl verlassen“, sagt Susan Wache, Gründerin und Geschäftsführerin der FeelSpace GmbH.

Rückfahrkameras und Forschungsprojekte: Wie naviGürtel und OrCam entstanden sind

Doch bis zum fertigen Hilfsmittel war es ein weiter Weg. Die Grundidee des naviGürtels entstand bereits 2005. Damals beschäftigte sich ein Forscherteam an der Uni Osnabrück damit, wie man Sinne lernt: Den Nordsinn, also ein konstantes Gefühl dafür, wo Norden ist.

Zu diesem Zweck wurde ein Gürtel entwickelt, der ständig in Richtung Norden vibriert.

Schnell wurde klar: Der Gürtel kann die Orientierung und das Raumgefühl stark verbessern. „Und wenn das bei uns Sehenden schon so deutlich ist, wie groß muss dann der Effekt bei Blinden sein“, erzählt Wache, die den Gürtel selbst für zwei Monate getragen hat.

Und damit war die Idee zum FeelSpace naviGürtel geboren.

Neuer Inhalt

So sieht die Entwicklung des Navi Gürtels in den letzten Jahren aus.

Das sind die OrCam-Gründer

Die OrCam-Gründer Prof. Amnon Shashua und Ziv Aviram stammen aus Israel. Dort gründeten sie 1999 die Firma Mobileye, welche intelligente Fahrassistenten für Autos vertreibt.

Eines Tages sagte die sehbehinderte Tante von Amnon Shashua zu ihrem Neffen: „Kannst du nicht auch mal was für mich erfinden?“ Daraufhin begannen die beiden Gründer zu tüfteln. Das Ergebnis war die OrCam, welche seit 2016 in Deutschland erhältlich ist.

Auch diese hat sich im Laufe der Zeit stark verändert. Während der Computer der OrCam zu Beginn noch in einem kleinen, separaten Plastikkasten steckte, befindet er sich heute in der Einheit selbst, die am Brillenbügel befestigt wird.

Das kostet die OrCam für Blinde

Unter anderem die große Technik, die in dem kleinen Gerät steckt, ist ein Grund dafür, dass die OrCam über 4800 Euro kostet. Und auch der naviGürtel ist mit über 2000 Euro kein Schnäppchen.

Aber es gibt eine gute Nachricht: Wenn bestimmte Voraussetzungen vorliegen, können beide Hilfsmittel von den gesetzlichen Krankenkassen oder anderen Kostenträgern übernommen werden.

naviGürtel und OrCam: Nicht nur Bernd Hoecker und Messi sind begeistert

Die OrCam wird in Deutschland nur von mehreren tausend Menschen genutzt, der naviGürtel sogar nur von etwa 100 Personen. Aber dennoch gibt es einige Prominente, die die Unternehmen unterstützen.

Zu den bekanntesten Nutzern der OrCam gehört Saliya Kahawatte, dessen Lebensgeschichte im Film „Mein Blind Date mit dem Leben“ dokumentiert wurde.  Begeistert sagt er: „Ich finde die OrCam cool, weil sie mir das Leben in Business und im Privatleben erleichtert.“

Lionel Messi begeisterter Unterstützer der OrCam

Aber nicht nur Saliya ist begeistert von der OrCam. Auch der brasilianische Fußballstar Lionel Messi unterstützt OrCam seit September 2020 in einer weltweiten Kampagne.

Für diese Kampagne überreichte der 33-Jährige 12 blinden Menschen aus verschiedenen Ländern eine OrCam, um ihnen das Leben zu erleichtern. „Ich bin stolz darauf, OrCam-Botschafter zu sein und für so viele Menschen etwas bewirken zu können“, so Messi auf dem Blog von OrCam.

Bernhard Hoecker über den naviGürtel

Nicht nur die OrCam hat prominente Fans. Auch der feelSpace naviGürtel konnte schon bekannte Persönlichkeiten von sich überzeugen. In der ARD-Sendung „Wer weiß denn sowas?“ lernte Bernhard Hoecker den naviGürtel kennen und war so begeistert, dass er ihn einige Wochen später selbst bei einer Höhlenwanderung ausprobierte.

Die Zukunft für naviGürtel und OrCam

Auch für die nächsten Jahre ist viel geplant. So soll der naviGürtel demnächst mit anderen Apps zusammenarbeiten, die den Funktionsumfang des Gürtels erweitern werden. Langfristig ist auch  die Kommunikation mit Bluetooth-Sendern geplant. „Dann könnten Blinde ihren Hund oder ihre Kinder viel leichter finden“, erzählt Susan Wache.

Auch bei OrCam hat man sich einiges vorgenommen. Gerade die neuen Funktionen Sprach- und Objekterkennung sollen weiter verbessert werden. „Unser Ziel ist es natürlich, die OrCam immer intelligenter zu machen und immer neue Funktionen einzubauen“, erklärt Felix Moddemann.

Außerdem soll die Technologie und Expertise von OrCam auch anderen Menschen zu Gute kommen. So soll demnächst ein Gerät auf den Markt kommen, welches Menschen mit Hörbehinderung die Kommunikation erleichtern soll.