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„Habe Angst, wenn ich das höre”Moderator Plasberg offenbart Sorge vor Impf-Aktion

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Moderator Plasberg offenbarte bei „Hart aber fair” seine Sorge vor der großen Operation Impfung, die in Deutschland bevorsteht. Denn noch vieles ist zu tun.

von Martin Gätke (mg)

Köln – Der Wettlauf um den ersten Corona-Impfstoff läuft im Rekordtempo: Der US-Pharmakonzern Moderna will als erstes Unternehmen die Zulassung für einen Corona-Impfstoff in der EU beantragen. Der Antrag auf eine bedingte Zulassung solle noch am Montag bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur Ema gestellt werden, teilte das Unternehmen am selben Tag mit.

Eine Impfung noch in diesem Jahr rückt damit näher. Doch wie soll es ablaufen, wenn Millionen Deutsche im Akkord gegen Corona geimpft werden? Wie gut ist die Staats-Aktion vorbereitet? Und wie sicher sind die Impfstoffe? „Operation Impfung – ist sie gut, ist sie sicher, wer bekommt sie wann?“ ist das Thema bei „Hart aber fair“ am Montagabend (30.11.) im Ersten (21 Uhr).

Das sind die Gäste bei „Hart aber fair“ am Montag (30. November):

  • NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU)
  • Gesundheitspsychologin Dr. Monika Sieverding
  • Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar
  • Prof. Dr. Eva Hummers, Mitglied der Ständigen Impfkommission
  • Boris Palmer (Grüne), Tübinger Oberbürgermeister

Massenimpfungen gegen das Coronavirus: Für den NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) eine echte Mammutaufgabe. Am vergangenen Freitag (27. November) hat Laumann für das größte deutsche Bundesland einen Plan vorgelegt, der aufzeigt, wie in NRW geimpft werden soll – in insgesamt 53 Impfzentren.

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Bei Frank Plasberg brachte er den Plan dann noch einmal konkret auf den Punkt: „Wenn das Impfen nicht klappen sollte, dann verlieren die Menschen das Vertrauen in den Staat.“ Die Verantwortung sei gewaltig, es sei daher wichtig, sich möglichst gut auf die Impfungen vorzubereiten.

„Hart aber fair“: Viele Fragen zum möglichen Impfstoff sind noch offen

Doch wie gut steht es um die Vorbereitungen? Wer beispielsweise soll als Erstes die Impfungen bekommen? „Wir halten uns da ganz penibel an die Listen der Ständigen Impfkommission“, erklärte Laumann und sagte gleichzeitig, dass bei ihm vor allem Kranke, Alte und das medizinische Personal Priorität hätten.

Prof. Dr. Eva Hummers, Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO), spielte den Ball jedoch weiter: Man müsse erst die Zulassung des Impfstoffes abwarten ehe über die genau Verteilung entschieden werden könne, so Hummers. Denn viele Fragen seien noch offen. „Die fehlenden Daten zur Langzeitbeobachtung und zu den Langzeitfolgen sind nicht unproblematisch“, erklärt sie.

Ältere und Vorerkrankte sollen oben auf der Prioritätenliste stehen

Zwar wurde viel Geld in die Impfstoffe investiert, auch gebe es insgesamt eine große Datenbasis. Doch es gebe eben auch noch viele Fragen, etwa, ob auch eine geimpfte Person das Virus unwissentlich weiterübertragen kann.

Die am Robert Koch-Institut (RKI) angesiedelte Ständige Impfkommission hatte am 9. November zusammen mit dem Deutschen Ethikrat und der Leopoldina empfohlen, dass Ältere und Vorerkrankte in die vorrangig zu priorisierende Personengruppe gehören sollen. Zu einer zweiten bevorzugten Gruppe sollen demnach Gesundheits- und Pflegebeschäftigte gehören. Darüber hinaus seien unter anderem Polizisten, Feuerwehrleute und Lehrer prioritär zu schützen.

„Hart aber fair“: Ranga Yogeshwar will bei Vorbereitung Tempo machen

„Ich hoffe einfach, dass wir Gas geben“, gab Ranga Yogeshwar zu bedenken. „Wir brauchen die Listen und wir müssen die Fragen der Logistik genau jetzt klären.“ Die Wirksamkeit des Impfstoffs sei das eine, wichtig sei eben aber auch eine funktionierende Infrastruktur.

Und auch mehr Pragmatik. Er schaute NRW-Gesundheitsminister Laumann an und erklärte: „Ich wollte meine Schwester in Luxemburg besuchen und fand auf der Internetseite des Gesundheitsministerium ein sechsseitiges Schreiben zu dem Thema. Ich halte mich ja für intelligent, aber da habe ich nicht durchgesehen...“, bemängelte er.

Frank Plasberg bei „Hart aber fair“: „Habe Angst, wenn ich höre, was noch alles zu tun ist“

Bei all den offenen Fragen, die noch im Raum stehen, warf Moderator Frank Plasberg dann plötzlich ein: „Mir wird angst und bange, wenn ich höre, was noch alles zu tun ist. Und ich gleichzeitig höre, dass der Impfstoff schon anrollt.“

Deshalb sei es so wichtig, dass die Listen mit der Priorisierung darüber, wer als Erstes den Impfstoff bekommt, möglichst schnell konkret werden. „Das steigert auch die Akzeptanz in der Bevölkerung“, so der Wissenschaftler Ranga Yogeshwar. „Mehr als eine Ad-hoc-Entscheidung.“

Yogeshwar mahnt: „Müssen auch offen über Nachteile sprechen“

Yogeshwar erläutert, wie wichtig es ist, nicht nur die Vorteile einer Impfung, sondern auch die Nachteile und die Nebenwirkungen zu kommunizieren. „Wir müssen sehr genau, sehr wahrhaftig und offen darüber sprechen“, mahnt er. „Wenn der Eindruck entsteht, es wird etwas gedeckelt, dann wird das Gegenteil passieren.“ Menschen würden das Vertrauen in den Impfstoff verlieren.

Er nannte das Beispiel Japan: Dort werden nur noch sehr wenige Mädchen und Frauen gegen Gebärmutterhalskrebs geimpft. Dabei ist die Impfung kostenlos – und durchaus effektiv. Doch mehrere Kampagnen argumentierten erfolgreich gegen die Impfung. Und arbeiteten dabei auch mit Fälschungen über soziale Netzwerke. Die Folgen sind gravierend.

OB Boris Palmer wirbt für den Corona-Impfstoff

Tübigens OB Boris Palmer, der sich selbst als Proband für eine Impfstoff-Studie zur Verfügung stellte und dem schon vor Wochen ein Impfstoff-Kandidat verabreicht wurde, erklärte, er habe vollstes Vertrauen in die Mitarbeiter von Curavac, deren Zentrale in Tübingen sitzt. „Ich fühle mich richtig gut.“

Das Fazit der Sendung: Viele wichtigen Fragen sind zwar noch offen, aber wir scheinen dennoch auf einem guten Weg, die Pandemie zu bekämpfen.

Ranga Yogeshwar mit hoffnungsvollen Worten

Hoffnungsvolle Worte gab es auch von Ranga Yogeshwar: „Man muss einfach sagen: Es ist phänomenal, wie schnell das alles geht. Als wir im Januar hier saßen, kannten wir kaum das Virus. Jetzt kennen wir Therapien, entwickeln einen Impfstoff, kennen die Krankheit schon relativ gut.“ Die Entwicklung sei enorm.

Und trotz der vielen Fragen würde sich jeder der Gäste sofort impfen lassen, erklärten sie in der abschließenden Fragerunde. (mg)