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Drama um DeniseSatz ihres Mitschülers lässt sie in die Magersucht rutschen

„Und das war so der Wendepunkt“: Denise erinnert sich an einen fatalen Satz ihres Mitschülers. (Bild: ZDF/Ole Siebrecht)

„Und das war so der Wendepunkt“: Denise erinnert sich an einen fatalen Satz ihres Mitschülers. 

In ihrer Kindheit und Jugend wurde Essen für Denise (21) und Vanessa (25) zum Problem. Wie die beiden den Weg zurück ins Leben gefunden haben, erzählen sie in einer ZDF-Dokumentation.

Mit einer Freundin essen gehen, das war für Denise jahrelang undenkbar, denn die 21-Jährige hat eine Essstörung. Auch heute ist es ihr noch „etwas ungeheuer“, „aber wir haben ganz lange geübt, deswegen freue ich mich jetzt auch darauf“, sagt sie vor einem Restaurantbesuch lächelnd in die Kamera.

Für die ZDF-Dokumentation „37°-Leben: Hungrig nach Leben“ erzählt die junge Frau ihre Geschichte.

In Deutschland erkranken von 1000 Frauen und Mädchen durchschnittlich 14 an einer Magersucht, bei Jungen und Männern sind es etwa zwei. Ein Drittel aller Betroffener rutscht außerdem in eine Bulimie – so wie Vanessa. Die 25-Jährige kämpft seit sie elf Jahre alt ist gegen Essstörungen.

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„Ich will einfach gesund werden. Ich will meinen Fokus im Leben auf andere Dinge setzen und einfach glücklich sein“, sagt sie entschlossen in der ZDF-Doku.

„Die meisten Essstörungen entwickeln sich zwischen dem 13. und dem 20. Lebensjahr“, erklärt die Psychotherapeutin Melinda Green in der ZDF-Reportage. Gründe seien häufig „Lebensumschwungsmomente“. Das können zum Beispiel die Pubertät, die Trennung der Eltern, der bevorstehende Schulabschluss oder das Ende einer Beziehung sein, so Green.

Denise machten die Veränderungen ihres Körpers als Jugendliche zu schaffen, sie bearbeitete Bilder, um sich dünner zu machen. „Dann kam ein Junge aus meiner Klasse auf mich zu und meinte auf dem Schulhof 'Denise, voll gut, dass du zugenommen hast.' Und das war so der Wendepunkt“, erinnert sie sich.

Eine Stimme in ihrem Kopf habe begonnen, ihr einzureden, „Du hast voll die Kontrolle verloren! Du bist fett geworden!“ Schleichend sei sie daraufhin in die Magersucht gerutscht.

Die Folgen: „Ich hatte extremen Haarausfall, ich habe sehr schlechte Haut bekommen, ich war immer müde, total unkonzentriert, ich war in der Schule eigentlich meistens überfordert.“

Als sie 2023 knapp durch das Abitur fällt, bricht für Denise eine Welt zusammen. „In dem Moment hatte ich dann wirklich nur noch die Essstörung.“

Doch sie vertraut sich einer Lehrerin an und merkt: „Du kannst jetzt nicht dein Leben lang im Bett liegen und nichts essen, weil dann bist du schnell einfach nicht mehr da.“ Sie kommt für fünf Monate in eine psychosomatische Klinik und macht danach mit ambulanter Therapie weiter.

Auch Vanessa ist betroffen: „Ich habe es kaum ausgehalten, so zu sein, wie ich bin“

Vanessa macht mit elf Jahren ihre erste Diät. Sie habe sich schon früh mit anderen verglichen und habe außerdem geglaubt, die Harmonie in ihrer Familie sei ihre Verantwortung. Ihre Essstörung gibt Vanessa ein Gefühl von Kontrolle.

Sie nimmt so viel ab, dass ihre Mutter sie darauf anspricht: „Vanessa, ich habe Angst um dich, dass du vor mir stirbst. Dass ich dir zusehe, wie du vor mir sterben wirst.“ Das sei ein Wendepunkt für sie gewesen, erzählt die 25-Jährige.

Vanessa (25) kämpft seit sie elf Jahre alt ist gegen Magersucht und Bulimie. Ein Eis essen wäre für sie früher undenkbar gewesen. (Bild: ZDF/Verena Müller)

Vanessa (25) kämpft seit sie elf Jahre alt ist gegen Magersucht und Bulimie. Ein Eis essen wäre für sie früher undenkbar gewesen. (Bild: ZDF/Verena Müller)

Sie bekommt ärztliche Hilfe und nimmt wieder zu. „Nach außen habe ich viel gesünder gewirkt, innerlich war ich komplett zerstört. Ich habe mich vor meinem eigenen Körper wahnsinnig geekelt. Ich habe es kaum ausgehalten so zu sein, wie ich bin.“ Die Trennung ihrer Eltern verschlimmert die Situation. Vanessa bekommt Fressattacken.

„Danach fühlen sich Betroffene meistens sehr schlecht“, erklärt Green. „Entsetzen, Schuld und Scham“ würden durch „Brechen, extremes Sporttreiben oder auch Abführmittel“ kompensiert. „Es wurde irgendwann so schlimm, dass ich wusste, es muss sich etwas ändern“, erinnert sich die 25-Jährige. Sie beginnt eine ambulante Therapie.

„Ich habe verstanden, dass ich viel mehr bin, als eine Krankheit“

„Ich bin froh, dass ich mir so früh Hilfe geholt habe“, sagt Denise heute. Je früher eine professionelle Behandlung einer Essstörung beginnt, desto größer sind die Heilungschancen. Diese erfolgt meist mit einer Kombination aus Psychotherapie, Medikamenten und Ernährungstherapie.

Mittlerweile geht es beiden Frauen besser, auch wenn ihr Heilungsweg noch nicht zu Ende ist. Vanessa hilft, neben ihren Tieren, ihr Freund Tim. „Ohne ihn wäre ich heute definitiv nicht da, wo ich bin“, ist sie sich sicher. Die Unterstützung durch Angehörige sei für Betroffene sehr wichtig, erklärt Green. Dabei gilt: „Man kann nicht helfen, wenn man selber ausgebrannt ist.“

Vanessa möchte in Zukunft eine Familie gründen, der Wunsch gibt ihr Kraft, weiter gegen ihre Essstörungen anzukämpfen. Denise hat inzwischen ihr Abitur geschafft und studiert. Ein wenig Angst macht der 21-Jährigen diese Veränderung schon, doch sie ist hoffnungsvoll: „Ich habe verstanden, dass ich viel mehr bin, als eine Krankheit.“

„37°-Leben: Hungrig auf Leben“ ist am Sonntag, 20. Juli, 9.03 Uhr, im ZDF zu sehen und bereits vorab in der Mediathek. (tsch)