Deftige Ansage bei „Hart aber fair”Schauspieler stellt grausige Prognose für Zukunft

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Schauspieler Ulrich Matthes setzte sich bei „Hart aber fair” leidenschaftlich für die Kultur ein.

von Martin Gätke (mg)

Berlin – Deutschland sucht den Weg aus der Corona-Krise. Am Mittwoch sprechen Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten über neue Lockerungen in der Corona-Krise, zuvor wollten einige Länder aber nicht länger warten: Sie haben eigene Pläne für die Öffnung von Restaurants, Hotels, Ferienhäusern aufgestellt.

Wie drastisch sich das Leben dank Corona veränderte und wie dringend wir den Lockdown beenden sollten, war auch Thema bei „Hart aber fair“ am Montagabend (ARD, 22.05 Uhr). „Was lässt Corona von unserem Leben übrig“, fragte Moderator Frank Plasberg.

Zu Gast war neben Malu Dreyer (SPD), der Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, unter anderem auch die Virologin Melanie Brinkmann. Katrin Bruns, eine dreifache Mutter, die wie die vielen anderen deutschen Mütter auch Homeschooling und Homeoffice miteinander verbinden muss und sich ein Ende des Lockdowns herbeisehnt, gibt einen Einblick in den stressigen Corona-Alltag.

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Und Sternekoch Alexander Hermann, der ein Hotel und vier Restaurants in Bayern betreibt, erklärt, wie schrecklich die Aussichten für Gastronomen sind, wenn es weiterhin kaum Perspektiven für die Betreiber gibt. „Wenn wir so weitermachen wie bisher, kommen wir bald an eine Klippe, in die wir Gastronomen alle hineinfallen. Und nicht wieder herauskommen“, erklärt Hermann.

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„Wir befinden uns im unternehmerischen Wachkoma.“ Er appelliert an die Politik: Es brauche einen festen Plan, ein Datum für den Ausstieg. Auch um Hoffnung zu verbreiten.

Hart aber fair: Schauspieler rückt Kultur in den Fokus der Corona-Krise

Der kaum erträgliche Alltag der gestressten Familien, der drohende Ruin für unzählige Gastronomen – tatsächlich sind diese Probleme auch auf der Agenda der Politiker. Viele Länder suchen händeringend nach einem Weg, um Kitas, Schulen sowie Hotels, Restaurants und andere Betriebe schnellstmöglich und sicher zu öffnen.

Doch sie haben offenbar einen wichtigen Aspekt in unserer Gesellschaft vergessen.

Darauf verweist Schauspieler Ulrich Matthes leidenschaftlich. Der Star aus „Der Untergang“ (spielte Propagandaminister Joseph Goebbels) erklärt in der Sendung: An die Kultur habe offenbar niemand gedacht.

Ulrich Matthes: „Kultur wurde komplett vernachlässigt”

Matthes ist seit 2004 festes Ensemblemitglied am Deutschen Theater in Berlin – und ist sich bewusst, dass er damit eine privilegierte Stellung unter all den Theaterdarstellern und Schauspielern hat.

Doch er tritt für all jene ein, die – seiner Meinung nach – lange Zeit vergessen wurden. „Die Kultur wurde komplett vernachlässigt“, mahnt er an. Sie sei „in der öffentlichen Debatte in einer Weise zu kurz gekommen, die ihrer Bedeutung in Deutschland nicht gerecht wird“.

Dann wendet sich Matthes an Malu Dreyer: „Ich hätte mir gewünscht, dass Sie in Ihrem Bundesland mit der gleichen Vehemenz für die Kultur einstehen wie für Streichelzoos.“ Der Darsteller sehe eine „existenzielle Gefahr vor allem für Kinos“. Seine schreckliche Prognose für die Zeit nach dem Ende von Corona: „Dann wird es nur noch etwa die Hälfte aller Kinos geben.“ Ein Desaster.

Corona: Olaf Scholz und Angela Merkel werden scharf kritisiert

Nicht nur Malu Dreyer, auch Bundesfinanzminister Olaf Scholz und Bundeskanzlerin Angela Merkel kriegen ihr Fett weg: „Sie sollten sich mit der gleichen Leidenschaft für die Kultur einsetzen, wie sie es für die Lufthansa oder die Autoindustrie tun“, sagt er. Er erinnert sich an einen „süffisanten“ Kommentar von FDP-Chef Christian Lindner, als er über die Eröffnung der Bundesliga sprach: „Er sagte, Konzertsäle werden halt später aufgemacht. Um die geht es gar nicht.“ Der Schauspieler merkt noch an: „Ich kriege jetzt bestimmt ein Dementi von ihm, aber das ist mir scheißegal!“

Dreyer grätscht dem Schauspieler hinein: Sie sehe es zwar ähnlich wie Matthes, dass Kultur vernachlässigt wurde. Aber: „Wir wollen jetzt Museen öffnen, auf der Tagesordnung steht nun auch das Theater. Wir werden in eine Phase kommen, wo Menschen wieder zusammenkommen, dann müssen wir auch über Kultur sprechen.“ Das sei ihr ein „großes Anliegen“.

Sie sei froh, dass Matthes auf das Thema aufmerksam gemacht hat. Denn: „Wir brauchen Kultur, um die Krise zu bewältigen.“