Bei „Hart aber fair”Karl Lauterbach hat einfache Lösung für die Impfstoff-Misere

Karl Lauterbach am 4.1. bei Hart aber fair

Karl Lauterbach (SPD) erklärte am Montag (4. Januar) bei „Hart aber fair”, was Deutschland kurzfristig tun könnte, um das Impfstoff-Problem in den Griff zu bekommen.

von Martin Gätke (mg)

Berlin – Zu wenig Impfstoff, zu lahme Verteilung: Die Bundesregierung und auch die EU-Kommission müssen sich seit einiger Zeit jede Menge Kritik anhören. Und so fragte Frank Plasberg auch bei „Hart aber fair“ (ARD) am Montagabend (21.15 Uhr): „Rettung nur tröpfchenweise: Bekommt Deutschland zu wenig Impfstoff?“

Haben wir bei der Bestellung von Impfstoffen Fehler gemacht? Dauert der Lockdown deshalb länger als nötig?

Die Gäste bei „Hart aber fair“:

  • Dr. Peter Liese (CDU), Arzt und Europaabgeordneter
  • Markus Feldenkirchen vom „Spiegel“
  • Christina Berndt, Wissenschaftsredakteurin bei der „Süddeutschen Zeitung”
  • Volker Wissing (FDP), Wirtschaftsminister von Rheinland-Pfalz
  • SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach

Die erste Hälfte der Sendung gestaltete sich sehr zäh. Man wurde sehr schnell kleinteilig, suchte irgendwann in einzelnen Debatten und bei einzelnen Politikern den Fehler – schnell geriet das große Ganze aus dem Blickfeld der Kandidaten. Konstruktive Problemlösung? Fehlanzeige!

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„Der Grundsatz, europäisch zu denken, ist richtig. Aber dann sei schlecht verhandelt worden“, meint Journalist Feldenkirchen. Auch der EU-Abgeordnete Liese zeigte sich sehr enttäuscht und versuchte irgendwann im Kleinklein nach Fehlern zu suchen. In EU-Debatten, die Monate zurückliegen.

Hart aber fair: EU-Abgeordneter versucht sich in einer Erklärung

Er erklärte, dass es damals auch um die Haftungsfrage der Pharmakonzerne ging. „Ich schätze die Menschen bei BioNTech“, erklärt er. „Man spürt aber, dass der US-Pharmakonzern Pfizer immer im Hintergrund steht.“ Pfizer habe in den damaligen Verhandlungen mit der EU immer darauf bestanden, dass sie bei möglichen Fehlern nicht haften würden.

„Wenn die Verhandlungsführer auf eine Haftung verzichtet hätten, hätten wir für mehr Unsicherheit gesorgt“, meint Liese. US-Präsident Trump und Israels Premier Netanjahu, deren Länder heute mit guten Impfquoten als Musterschüler dastehen, hätten sich darüber keine Gedanken gemacht und solche Haftungserklärungen unterschrieben.

Im Verlauf der Sendung begann er dann, alte Debatten durchzukauen und suchte dort die Probleme.

„Hart aber fair“: Karl Lauterbach mit Lösungsvorschlag

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach entgegnete, dass auch er es grundsätzlich richtig finde, eine europäische Lösung zu finden. „Aber zwei Milliarden Euro waren zu wenig, das war alles auf Kante genäht. Und es war viel zu lange verhandelt worden“, meint er. Er glaube, dass „fachfremde“ Überlegungen bei der Verhandlung eine Rolle gespielt hätten. Nun müsse man aber Fehler benennen und nicht auf andere abwälzen, sagte er in Richtung EU-Mann Liese.

Er hebelte ein Argument der Regierung aus, dass man ja lange nicht gewusst habe, wer von den Impfstoffkandidaten das Rennen mache und wer nicht. Da lange unklar war, wer im Impfstoff-Rennen die Nase vorn haben würde, wollte die EU-Kommission das Risiko streuen.

„Als klar war, wer die wichtigen Frontrunner bei den Impfstoffen sind, hätte man mehr kaufen müssen, meine ich“, so Lauterbach.

Nun ist es eben besonders bedauerlich, dass Politiker wie Johnson oder Trump, die das Coronavirus lange nicht ernst genommen hatten, der EU zeigen, wie es geht. Dort wird derzeit besonders schnell geimpft.

Karl Lauterbach: „Wenn wir nur ein Mal impfen, haben wir doppelt so viele Impfstoffe!“

Und was kann Deutschland tun, damit es doch noch schneller vorangeht? Karl Lauterbach präsentiert eine mögliche Lösung: „Wir haben jetzt die wichtigsten drei Monate vor uns“, erklärt der Gesundheitsexperte. „Wenn wir in dieser Zeit die uns verfügbaren Impfstoffe nur ein Mal impfen statt zweimal, hätten wir doppelt so viele Impfstoffe zu Verfügung.“

In der Zeit würden andere Impfstoffkandidaten auf den Markt kommen, die die derzeit angespannte Situation etwas beruhigen.

Wissenschaftsjournalistin Berndt bei „Hart aber fair“: „Das ist die richtige Strategie!“

Auch die Wissenschaftsredakteurin Christina Berndt hält das für die beste Lösung: Zwar würden BioNTech und Moderna dazu erklären, dass sie hierfür keine validen Daten hätten, dass die Impfstoffe wirken würden. „Aber das ist die richtige Strategie. Auch die Deutsche Gesellschaft für Immunologie empfiehlt, die zweite Impfdosis zu verzögern.“

Denn die erste Impfung bringe immerhin einen 90-prozentigen Schutz. Die zweite Impfung, der sogenannte „Booster“, würde den Schutz auf 95 Prozent erweitern. „Doch wir könnten allein mit der ersten Impfung viele Leben retten“, ergänzt Lauterbach.

Berndt erklärt, es sei dann nur wichtig, dass die zweite Impfung nicht länger als die drei Monate verschoben werden dürfe. Denn sie sorge auch dafür, dass die Impfung länger wirkt. (mg)