„London Bridge is down“So geht es nach dem Tod von Queen Elizabeth II. jetzt weiter

Die britische Königin Elizabeth II. ist tot. Nun tritt in Großbritannien ein minutiös ausgefeilter Plan in Kraft.

Es sind vier Worte, die ein ganzes Land zum Stillstand gebracht haben: „London Bridge is down.“ Mit diesem Satz - auf Deutsch etwa „Die London Bridge ist eingestürzt“ - hat am Donnerstag (8. September) ein ranghoher Beamter die britische Premierministerin informiert, dass Königin Elizabeth II. (96) gestorben ist.

Die Trauer um die beliebte Königin lähmt das gesamte öffentliche Leben. Der Code ist daher der Auslöser für die „Operation London Bridge“ - denn der Ablauf der Tage nach dem Tod der Queen ist seit Jahren minutiös vorgegeben und wurde von der Königin selbst abgesegnet.

Tod von Queen Elizabeth II.: Beerdigung und Thronfolge stehen fest

Wer wurde wann benachrichtigt, wie wurde die Bevölkerung informiert, was geschieht mit Thronfolger Prinz Charles? Verantwortlich sind der Palast sowie die zentrale Regierungsbehörde Cabinet Office, in der es sogar ein eigenes „Bridges“-Referat gibt.

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Wie einstudiert das Protokoll rund um das Ableben eins Mitglieds der britischen Königsfamilie ist, ließ sich bereits im Jahr 2021 beim Tod von Queen-Gatte Prinz Philip erleben - die „Operation Forth Bridge“ lief wie am Schnürchen.

Dass die Pläne für ihre Beisetzung seit Jahren vorliegen und die Queen davon Kenntnis hat, mag befremdlich anmuten. Doch bei einem Ereignis dieser Dimension, das Auswirkungen auf die ganze Welt hat - die Königin ist Staatsoberhaupt von gut einem Dutzend Staaten sowie ehemaligen britischen Kolonien - müssen alle Beteiligten genau Bescheid wissen. Ansonsten würde das emotionale Durcheinander für Chaos sorgen. 

Doch zurück zum Ablauf der „Operation London Bridge“. Sobald die Regierung informiert war, meldete die britische Nachrichtenagentur PA den Tod der Queen in einer Blitzmeldung, und der Palast veröffentlichte eine offizielle Benachrichtigung. Sodann wurden an allen öffentlichen Gebäuden in Windeseile die Fahnen auf halbmast gesenkt werden, in maximal zehn Minuten.

Queen Elizabeth II. tot: Er ist der neue König von England

Als erste nahm die Premierministerin Liz Truss Stellung, es folgte eine offizielle Mitteilung der königlichen Familie. Für den Tag nach dem ableben der Monarchin wurden Salutschüsse und eine nationale Schweigeminute angeordnet. Anschließend traf sich Liz Truss zur Audienz mit dem neuen König Charles III., dem älteste Sohn der Queen.

Das neue Staatsoberhaupt hielt dann um 18 Uhr Ortszeit (19 Uhr MEZ), eine Ansprache an sein Volk. In der Londoner Kathedrale St. Paul's findet ein Gedenkgottesdienst statt.

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Doch nicht nur das traditionelle Zeremoniell ist vorbereitet. Die Pläne sind auch an die Moderne angepasst. So ist vorgeschrieben, dass die Banner der staatlichen Social-Media-Accounts in schwarz erscheinen und als Profilbild das Behördenwappen verwendet wird. Ministerien dürfen nur noch die wichtigsten Mitteilungen veröffentlichen. Bei Twitter sind ihnen Retweets verboten, bis der Kommunikationschef der Regierung diese freigibt.

Die zehn wichtigsten Punkte der Operation London Bridge im Überblick

  • D-Day+1: Ein Rat tritt um 10 Uhr zusammen, um den König zum neuen Monarchen zu proklamieren. Die Proklamation wird im St. James's Palace und in der Royal Exchange, dem Ort der ersten Börse Londons, verlesen, wodurch Charles als König bestätigt wird.
  • Das Parlament tritt zusammen, um eine Beileidsbekundung zu verabschieden. Alle parlamentarischen Arbeiten werden für zehn Tage ausgesetzt.
  • Der Premierminister und das Kabinett werden um 15.30 Uhr mit dem neuen König zusammentreffen.
  • D-Day+2: Der Sarg mit den sterblichen Überresten der Königin wird von Schloss Balmoral nach Schloss Holyroodhouse in Edinburgh gebracht, die offizielle Residenz der britischen Monarchen in Schottland. Entlang der 290 Kilometer langen Strecke werden verschiedene Punkte eingerichtet, von denen aus die Bevölkerung ein Blick auf den Konvoi mit dem Sarg der Königin werfen kann. Allerdings wurde darum gebeten, keine Blumen zu werfen.
  • D-Day+3: Der Sarg der Queen wird in einer Prozession zur St. Giles-Kathedrale in Edinburgh gebracht.
  • Der neue König wird den Kondolenzantrag in der Westminster Hall entgegennehmen.
  • Anschließend begibt er sich auf eine Trauerreise durch das Vereinigte Königreich, beginnend mit Schottland. Er wird im schottischen Parlament einen Kondolenzantrag entgegennehmen und an einem Gottesdienst in der St. Giles' Cathedral in Edinburgh teilnehmen.
  • D-Day+4: Der Sarg der Königin wird am Nachmittag von Edinburgh nach London geflogen und in den Buckingham-Palast gebracht.
  • Der König wird in Nordirland eintreffen, wo er im Hillsborough Castle eine weitere Beileidsbekundung entgegennehmen und an einem Gottesdienst in der St. Anne's Cathedral in Belfast teilnehmen wird.
  • Es findet eine Probe für die „Operation Lion“ (Löwe) statt: die Prozession mit dem Sarg vom Buckingham Palace zum Parlamentsgebäude Palace of Westminster.
  • D-Day+5: „Operation Lion“: Der Sarg der Königin wird auf einer Route durch London vom Buckingham Palace zum Parlamentsgebäude Palace of Westminster überführt. In der Westminster Hall findet eine Gedenkfeier statt.
  • D-Day+6: „Operation Feather“ (Feder): Die Königin wird drei Tage im Palace of Westminster aufgebahrt. Der Sarg wird 23 Stunden am Tag für die Öffentlichkeit zugänglich sein.
  • Probe für den Staatsbegräbniszug
  • D-Day+7: Der König reist nach Wales, um einen Antrag des walisischen Parlaments entgegenzunehmen und an einem Gottesdienst in der Kathedrale von Llandaff in Cardiff teilzunehmen.
  • D-Day+8 und 9: Der Sarg wird aufgebahrt. Hunderttausende Menschen werden in London erwartet, um der Queen die letzte Ehre zu erweisen. Kondolenzbücher werden online geöffnet.
  • D-Day+10: Staatstrauertag
  • Das Staatsbegräbnis findet am 19. September, 11.00 Uhr Ortszeit (12.00 Uhr MESZ) in der Westminster Abbey statt.
  • Im ganzen Land wird es mittags zwei Schweigeminuten geben
  • Prozessionen finden in London und Windsor statt.
  • Die Königin wird auf Schloss Windsor in der King George VI. Memorial Chapel neben ihrem Vater beigesetzt.
  • Das Porträt der Königin wird mit einem schwarzen Band in allen Rathäusern für einen Monat aufgehängt, bevor es durch ein Porträt des neuen Königs ersetzt wird.

Für die Beisetzung ist eine gewaltige Sicherheitsoperation geplant, um „beispiellose Menschenmengen und Reisechaos“ zu bewältigen. Hunderttausende werden in die Stadt strömen. (mac/dpa)