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Sängerin spricht über Lebenskrise„Ich war soweit, keine Musik mehr zu machen!“

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Nach langer Pause wieder zurück im Rampenlicht: Stefanie Heinzmann wollte zwischenzeitlich nichts mehr von Musik wissen, jetzt ist sie mit neuem Album am Start.  

Köln – Sie stammt aus dem „Hause Stefan Raab“ – eine der besten Adressen im Popgeschäft: Stefanie Heinzmann (gerade 30 geworden), Siegerin des legendären TV-Total-Wettbewerbs „SSDSDSSWEMUGABRTLAD“ im Jahr 2008.

Die Frau mit der großen Brille ist seitdem ein Dauerbrenner im Popgeschehen. Gerade hat sie ihr fünftes Album „All We Need Is Love“ veröffentlicht – nachdem sie davor komplett von der Bildfläche verschwunden war.

Sie sind gerade 30 geworden. Was bedeutet Ihnen diese Zahl? Stefanie Heinzmann: Ich finde es spannend, älter zu werden, es macht Spaß. Das war früher nicht so, Alter war mir da egal, war nur eine Zahl für mich. Ich fühle mich jetzt auch bedeutend besser als mit 20, vor zehn Jahren war ich viel unsicherer und unglücklicher. Dass ich sehr glücklich bin, merkt man sicher auch am neuen Album.

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Das sind echt neue Töne von Ihnen. Zuletzt waren Sie abgetaucht. Was war los mit Ihnen? Ich war müde, fühlte mich von allem eingeengt. Ich war bis dahin acht Jahre dauerhaft unterwegs, mein Kalender war immer voll. Das fand ich so lange großartig, bis mir bewusst wurde, dass alle Entscheidungen nicht von mir, sondern von anderen getroffen wurden. Ich war viel zu unsicher, hatte nicht gelernt hatte, „Nein“ zu sagen.

Welche Fehler haben Sie in dieser Zeit gemacht? Richtige Fehler waren es nicht. Aber es gab viele Sachen, die ich anders hätte entscheiden können, die dann wahrscheinlich besser gelaufen wären. Zum Beispiel bei Videos oder Songs für ein Album, bei denen mir die Plattenfirma reinredete: »Mach den Song, vertrau uns!“« Danach merkte ich, dass das völliger Unsinn war. Ich war eines Tages so weit, dass ich was ganz anderes machen wollte.

Gibt es denn einen Lebensplan ohne Musik? Klar, ich habe viele andere Interessen. Ich wäre gern Hebamme oder Schreinerin geworden. Hebamme ist ein wunderschöner, intensiver, verantwortungsvoller Beruf. Beim Schreinern ist’s ein verlockender Gedanke, tagsüber mit den Händen zu arbeiten und abends einen neuen Tisch in der Stube zu haben.

Sie sind nicht Hebamme oder Schreinerin geworden, haben lieber „All We Need Is Love“ veröffentlicht. Jemals dran gedacht, ein deutschsprachiges Album rauszubringen? Ich komme aus dem Schweizer Kanton Wallis, das heißt, meine Muttersprache ist weder Deutsch noch Englisch, sondern Wallissertitsch, also Walliserdeutsch. Ich habe schon als Teenager am liebsten Englisch gesungen, weil das eine sehr weiche Sprache ist, sie fühlt sich schön an. Ich schätze und mag auch das Deutsche, aber es ist anders zum Singen. Aber für immer festgelegt bin ich nicht. Vielleicht habe ich in zwei Jahren Lust auf ein deutsches Album, dann werde ich es machen.

Immerhin sind Sie in der Schweiz zwei Mal mit BAP aufgetreten – Englisch, Deutsch oder Kölsch? Nichts von dem. Wir waren für den den Song »Was wir allein nicht schaffen« von Xavier Naidoo gemeinsam auf der Bühne. Wolfgang Niedecken hat seinen Part auf Kölsch, ich meinen auf Wallissertitsch gesungen – also hat der eine den anderen nicht verstanden. War trotzdem wunderschön (lacht). Wir kennen uns, seit ich vor zehn Jahren BAP-Vorband in Lichtenstein war.

Verstehen Sie den Titel Ihres Albums „All We Need Is Love“ – „Alles was wir brauchen ist Liebe“ – als Botschaft? Unbedingt! Gerade in Zeiten, in denen immer mehr Hass unterwegs ist, brauchen wir immer mehr Liebe. Es wäre unheimlich gut, wenn jeder lernen würde, sich und die anderen auf aufrichtige und dankbare Art zu lieben. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass das mal so kommt. Ich vertraue dafür der tollen Jugend. Die Zwölfjährigen von heute wissen viel mehr als ich mit 12, ihnen ist alles viel klarer, die hören sich mehr an, sind kritischer, ehrlicher – ich glaube an diese Generation.

Beim Song „Mother’s Heart“ ist Unsicherheit Thema. Teenies, die sich unter Druck setzen, weil sie sich hässlich empfinden und nicht sehen, dass sie – z.B. von ihrer Mutter – anders wahrgenommen werden. Eigene Erfahrungen? Ja, klar, ich hatte als Teenager Mühe mit meiner Weiblichkeit. Auf der einen Seite fand ich mich zu wenig weiblich, deswegen alles blöd, was weiblich ist, ich wollte das alles bei mir vermeiden. Eines Tages wurde mir klar, dass meine Weiblichkeit nichts mit Brustumfang oder Hüftbreite zu tun hatte, sondern nur mit dem, was ich daraus mache. 

In Zeiten von Instagram, Facebook & Co. wird es jungen Frauen nicht leicht gemacht, selbstbewusst zu sein… Ja, es wird immer schwieriger. Man kann Stunden damit verbringen, sich schöne Menschen anzugucken, die sich in den besten Posen und tollsten Situationen ihres Lebens zeigen. Dann vergleicht man sich mit Leuten, die nicht wie man selbst aufgewachsen sind, die nicht das gleiche erlebt haben, nicht am gleichen Punkt des Lebens stehen. Es wäre toll, wenn ich mit meinem Song junge Menschen dazu bringen könnte, sich nicht mit denen zu vergleichen. Du bist nicht der andere Mensch, sondern du bist du.

Sie sind immer noch eine der wenigen, die den Sprung von der Castingshow zum großen Erfolg geschafft haben. Sind Sie noch Fan von DSDS & Co.? Ja klar, obwohl bei mir alles viel entspannter war. Bei DSDS gucken samstags viele Millionen zu, da ist es viel schwerer, so zu bleiben, wie man ist. Plötzlich hat man Fans, die fallen in Ohnmacht – das ist ganz schön schwierig für junge Menschen. Ich war zwischendurch auch immer in der Schule, und es keinen richtig interessiert, was ich sonst mache.

Aus der Schweiz in die Welt

Stefanie Heinzmann (geboren am 10. März 1989 in Viso-Eyholz im Schweizer Kanton Wallis) war 2008 Siegerin des „TV-Total“-Casting-Wettbewerbs. Ihr erstes eigenes Album „Masterplan“ war 54 Wochen in den deutschen Charts.

Weitere Alben: „Roots To Grow“, „Stefanie Heinzmann“, „Chance Of Rain“ und aktuell „All Wie Need Is Love“. Sie sang schon mit Joss Stone und Lionel Richie, erhielt Echo, Comet, 1 Live Krone und den Swiss Music Award.

Am 16. November tritt sie in Köln (Carlswerk Victoria) auf.

Sie lebt mit ihrem Freund in der Schweiz.