Google und Apple entfernen „Fortnite“So kriegen Android-Nutzer es trotzdem

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Die Entwickler des beliebten Computerspiels „Fortnite“ gehen gerichtlich gegen Apple und Google vor. Das Symbolbild zeigt Besucher, die auf der Spielemesse Gamescom 2019 in Köln am Stand von Facebook Gaming anstehen, um das Spiel  zu spielen.

Cary/Cupertino – Die Entwickler des Spiels „Fortnite“ verklagen die Smartphone-Plattformen „App-Store“ und „Google Play Store“ von Apple und Google.

Die Macher des populären Online-Spiels „Fortnite“ legen sich in einer bisher einmaligen Kraftprobe mit Apple und Google an. Mit mehreren hundert Millionen Fans im Rücken wollen sie die App-Store-Regeln der Smartphone-Plattformen aufbrechen.

Entwicklerfirma fordert Apple und Google heraus

Die Entwicklerfirma Epic Games führte auf Apples iPhone und iPad sowie auf Geräten mit dem Google-System Android die Möglichkeit ein, Inhalte in Umgehung der In-App-Käufe günstiger zu erwerben. Damit forderte Epic die Plattformen heraus.

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Die Reaktion kam prompt: „Fortnite“ verschwand erst aus dem App-Store für Apples Mobil-Geräte und wenige Stunden später auch aus Googles Play Store. Epic reichte umgehend eine Klage gegen Google und Apple ein.

„Fortnite“: So kriegen Android-Nutzer es trotzdem auf das Smartphone

Nicht betroffen von diesem epischen Streit sind Gamer, die „Fortnite“ bereits auf iOS- und Android-Mobilgeräten installiert haben. Sie können ganz normal weiterspielen.

Und eine gute Nachricht für Android-Nutzer, die gerade jetzt mit „Fortnite“ starten wollen: Anders als Apple lässt Google auf Android-Geräten den sogenannten Sideload, also das Installieren von Apps aus anderen Quellen als dem offiziellen App-Store, zu.

Epic bietet einen sicheren Download direkt von den eigenen Servern an. Dazu geht man mit einem Smartphone-Browser auf die Seite fortnite.com/android oder scannt einen QR-Code auf der Epic-Homepage.

Dem jeweiligen Browser muss man dann die Berechtigung zur Installation erteilen und gegebenenfalls auch eine kritische Nachfrage von Googles Virenscanner Play Protect abnicken. 

Apple-User chancenlos

„Fortnite“-Einsteiger mit iPhone schauen dagegen vorerst in die Röhre. Hier führt keine Weg an Apples App Store vorbei. Da hilft nur abwarten und erst mal auf einer anderen Plattform spielen, also auf PC, Mac, Xbox, Playstation oder Nintendo Switch.

Schon Spotify wehrte sich gegen die Abgaben

Bei dem Streit geht es im Kern um die 30 Prozent vom Preis, die Apple und Google bei In-App-Käufen einbehalten. Schon seit einiger Zeit gibt es Kritik an der Höhe der Abgabe – und im Fall von Apple auch daran, dass die Entwickler bei In-App-Käufen keine alternativen Bezahlwege anbieten können.

Der Musikdienst Spotify reichte deswegen Beschwerde bei den Wettbewerbshütern der EU-Kommission ein. In den USA wird im Kongress über Gesetze zu Online-Plattformen nachgedacht.

„Fortnite“ wird zum Wortführer gegen Tech-Riesen

Epic wird mit dem Vorstoß von Donnerstag nun zum Wortführer einer regelrechten Rebellion gegen das System.

Die Firma ließ ihre Nutzer, die auf iPhones und iPads spielen, wissen, dass, selbst wenn sie schon die App auf ihren Geräten haben, neue Inhalte der nächsten „Season“ von „Fortnite“ ihnen verwehrt bleiben werden.

Epic rief seine Kunden dazu auf, sich bei Apple mit dem Hashtag #FreeFortnite zu beschweren. „Fortnite“ wird nach Angaben von Epic von mehr als 350 Millionen Spielern genutzt.

„Fortnite“ wirft Apple Monopolstellung vor

Für Nutzer von Android-Geräten ist die Situation etwas anders: Google lässt dort Apps nicht nur aus dem hauseigenen Play Store, sondern auch aus anderen Quellen laden. Apple lehnt diesen Ansatz unter Verweis auf potenzielle Risiken für Nutzer durch präparierte Apps ab.

Epic wirft Apple in der Klage vor, der Vertrieb von Software auf iPhone und iPad widerrechtlich monopolisiert zu haben. Der Vorwurf gegen Google ist, andere Vertriebswege außer dem eigenen Play Store zu benachteiligen.

Apple verwies darauf, dass Epic gegen die App-Store-Regeln verstoßen habe. „Sie gelten gleichermaßen für jeden Entwickler und dienen dazu, den Store sicher für unsere Nutzer zu halten“, so die Reaktion von Apple auf den Vorwurf. Epic habe die neue Funktion mit der Absicht eingeführt, die Richtlinien zu verletzen, wirft Apple den Entwicklerfirma vor.

Google: „Entwickler müssen sich an Regeln halten“

Google betonte jedenfalls, Entwickler müssten sich an die Regeln halten, um im Play Store zu bleiben. In den vergangenen Jahren hatte Epic „Fortnite“ auf Android-Geräten bereits zeitweise am Play Store vorbeivertrieben.

Apple erklärt stets, dass man mit der Vorgabe, die In-App-Käufe über das System der Plattform abwickeln zu müssen, die Kunden vor Betrug schützen wolle.

Netflix muss keine Abgaben Zahlen

Zugleich ist es einigen Abo-Diensten wie etwa Netflix erlaubt, Verträge mit Nutzern auf ihren eigenen Websites abzuschließen. Die Nutzer können sich dann auf ihren iPhones und iPads einloggen – und für die Anbieter wird keine Abgabe an Apple fällig.

Epic war gut auf den Showdown vorbereitet. Die Firma hatte nicht nur schnell gut 60-seitige Klagen parat, sondern auch ein Video, das einen legendären Werbeclip von Apple parodierte.

Apple in der Rolle des Diktators

In dem Werbeclip mit dem Namen „1984“ hatte Apple in Anlehnung an George Orwells gleichnamiges Buch das Aufbegehren gegen eine totalitäre Welt dargestellt. Der 1984 gezeigte Clip sollte den Eintritt von Apple in den von IBM dominierten PC-Markt einleiten.

Epic stellte das Video jetzt als Computeranimation nach, die Rolle des Diktators spielt eine Figur mit einem Kopf in Form eines Apple-Logos.

„Fortnite“-Aus: Vermutlich freuen sich viele Eltern

Die Einzigen, die sich vermutlich über das „Fortnite“-Aus freuen dürften, sind vermutlich die Eltern vieler Kinder. Vielleicht wird der Spielkonsum dadurch etwas weniger. (dpa)