„Vom Winde verweht“Oscargewinnerin Olivia de Havilland stirbt im Alter von 104 Jahren

Olivia_de_Havilland_32A1F400D618CAAB

Olivia de Havilland starb im Alter von 104 Jahren in Paris.

Paris – Olivia de Havilland ist tot. Die Filmlegende und Oscar-Gewinnerin sei am Sonntag (26. Juli)  in Paris mit 104 Jahren eines natürlichen Todes gestorben, bestätigte ihre Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Bekannt war de Havilland für ihre Rolle als Melanie Hamilton im Südstaatenepos „Vom Winde verweht“ (1939).

Als Kind britischer Eltern in Tokio geboren, zog Olivia de Havilland noch als Kleinkind nach Kalifornien. Der österreichische Theatermann Max Reinhardt entdeckte die 19-Jährige in der Rolle der Hermia von Shakespeares „Sommernachtstraum“. Das Filmstudio Warner Brothers nahm sie gleich für sieben Jahre unter Vertrag und brachte sie an der Seite von Eroll Flynn groß heraus. Acht Filme drehte sie mit dem Herzensbrecher.

Olivia de Havilland gewann zwei Oscars

1946 gewann sie ihren ersten Oscar in der Hauptrolle von „To Each His Own“. Der Film lief in Deutschland unter dem Titel „Mutterherz“. Drei Jahre später kam die Auszeichnung als beste Schauspielerin in William Wylers „The Heiress“ (Die Erbin). Viel Anerkennung wurde ihr auch als neurotische Exzentrikerin in „Der dunkle Spiegel“ und „Die Schlangengrube“ zuteil.

Alles zum Thema Hollywood

Olivia_de_Havilland_GYI_3248159

Im März 1947 wurde Olivia de Havilland mit dem Oscar als Beste Schauspielerin ausgezeichnet. An ihrer Seite Ray Milland (1907 - 1986).

Daphne du Maurier schlug sie 1952 für die Hauptrolle in der Verfilmung ihres Romans „Meine Cousine Rachel“ vor. Das Stück wurde ein weltweiter Erfolg. Mit ihrer langjährigen Freundin Bette Davis spielte sie in „Wiegenlied für eine Leiche“.

Olivia de Havilland überlebte ihre Leinwandpartner Clark Gable und Vivian Leigh

Olivia de Havilland hat ihre Leinwandpartner aus dem Südstaatenepos „Vom Winde verweht“ aus dem Jahr 1939 lange überlebt. Clark Gable alias Rhett Butler starb 1960, gerade 59 Jahre alt. Vivian Leigh, die die schöne Scarlett O'Hara spielte, war 53, als sie 1967 leblos neben ihrem Bett gefunden wurde. Leslie Howard, im Film der Gatte der klugen und tugendhaften Melanie Hamilton (de Havilland), kam schon im Zweiten Weltkrieg ums Leben.

Vom_Winge_Verweht_5FA1B4002DFA885C

Vivien Leigh als Scarlett O'Hara und Clark Gable als Rhett Butler in einer Szene des Films „Vom Winde verweht“.

Die Filmlegende lebte bereits seit vielen Jahren in der französischen Hauptstadt. 1955 hatte sie in zweiter Ehe den französischen Schriftsteller und Journalisten Pierre Galante (1909-1998) geheiratet und Hollywood den Rücken gekehrt. Bis ins hohe Alter war de Havilland kämpferisch.

Einen Tag vor ihrem 101. Geburtstag zog sie in Los Angeles im Streit um die TV-Serie „Feud“ noch vor Gericht. Die im Stil einer Pseudo-Dokumentation gedrehte Serie handelte von der langjährigen Rivalität der beiden Hollywood-Diven Joan Crawford und Bette Davis, de Havilland wurde von Catherine Zeta-Jones dargestellt.

Sie sei immer um Integrität und Würde bemüht gewesen. Klatsch und Lügen habe sie abgelehnt. In der Serie jedoch würden ihr in einem erfundenen Interview falsche Aussagen in den Mund gelegt. Ihr guter Ruf werde dadurch geschädigt, machte die Schauspielerin, die mit 100 Jahren von der britischen Queen zur „Dame“ geadelt wurde, in der Klage geltend. Doch im März 2018 erlitt sie vor einem Berufungsgericht in Los Angeles eine Niederlage.

In einem ihrer seltenen Interviews schaute sie 2015 auf „Vom Winde verweht“ zurück. Sie denke gerne an das Südstaatendrama, das sie „etwa 30 Mal“ gesehen habe, und an ihre Co-Stars, erzählte sie dem US-Magazin „Entertainment Weekly“.

Mit dem Film verband sie aber auch eine bittere Enttäuschung. In der Oscar-Nacht 1940 wurde das Kostüm-Epos mit acht Trophäen ausgezeichnet, sie ging als Nebendarstellerin jedoch leer aus. In dieser Sparte gewann die schwarze Darstellerin Hattie McDaniel in der Rolle einer Haushälterin.

Der frühe Ruhm in Hollywood hatte seinen Preis. Der Zeitschrift „Vanity Fair“ vertraute de Havilland im Jahr 2016 an, dass sie damals „keine richtigen Freunde“ hatte und unter dem harten Wettbewerb litt.

Bittere Fehde mit ihrer Schwester Joan Fontaine

Zugleich sorgte die bittere Fehde mit ihrer Schwester Joan Fontaine, bekannt aus dem Hitchcock-Klassiker „Rebecca“, für Schlagzeilen. Der Streit vertiefte sich, als beide 1942 für einen Oscar nominiert wurden und die jüngere Joan für ihre Rolle in dem Hitchcock-Thriller „Verdacht“ gewann.

In ihrer 1978 erschienenen Autobiografie „No Bed Of Roses“ schrieb Fontaine, dass die beiden einander schon als Kinder nicht mochten. Da herrschte zwischen den Schwestern schon lange Funkstille.

De Havilland wies das in dem „Vanity Fair“-Interview vehement zurück. „Ich habe sie als Kind so sehr geliebt“, meint die ältere der Schwestern. Doch mehr sagte sie nicht über den Bruch. Fontaine war 2013 mit 96 Jahren im kalifornischen Carmel gestorben.

Olivia de Havilland prozessierte gegen Warner Bros.

Schlagzeilen machte de Havilland auch mit ihrem Feldzug gegen die Macht der Filmstudios. Anfang der 1940er Jahre prozessierte sie erfolgreich gegen Warner Bros., um sich aus einem langjährigen Vertrag zu befreien.

Auch im hohen Alter, das man de Havilland kaum ansah, zeigte sich der Hollywood-Star noch in der Öffentlichkeit. 2003 flog sie zum 75. Jubiläum der Oscar-Verleihung nach Los Angeles und sprach auf der Bühne über ihre große Liebe für den Film. 2008 nahm die Schauspielerin vom damaligen US-Präsidenten George W. Bush die hohe Auszeichnung National Medal for the Arts entgegen. 2009 vertonte sie einen Dokumentarfilm über Alzheimer-Therapien.

Ihre Langlebigkeit schrieb sie laut „Vanity Fair“ den drei L-Worten „Liebe, Lachen und Licht“ zu. Wie die zweifache Mutter „Entertainment Weekly“ vor ihrem 100. Geburtstag verriet, konnte sie ihr rundes Jubiläum kaum erwarten. „Die Vorstellung, ein ganzes Jahrhundert zu leben, gefällt mir sehr. Stellen sie sich das einmal vor. Was für eine Leistung.“ (dpa)