Schlagerstar gesteht:„Als Helene Fischer rief, musste ich Schnaps trinken“

Berlin/Köln – Diese Karriere ist Zucker! Benjamin Fritsch alias Ben Zucker (35) gilt als kommender Schlager-Superstar und  „männliche Helene Fischer“, ging gerade erst mit ihr auf Tour. Sein erstes  Album stürmte direkt die Charts, holte Doppel-Platin.

In unserem Interview beim Redaktionsbesuch spricht er offen über Helene, sein Single-Leben, Trennung und Traumwohnung  – inklusive Zocker-Raum.

Wenn ich dir vor drei Jahren gesagt hätte, wo du heute bist, was hättest du gesagt?

Alles zum Thema Musik

Ich hätte gesagt: ,Du bist verrückt‘. Mein Ziel war es natürlich, von der Musik leben zu können, ganz klar. Aber in dem Ausmaß habe ich das nie erwartet. Ich dachte, ich will gerne meine Miete von der Musik bezahlen können. Das war so der erste Gedanke. Aber ob man jetzt Geld verdient, Chart-Platzierungen oder wie viel Platten ich verkaufe und was darüber hinaus passiert, daran habe ich keinen Gedanken verschwendet.

Hast du damals gezweifelt, mit deiner Musik Geld verdienen zu können?

Nein, keine Sekunde.

Hattest du einen Plan B?

Plan B war, dass Plan A funktioniert. Mit 13 habe ich angefangen zu singen, mit 14 habe ich angefangen Gitarre zu spielen. Seitdem wollte ich Berufsmusiker werden, weil mir das Bock gemacht hat. Nach dem Abitur habe ich das dann fortgeführt, indem ich ganz viele Nebenjobs gemacht habe, um ausreichend Zeit für die Musik zu haben. Und ich habe geschrieben und geschrieben und gemacht und getan. Bis zum letzten Schritt wollte ich gehen, bis der letzte Plattenboss gesagt hätte: „Halt deine Schnauze, geh‘ arbeiten und lass uns alle in Ruhe.” Dann hätte ich später sagen können: „Okay, wenigstens habe ich alles probiert‘.

Hat denn mal jemand „Halt deine Schnauze” gesagt oder hast du offene Türen eingerannt?

Zu Anfang nicht, später schon. Weil ich früher sehr viel liedermacherisches Zeug gemacht habe, also eher melancholisches. Wie ein melancholischer Abiturient eben seine Gedanken an die Welt verschwendet oder aufsagt. Das war dann sehr verschachtelt und hochgradig intellektuell… (lacht) Aber es gab damals schon positive Reaktionen auf meine Stimme.

Wann kam der Wechsel vom „Hochintellektuellen“ zum Schlager?

Du nennst es Schlager – und das ist auch okay. Ich sag immer: ich schreib einen Song und wenn Du den fühlst, habe ich meine Hausaufgaben erledigt. Ich habe ja erst 2011 angefangen, mal deutlich zu werden. Von der Sprache, habe nichts mehr kaschiert. Da habe ich dann gemerkt, dass ich mich nackt mache und das sehr offenherzig ist. Das wollte ich auch.

Wie viel von dir selbst steckt denn in deinen Texten?

Alles. Ich mache mir ganz viele Gedanken und überlege mir Themen, wie: „Warum zweifeln die Leute an mir?“,  „Warum hat sie mich verlassen?“ oder ich habe auch einen Song für meine Mutter geschrieben, um ihr Danke zu sagen. Und dann fange ich an zu schreiben und zu komponieren, es kommt dann ganz schnell, dass mein Kopf mein anfängt zu rauchen. Dann rufe ich hilflos meine Kollegen an, die ihre guten Gedanken mit mir teilen. Weil es für mich am Ende des Tages um meinen Song geht und um den Transport meiner Emotionen. Ich greife Themen auf, die mir auch mal passiert sind oder wo ich mir vorstellen könnte, dass es jedem schon mal passiert ist. Und diese Assoziation, dass man etwas gemeinsam teilt, finde ich schön.

Gibt es Reaktionen von Leuten aus deinem Umfeld zu den Songs?

Ja, die gibt es. Von meiner Mutter oder von meinem besten Freund, der Inspiration für einen Song war. Die melden sich dann natürlich, klar. Es gibt auch Trennungen in meinem Freundeskreis, die mich inspiriert haben, Dinge die ich beobachte, wenn ich mal rumsitze. In einem Song geht es ja um ein älteres Ehepaar. Wenn Opa dann beispielsweise stirbt, ist Oma alleine. Wenn Großeltern sterben, nehme ich immer wahr, dass der zurückgebliebene Partner sich nicht mehr davon erholt, weil sie schon seit 40 oder 50 Jahren zusammen sind. Darüber wollte ich gerne singen.

Kannst du es dir denn selbst vorstellen, so lange mit jemanden zusammen zu sein?

Ja, das kann ich mir vorstellen. Momentan nicht, da muss ich ehrlich sein. Aber wenn die Richtige kommt. Momentan habe ich ständig das Gefühl, dass die Richtige da ist. Da sind gerade so viele Richtige… (lacht) Aber anders ausgedrückt: Ich stelle in Beziehungen immer wieder fest, dass ich jemandem immer hinterher renne, weil ich so viel unterwegs bin und wenig Zeit habe. Und eine aufrichtige Beziehung, so wie ich sie geben möchte, als Versorger, Liebhaber, Freund und Kissenschlachtpartner kann ich im Moment nicht leisten. Deswegen bin ich Single.

Gibt es auf deiner Tour noch Groupies, die vor dem Backstagebereich warten?

Gibt es wohl schon noch. Aber habe ich tatsächlich nie gemacht. Das ist nicht so mein Ding. Da würde ich auch nur so eine Schwärmerei ausnutzen. Wenn sie sich einem so präsentieren, hat das ja auch weniger Reiz, dann kann man nicht mehr jagen. Ich mag ja manche Klischees, aber dieses nicht. Drogen und Frauen-Abschleppen ist einfach scheiße.

Wie lange schon?

Von August bis November hatte ich so eine Sache, das sollte auch eine Beziehung werden. Da habe ich dann festgestellt, dass ich zeitlich zu knapp bemessen bin. Es gibt momentan einfach ganz viele Dinge, die muss ich eben alleine erleben. Und dann wartet sie im Hotelzimmer, und dann habe ich das Gefühl, ich muss mich um sie kümmern. Diese Situation hat mich genervt. Seitdem genieße ich das Singleleben… Dabei gibt’s natürlich auch mal schwache Momente, aber das ist menschlich.

Wie wichtig ist dir dein Style und wie viel Zeit verbringst du damit?

Nicht so viel. Ich liege abends im Bett und shoppe und dann bestelle ich mir was. Am liebsten trage ich Jogginghosen, egal wo ich bin – zuhause, draußen. Nur auf der Bühne nicht, da habe ich Jogginghosen-Verbot. Ich probiere aber auch Dinge aus, um mich dann mal ein bisschen abzuheben. Ich habe einen Outfitter für die Bühne, der mich dann inspiriert, das finde ich gut, aber ausschließlich für die Bühne. Privat suche ich mir meine Outfits alleine aus.

Wie wichtig ist Luxus für dich?

Meine Wohnung, mein neues Zuhause in Berlin ist mein Luxus. Ich investiere viel in mein Zuhause, da ich gerne Zeit dort verbringe. Ich habe dort auch einen Raum zum Zocken, ich spiele unheimlich gerne Playstation dort, da komme ich dann auch zur Ruhe.

Wie viel Zeit verbringst du in der Woche mit Spielen?

Nicht mehr so viel, leider. Aber wenn, dann richtig. Fünf bis sieben Stunden können es dann schon mal werden. Ich zocke auch alles Mögliche – von FIFA bis Red Dead Redemption. Wenn ich mal drin bin, bin ich drin.

Du wirst als „männliche Helene Fischer“ gefeiert – wie kommt sowas bei dir an?

Das ist doch ein schöner Vergleich, es gibt Schlimmeres. Ich habe zwar noch viele Hausaufgaben zu erledigen, bevor ich mich mit Helene Fischer vergleichen kann. Aber ich freue mich darüber.

Wie kam es zustande, dass du mit Helene Fischer auf Tour warst?

Ich war vorher schon mit Flo auf Tour, dabei hat Helene sich zwei Shows angeguckt. Nach der Tour rief mich meine Managerin an, dass mich Helene gerne engagieren möchte. Da musste ich erstmal einen Schnaps trinken. Da war ich natürlich sofort dabei. Wir haben uns sehr gut verstanden während der Tour. Und um das Vertrauen abzurunden, wollte sie dann noch ein Duett mit mir singen. Helene war sehr inspirierend, weil sie einfach ihre Arbeit macht und tolle Shows abliefert. Außerdem kann ich von ihr lernen, völlig normal zu bleiben, trotz des großen Apparats um sie herum.

Habt ihr weitere gemeinsame Pläne?

Nein, sie macht ja gerade Pause, ich jetzt erstmal meine Tour. Aber wenn sie nochmal will, stehe ich sofort stramm... (lacht)

Wo siehst du dich in drei Jahren?

Das weiß ich nicht. Ich arbeite meine Termine entspannt ab.

Aktuell ist Ben Zucker mit seinem neuen Album „Wer sagt das?“ auf Arena-Tour, kommt u.a. nach Husum (6. Juli), Köln (6. November), Hamburg (9. November), Oberhausen (10. November) und Berlin (30. November).