„Tatort“ an Neujahr komplett improvisiertWelcher spontane Satz noch Folgen haben wird

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Tatort: Das Team. Im Neujahrs-Fall ermitteln sieben Kommissare mit der Hilfe von zwei Krisen-Coaches.

von Simon Küpper (sku)

Köln – Denn sie wussten nicht, was sie tun. „Es wird natürlich einen Aufschrei geben. Da mache ich mir nichts vor“, sagt Regisseur Jan Georg Schütte über den „Tatort: Das Team“ (Neujahr, 20.15 Uhr, ARD). Der Clou: Sieben Kommissare ermitteln in einem Fall – und das ohne Drehbuch!

Tatort an Neujahr: Spannende Improvisation

Dieser Tatort ist pure Improvisation: Fünfeinhalb Stunden wurden die sieben Kommissare und ihre Schauspiel-Kollegen von 36 Kameras gefilmt. Keine vorbereiteten Dialoge, keine zweite Chance.

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„Ein anstrengender Scheiß, oder“, sagt Ben Becker in einer Szene zu Jörg Hartmann – und man weiß nicht genau, ob er als Ben Becker über die Improvisation oder als Hauptkommissar Marcus Rettenbach über die Ermittlung spricht. Becker über den Dreh: „Ich tanze gern auf dem Seil, aber man muss gucken, dass man nicht runter fällt. Und da waren wir kurz davor.“

Denn die Darsteller bekamen vor den nur zwei Drehtagen in einem alten Siegburger Hotel alle nur eine grobe Beschreibung ihrer Rolle – und hatten keine Ahnung, wie ihre Kollegen reagieren, was sie sagen oder geschweige denn, wer den Fall auf welche Art löst. Bjarne Mädel: „Das war manchmal echt hart auszuhalten, wenn sieben gestandene Kollegen dich angucken und fragen: »Wie geht der Film denn jetzt weiter?«“ Auch der Fall ist richtig knifflig: Vier Polizisten werden in einer nie dagewesenen Mordserie getötet – eine heiße Spur fehlt. Um die Täter zu schnappen, sollen sieben Kommissare als Team zusammenarbeiten. Doch dafür müssen sie zunächst von erfahrenen Krisen-Coaches zu einem Team geformt werden.

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Tatort an Neujahr: Welche Kommissare ermitteln?

Mit dabei sind die bekannten Ermittler aus Dortmund (Anna Schudt als Hauptkommissarin Martina Bönisch und Jörg Hartmann als Hauptkommissar Peter Faber) und Münster (Friederike Kempter als Oberkommissarin Nadeshda Krusenstern) sowie Nicholas Ofczarek als Aachener Hauptkommissar Franz Mitschowski, Elena Uhlig als Düsseldorfer Oberkommissarin Nadine Möller, Ben Becker als eigentlich beurlaubter Hauptkommissar Marcus Rettenbach, Friedrich Mücke als Paderborner Oberkommissar Sascha Ziesing, dazu Charly Hübner und Bjarne Mädel als Krisen-Coaches. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat einen Gastauftritt.

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Kleiner aber wirksamer Trick: Regisseur Jan Georg Schütte spielt selbst auch eine Rolle im Improvisations-„Tatort“.

Tatort an Neujahr: Spontaner Satz wird folgen haben

Da die Schauspieler die Lösung des Falls nicht im Drehbuch nachlesen konnten, wurden sie selbst zu Ermittlern. Um wenigstens ein bisschen eingreifen zu können, ohne die Schauspieler aus der Szene zu holen, bediente sich Regisseur Schütte eines einfachen, aber effektiven Tricks: Er spielte selbst die Rolle des SEK-Einsatzleiters – und konnte so Einfluss nehmen.

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Nanu, den kennen wir doch: Auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat einen kurzen Gastauftritt. Er spielt den Ministerpräsidenten, schwört das Team ein.

Spannend wird sein, was die Improvisation für zukünftige „Tatorte“ bedeutet – etwa das überraschende Liebesgeständnis im Dortmunder Team. Denn auch dieser Satz war spontan und improvisiert. Ignorieren kann man ihn für die Zukunft wohl kaum. Aber notfalls wird halt improvisiert.