Maischberger„Am besten würden wir alle zu Hause bleiben – ab heute!”

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Siemens-Chef Joe Kaeser machte im TV-Talk mit Sandra Maischberger deutlich, wie ernst er die Corona-Lage nicht nur für die Wirtschaft einschätzt.

Köln – Das Corona-Virus hat 2020 so stark geprägt wie kein anderes Thema. In der ARD-Sendung „Maischberger. die woche” machte unter anderem Siemens-Chef Joe Kaeser deutlich, wie ernst er die Lage nicht nur für die Wirtschaft einschätzt.

„Maischberger”: Virologin Brinkmann kritisiert Politik

Auch zum Ende des Jahres dominiert die Corona-Krise weiterhin die Themen in Polittalkshows. Dies zeigte sich auch in der jüngsten und vorerst letzten Ausgabe 2020 der ARD-Talkshow „maischberger. die woche”.

Die 54-jährige Moderatorin Sandra Maischberger empfing unter anderem Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), die Virologin Melanie Brinkmann und den Siemens-Vorstand Joe Kaeser, die jeder für sich über den Ernst der momentanen Lage sprachen.

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Lockdown light reicht nicht - in diesem Punkt waren sich die Virologin und der Gesundheitsminister, die nacheinander in der Sendung zu Gast waren, einig. Deshalb plädierten sie auch beide für eine umfassendere Pandemiebekämpfung: „Am besten würden wir alle zu Hause bleiben - ab heute!”, erklärte Brinkmann zu Beginn.

Denn je eher und je härter ein Lockdown verhängt werde, desto kürzer müsse dieser letztendlich auch sein, argumentierte sie. Das, so die 46-Jährige, sei wissenschaftlich erwiesen.

Natürlich sei sie sich der Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Psyche der Menschen bewusst: „Aber das, was wir jetzt machen, ist für die Wirtschaft genauso schlecht.” Allerdings kritisierte Brinkmann indirekt auch die Politik: „Die Wissenschaft warnt schon lange”, erklärte sie. Reagiert wurde allerdings zu wenig.

Ähnlich ernst sah auch Jens Spahn die momentane Situation: Die bisherigen Maßnahmen hätten nicht all das gebracht, „was wir erreichen wollten”. Mit Blick auf die momentane Entwicklung der Zahlen sagte der 40-Jährige: Die Todeszahlen seien zu hoch und die Intensivkapazitäten am Limit.

Gleichzeitig seien die bislang ergriffenen Maßnahmen aus wirtschaftlicher Sicht „sehr, sehr teuer”. Deshalb wurde er ganz deutlich: Man dürfe „diesem Virus mal zwei Wochen so gut wie gar keine Chance geben”. 

Siemens-Chef bei Maischberger: „Wenn Menschen ihre Freunde nicht mehr treffen können, entwickeln sich Depressionen”

Ein wenig Hoffnung verbreitete der Gesundheitsminister dann aber doch noch: Spätestens im Herbst 2021, versprach er, hätte Deutschland genug Impfstoffe zur Verfügung, um jeden zu impfen, der dies möchte.

Man habe sich „für Deutschland über 300 Millionen Dosen Impfstoff gesichert bei verschiedenen Herstellern. Die werden jetzt Zug um Zug ausgeliefert und verimpft werden”, erklärte er.

Doch das Vorhandensein eines Impfstoffes löst nicht alle Probleme. So sieht es zumindest der Siemens-Vorstand Joe Kaeser, der gegen Ende der Sendung zu Wort kam. „Wenn wir nur ein Wirtschaftswachstumsproblem hätten in unserem Land, dann wäre ich echt froh”, erklärte der 63-Jährige. „Ich glaube, wir erleben im Augenblick die größte Krise in Friedenszeiten seit dem Zweiten Weltkrieg!”

Denn es sei nicht nur die wirtschaftliche Krise, die die Menschen so hart treffe, es sei vielmehr auch eine soziale Krise: „Wenn Menschen auf engstem Raum zusammen sind, entwickeln sich soziale Spannungen. Wenn Menschen ihre Freunde nicht mehr treffen können, entwickeln sich Depressionen, Anomalien.”

Diese Entwicklung sorge ihn persönlich viel mehr, denn auf Dauer gefährde das den sozialen Frieden. Aus diesem Grund plädierte Kaeser dafür, auf diese Fragen mehr zu schauen als darauf, wann es einen Impfstoff gebe. (tsch)