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„heute-journal“Claus Kleber weist NRW-Minister in Schranken, nach Show geht's weiter

Kleber und Stamp diskutieren

Claus Kleber und Joachim Stamp sind am Montagabend (16. November 2020) im ZDF-„heute-journal“ nicht auf einen Nenner gekommen.

von Sebastian Oldenborg (so)

Köln – Wortgefecht im ZDF-„heute-journal“: Nachrichtensprecher Claus Kleber (65) ist dort am Montagabend mit NRW-Familienminister Joachim Stamp (50, FDP) aneinandergeraten – und das Duell hatte es in sich.

Großer Streitpunkt: Der Corona-Gipfel von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten der Länder und die dort ausgebliebenen Verschärfungen der Maßnahmen – insbesondere in Bezug auf Schulen.

Stamp verteidigt den Gipfel und erklärt, dass er „froh“ sei, dass es keine Beschlüsse gegeben habe, sondern man sich zunächst das „weitere pandemische Geschehen“ angucke.

Alles zum Thema Corona

ZDF-„heute-journal“: Claus Kleber kontert NRW-Minister Joachim Stamp

Kleber unterbricht Stamp kurz darauf, als der ausführlich darüber spricht, welche Hoffnung man in den Impfstoff setzen wolle.

Er kommt direkt aufs Thema Schulen zu sprechen, erklärt, dass ja viele Kinder das Virus – auch wenn sie selbst nicht krank werden – in die Familien tragen.

Klebers klare Frage an den Minister: „Warum erlauben die für die Schulen verantwortlichen Länder nicht diesen halben Unterricht?“

Gemeint sind halbierte Klassen, um mehr Platz in den Räumen zu schaffen und die Kontakte in der Schule zu reduzieren. Die eine Hälfte würde von zu Hause lernen, die andere im Klassezimmer und diese Gruppen würden sich abwechseln.

Stamp widerspricht: „Die Schulen sind kein Virenschleuder-Apparat. Das haben alle Studien gezeigt…“

Da hakt Kleber direkt ein: „Nicht alle Studien. Es gibt eine neue Studie aus München, die das offensichtlich Naheliegende belegt: Natürlich werden Kinder krank, man merkt es ihnen oft nicht an, aber sie werden krank  und die Dunkelziffer ist fünfmal höher als bei Erwachsenen. Und natürlich tragen die es weiter.“

Der NRW-Minister argumentiert nun, dass man – selbst wenn man wolle – nicht einfach halbe Klassen machen könne. „Sie brauchen dann im Grunde genommen fast das Doppelte an Lehrerinnen und Lehrern, die wir nicht haben.“

„heute-journal“ im ZDF: Claus Kleber widerspricht Aussagen von NRW-Familienminister

Auch das lässt Nachrichtensprecher Kleber nicht durchgehen, er setzt zum nächsten Konter an: „Nein, Sie brauchen einen digitalen Anschluss es Klassenzimmers an das real existierende Klassenzimmer.“ Solingen habe dies mit seinem Vorgehen bewiesen.

Die bergische Stadt hatte vor zwei Wochen angekündigt, dass in allen weiterführenden Schulen wechselweise eine Hälfte einer Klasse im Präsenz-, die andere Hälfte daheim im Distanzunterricht lernen soll. Die Kommune sei dafür digital gut gerüstet, habe im Vorfeld mit den Schulen beraten, die bereits Vorbereitungen getroffen hätten.

Stamp sieht darin aber keine flächendeckende Lösung. „Es geht uns um die Bildungschancen derjenigen, die eben dann nicht zu Hause die Unterstützung haben, wenn sie da alleine vor dem Gerät sitzen.“ Da kämen einige Kinder unter die Räder. Das Argument lässt Kleber durchgehen.

ZDF-„heute-journal“: Claus Kleber mit Spitze gegen NRW-Landesregierung

Dennoch hat er noch eine Spitze im Köcher: „Sehen Sie: Die Konferenz bei der Bundeskanzlerin war eine Video-Konferenz. Kein Ministerpräsident würde mehr in einen engen Raum mit 30 anderen Menschen gehen – die Schüler sollen das tun. Was anderes haben Sie nach acht Monaten Vorbereitung in den Schulen nicht zu bieten.“

Stamp verweist auf digitale Lernelemente, die man schon auf den Weg gebracht habe. Für ihn sei eine Klassenteilung eine „naive Vorstellung“.

„Ich glaube, wir kommen heute Abend da nicht mehr zusammen“, beendet Claus Kleber das Gespräch. „Ja, ganz so einfach isses nicht“, meint auch Joachim Stamp.

Corona in Schulen: Wortgefecht zwischen Claus Kleber und Joachim Stamp geht weiter

Doch wer denkt, das Thema sei damit gegessen, der irrt. Nach der Sendung geht es zwischen den beiden auf Twitter in die nächste Runde.

NRW-Familienminister Stamp bekräftigt dort sein Argument von vorher: „Wenn wir Klassen teilen, brauchen wir die doppelte Menge an Lehrinnen und Lehrern. Denn auch den Digitalunterricht muss jemand betreuen.“

Das will Claus Kleber so immer noch nicht stehen lassen. Er reagiert einen Tag später auf den Tweet: „Lieber Joachim Stamp, gestern blieb im heute-journal offen, wie Covid-infektiös Kinder sind. Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung nach Untersuchung von 12.000 Kindern: 6x öfter als gedacht.“

Er fügt an: „Nicht Kinder sind Virenschleudern, überfüllte Klassenräume sind’s.“

Darauf gibt es bisher noch keine neue Reaktion – zumindest nicht von Joachim Stamp und Claus Kleber. Andere Nutzer haben sich inzwischen aber in die Diskussion eingeschaltet, üben ebenfalls Kritik am Vorgehen Stamps und seiner Partei. Jemand fragt provokant: „Sehr geehrter Joachim Stamp, was ist denn Ihr Konzept für die Schulen?“ (so)