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Infektions-Zahlen steigen weiterKarl Lauterbach findet neue Corona-Regeln „unsinnig”

Lauterbach_Maischberger

SPD-Gesundheitsexperte findet die innerdeutschen Testpflichten und Beherbergungsverbote wenig sinnvoll, erklärt er bei „maischberger. die woche”.

von Martin Gätke (mg)

Köln/Berlin – In Europa steigen die Infektionszahlen teils dramatisch an. Paris rief die höchste Warnstufe aus und alle Cafés und Bars müssen schließen. In Deutschland schließen erste Bundesländer ihre Grenzen für Touristen aus deutschen Risikogebieten.

Teile Berlins sind Corona-Risikogebiet, auch in NRW und Niedersachsen wird mancherorts der kritische 50er-Grenzwert gerissen. Am Donnerstag teilte das RK mit: Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Deutschland ist sprunghaft auf mehr als 4000 binnen eines Tages angestiegen.

Wie brisant ist die Lage?

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Darüber diskutierte Sandra Maischberger Im Einzelgespräch mit dem SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach.

Zunächst aber ging es in die USA: Lauterbach analysierte zu Beginn den Zustand von US-Präsident Donald Trump nach seiner Corona-Infektion und wie gut seine Medikamente waren. Könnten die Mittel auch flächendeckend bei uns eingesetzt werden?

Karl Lauterbach über den Zustand von Donald Trump: „Muss schwer krank gewesen sein”

„Er muss schwer krank gewesen sein“, erklärte Lauterbach über den Zustand. Denn Trump habe eine Kombination aus Medikamenten bekommen, darunter auch drei starke Mittel: Remdesivir, Regeneron und Dexamethason. „Alles Medikamente, die nur dann eingesetzt werden, wenn die Lunge stärker betroffen ist.“ Den Aussagen der behandelnden Ärzte nach zu urteilen litt Trump auch unter Atemnot und unter einer geringeren Sauerstoffsättigung im Blut.

Anschließend schaute sich Lauterbach die bekannten Szenen von Trump vom Montag (5. Oktober) an: Er verließ das Krankenhaus, kehrte ins Weiße Haus zurück und bestieg medienwirksam eine Treppe, um sich dann die Maske abzusetzen. Die Aufnahmen zeigen: Trump atmet offenbar schwer. Ist er doch nicht so fit, wie er sagt?

Karl Lauterbach über Donald Trump: Sein Medikament war experimentell

„Nein, das ist er auf keinen Fall“, meinte Lauterbach. „Das wäre eine absolute Überraschung.“ Lauterbach habe von keinem einzigen Patienten gehört, der diese drei Medikamente in dieser Kombination bekommen hat. „Das ist definitiv experimentell.“

Vor allem Regeneron habe Trump in einer Höchstdosierung bekommen, obwohl das Medikament noch gar nicht zugelassen sei. „Das hätte man nicht gewagt, wenn er nicht schwer krank gewesen wäre“, erklärte Lauterbach. Das schwere Atmen Trumps nach dem Besteigen der Treppe zeige auch: „Er ist noch nicht aus dem Schneider.“ Ob sich der Zustand des US-Präsidenten verbessert, zeige sich erst in den nächsten Tagen.

Donald Trumps Medikament hat auch „euphorisierende Wirkung”

Dass Trump überhaupt eine Treppe erklimmen konnte, könne ebenfalls an den Medikamenten liegen. Dexamehason habe eine euphorisierende Wirkung, so Lauterbach. „Das ist schon möglich, dass er sich zum jetzigen Zeitpunkt besser fühlt als sein Zustand ist.“ Lauterbach glaubt er, dass Trump sich „gegen den Rat der Ärzte selbst entlassen hat“.

Braucht es denn nur gute Medikamente, um Corona zu besiegen? So wie es Trump selbst proklamiert? „Man braucht auch Glück“, antwortete Lauterbach. „Manche Menschen bekommen die besten Medikamente und sterben trotzdem.“ Etwa 25 Prozent der Menschen auf den Intensivstationen würden an Covid-19 sterben. Auch in Deutschland.

Karl Lauterbach über Corona-Lage in Deutschland: „Zahlen werden noch weiter steigen”

Zuletzt sind hierzulande die Zahlen der Neuinfektionen gestiegen, seit längerem liegen sie über 2000 Neuinfektionen am Tag. Ein Tag nach Ausstrahlung der Sendung lag sie sogar bei über 4000 Neuinfektionen.

Lauterbach selbst spricht schon seit längerem davon, dass wir eine zweite Welle haben. Wie dramatisch ist die Situation?

„Wir müssen davon ausgehen, dass auch bei uns die Zahlen noch weiter steigen werden“, prognostizierte Lauterbach noch am Mittwochabend.

Auch Infektionsraten bei älteren Menschen steigt

Gerade im Herbst sei die Ansteckungsgefahr höher, in Innenräumen etwa 20 Mal größer als draußen, so der Epidemiologe. „Noch haben wir das Glück, dass die jüngere und mittlere Altersgruppe betroffen ist. Aber langsam steigen auch die Infektionsraten bei den Älteren.“ Ähnliches erklärte auch RKI-Chef Lothar Wieler am Donnerstag.

Herbsturlaub in Deutschland: Reisende müssen genau hinschauen

Wer in Deutschland Urlaub plant, muss derzeit genau hinschauen: Die Zahl der Gebiete mit einem kritischen Wert an Neuinfektionen steigt. Jedes Bundesland entscheidet für sich, welche Region, welche Stadt, welcher Bezirk als Risikogebiet gilt.

Die Länder beschlossen am Mittwoch zwar mehrheitlich im Grundsatz, dass Reisende aus Orten mit hohen Infektionszahlen nur dann beherbergt werden dürfen, wenn sie einen höchstens 48 Stunden alten negativen Corona-Test haben, fünf Länder gaben zu dem Beschluss aber abweichende Erklärungen ab.

Karl Lauterbach über neue Corona-Regelungen: „Sind unsinnig”

Solche innerdeutschen Testpflichten und Beherbergungsverboten seien wenig sinnvoll, findet Lauterbach. „Die Regeln sind unsinnig.“

Wenn der durchschnittliche Berliner nach Bayern reist, dann sei „höchstens einer von 1000 ansteckend“, so Lauterbach. „So groß ist die Gefahr, die aus Berlin ausgeht – bei allem Respekt davor – auch nicht.“ Die Infektionszahlen in ganz Deutschland würden steigen, bald seien also viele Regionen betroffen. Die Regel sei damit schwer umsetzbar, zumal sie viele wertvolle Tests koste, die in Schulen oder Pflegeeinrichtungen nötig seien.

Karl Lauterbach fordert Verbot von privaten Feiern mit mehr als 25 Menschen

Die Pandemie würde nicht nur das Reisen vorangetrieben werden, „sondern durch unvorsichtiges Verhalten“, so Lauterbach. Innerdeutsche Reiseeinschränkungen seien schwer zu rechtfertigen.

Er fordert deshalb ein Verbot von privaten Feiern mit mehr als 25 Menschen. „Und wir müssen auch dringend bei den Schulen etwas tun.“ Viele Schulen würden in das Schuljahr gehen, als sei keine Pandemie vorhanden, das heißt es herrscht keine Maskenpflicht am Platz, der Raum wird gelüftet. „Das wird nicht reichen.“

Sein Vorschlag: Das Teilen der Klassen und die Gruppen dann vor- und nachmittags unterrichten. Dazu sollte man Luftfilteranlagen beschaffen, das würde 10 Euro pro Tag und Schüler kosten. Schließlich werde Corona in den Schulen „für das gesamte Schuljahr 2020/21 ein Thema sein.“ (mg)