Abo

Seenotretter wird im ZDF ernst„Ganze Gesellschaft würde zusammenbrechen ohne das Ehrenamt“

Matthias ist seit zwölf Jahren Seenotretter. Mittlerweile ist auch seine 16-jährige Tochter Smilla mit auf dem Boot. (Bild: ZDF/Johannes Meier)

Matthias ist seit zwölf Jahren Seenotretter. Mittlerweile ist auch seine 16-jährige Tochter Smilla mit auf dem Boot. (Bild: ZDF/Johannes Meier)

Was wäre Deutschland ohne Ehrenamt? Eine neue 37°-Reportage zeigt, wie viel ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zur Gesellschaft beitragen - aus Überzeugung und weil sie etwas zurückgeben wollen.

Tim ist, wie eigentlich jeden Tag, viel beschäftigt. Gerade steht der 20-Jährige auf einer Leiter und bemüht sich, einen Verkehrsspiegel zurück in den richtigen Winkel zu bringen - was eben so anfällt als ehrenamtlicher Oberbürgermeister des 200-Einwohner-Dorfs Eckenroth in Rheinland-Pfalz. Auch Katrin und Matthias engagieren sich, wie 40 Prozent aller Menschen in Deutschland, ehrenamtlich. Die 37°-Reportage „Ehrenamt - unersetzlich, unbezahlbar“ begleitet die Drei in ihrem Alltag und zeigt: Ohne die vielen Freiwilligen würde so einiges nicht funktionieren.

Ob der Verkehrsspiegel, ein angefahrenes Schild, das erneuert werden muss, oder eine Gemeinderatssitzung: „Die Arbeit hört nie auf“, weiß Tim, der seit einem halben Jahr im Amt ist. Eigentlich studiert der 20-Jährige dual, arbeitet also Vollzeit und muss für die Uni lernen. „Es ist wenig Freizeit“, erklärt er. Und manchmal sei es ihm auch „wirklich zu viel - leider“. Wie 43 Prozent aller Ehrenamtlichen engagiert sich Tim mehr als drei Stunden pro Woche. Aber er wolle seiner Heimat etwas zurückgeben, indem er Verantwortung übernimmt, erklärt der jüngste Bürgermeister Deutschlands.

Tim (20) ist seit sechs Monaten ehrenamtlicher Oberbürgermeister seines kleinen Heimatdorfs Eckenroth. (Bild: ZDF/Johannes Meier)

Tim (20) ist seit sechs Monaten ehrenamtlicher Oberbürgermeister seines kleinen Heimatdorfs Eckenroth. (Bild: ZDF/Johannes Meier)

Dazu gehört auch die Organisation eines Dorffestes: ein Moment der Gemeinschaft für die kleine Gemeinde. Dabei ist Tim auf andere Ehrenamtliche angewiesen. Ohne die „würde hier gar nichts funktionieren“, weiß er.

Ehrenamt ist „eine Frage der Prioritäten“

Ähnlich sieht es auch in Frankfurt aus: Dort engagiert sich Katrin für das internationale Aktionsbündnis „Kidical Mass“, welches sich für mehr und sicherere Fahrradwege für Kinder einsetzt. Immer wieder organisieren Ehrenamtliche Protestfahrten, basteln Flaggen und Plakate und verteilen Flyer. Mit Erfolg: Frankfurt ist die fahrradfreundlichste Großstadt Deutschlands.

Das Thema liegt Katrin persönlich am Herzen: Ihre beiden Söhne, sechs und neun Jahre alt, sind viel mit dem Fahrrad in ihrer Frankfurter Heimat unterwegs. „Ich will ihnen aber auch zeigen, dass man sich auch dafür einsetzen muss, wenn man zum Beispiel bessere Fahrradwege haben will und wenn man nicht auf der Straße fahren will“, erklärt sie.

Katrin engagiert sich neben ihrer Arbeit als Projektmanagerin für bessere Radwege für Kinder. Das Thema liegt ihr persönlich am Herzen. (Bild: ZDF/Johannes Meier)

Katrin engagiert sich neben ihrer Arbeit als Projektmanagerin für bessere Radwege für Kinder. Das Thema liegt ihr persönlich am Herzen. (Bild: ZDF/Johannes Meier)

Zwar nimmt Katrins Ehrenamt nicht, wie in Tims Fall, ihren ganzen Alltag ein, aber auch sie hat gelernt: Es ist „eine Frage der Prioritäten“. Wenn sie sich mit anderen Helferinnen und Helfern trifft oder Plakate aufhängt, dann sei eben keine Zeit für Sport. Auch deshalb ist sich die zweifache Mutter und Projektmanagerin unsicher, wie lange sie das Ehrenamt noch weitermachen will.

Ein Drittel aller Jugendlichen engagiert sich ehrenamtlich

Schulleiter Matthias will ebenfalls ein Vorbild sein - für seine Kinder und seine Schülerinnen und Schüler. Er ist überzeugt: „Die ganze Gesellschaft würde zusammenbrechen ohne das Ehrenamt.“ Matthias ist einer der etwa 800 ehrenamtlichen Seenotretterinnen und Seenotretter, die im Ernstfall auf Nord- und Ostsee zur Hilfe eilen. Nur 200 weitere sind hauptberuflich im Einsatz.

In zwölf Jahren bei der Seenotrettung war der Schulleiter bei ungefähr 100 Rettungseinsätzen dabei. In der Zeit dazwischen üben er und seine Kolleginnen und Kollegen immer wieder für den Ernstfall - und leiten die nächste Generation Seenotretterinnen und Seenotretter an. Dazu gehört auch Matthias' Tochter Smilla. Die 16-Jährige engagiert sich, wie ein Drittel aller Jugendlichen. Sobald sie 18 Jahre alt ist, will sie die entsprechenden Lehrgänge besuchen, um ebenfalls Menschen auf See retten zu können.

Neben Abiturvorbereitungen, Fahrschule und Sport ist Smillas Woche vollgepackt, aber „ich mag das gerne“, erklärt sie zwischen Aufschlägen beim Volleyballtraining. Genauso wie die Seenotrettung von Ehrenamtlichen abhängig ist, gäbe es auch dieses Training ohne den Coach, der seine Freizeit dafür aufopfert, nicht.

„37°: Ehrenamt - unersetzlich, unbezahlbar“ ist am Dienstag, 2. Dezember, um 22.15 Uhr im ZDF und bereits vorab in der Mediathek zu sehen. (tsch)