Das deutsche TV-Publikum kennt sie vor allem als Mutter des „kleinen Lord“: Connie Booth, die am 2. Dezember ihren 85. Geburtstag feiert, war aber auch als Comedy-Star und Drehbuchautorin äußerst erfolgreich.
Connie BoothWas macht die Mutter des „kleinen Lord“ heute?

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Als warmherzige Mutter in „Der kleine Lord“ kennen Millionen TV-Zuschauerinnen und -Zuschauer die US-Schauspielerin Connie Booth, die am 2. Dezember 85 wird. (Bild: ARD / Degeto)

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Connie Booth (Foto von 2013) lebt heute weitestgehend zurückgezogen und gibt nur selten Interviews. (Bild: IMAGO / i Images)
Am Freitag vor Weihnachten ist es auch dieses Jahr soweit: Am 19. Dezember zeigt das Erste um 20.15 Uhr mit „Der kleine Lord“ (1980) einen der beliebtesten Weihnachtsfilmklassiker. Die Verfilmung des Romans von Frances Hodgson Burnett kennt neben dem Titelhelden, dem jungen unschuldigen Ceddie (Ricky Schroder) und dem (zunächst) alterssteifen Lord (Alec Guinness) noch eine weitere Hauptfigur: Ceddies warmherzige Mutter des kleinen Cedric Errol, gespielt von Connie Booth. Für viele deutsche Zuschauer ist die US-Amerikanerin, die am 2. Dezember ihren 85. Geburtstag feiert, untrennbar mit der Rolle verbunden - vielleicht auch weil sie vor 30 Jahren ihre Schauspielkarriere beendete und einen neuen Beruf ergriff.

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Eine aufstrebende Schauspielerin: Connie Booth Anfang der 70er-Jahre. (Bild: Evening Standard/Hulton Archive/Getty Images)
Booth kam als Tochter eines Wall-Street-Brokers und einer Schauspielerin in Indianapolis zur Welt, wuchs aber in New York auf. In den 1960er-Jahren übernahm sie kleinere Theaterrollen und arbeitete als Kellnerin. In dieser Phase lernte sie in der Comedy-Szene in New York John Cleese kennen, den sie 1968 heiratete und mit dem sie später eine Tochter bekam. Ihre zehnjährige Ehe wurde auch beruflich prägend: Booth war in der Miniserie „How to Irritate People“ (1968) an der Seite von Cleese zu sehen. Sie trat in Sketchen der legendären Comedy-Serie „Monty Python's Flying Circus“ (1969-1974) auf sowie im ersten Kinofilm der britischen Comedy-Truppe, „Die Ritter der Kokosnuss“ (1975).
Connie Booth und John Cleese: Trennung auch wegen „Fawlty Towers“

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Connie Booth war in zahlreichen Monty-Python-Sketchen zu sehen, etwa im „Lumberjack Song“ mit Michael Palin (links), der seinen Weg auch in den Film „Die wunderbare Welt der Schwerkraft“ (1971) fand. (Bild: Columbia TriStar)
Ihr ganzes Talent konnte Connie Booth in der Comedy-Serie „Fawlty Towers“ (1975) zeigen, in der sie nicht nur die Figur des Zimmermädchens Polly Sherman verkörperte, sondern gemeinsam mit Cleese die Drehbücher schrieb. Zuletzt sah sich Booth anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Show allerdings genötigt, gegenüber „Radio Times“ klarzustellen, dass sie zwar als Paar die Handlung der Folgen entwickelt hätten, die Dialoge aber alleine von Cleese stammten.

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Eine der besten Sitcoms aller Zeiten: In „Fawlty Towers“ spielte Connie Booth (rechts) das Zimmermädchen Polly und schrieb an den Drehbüchern mit. (Bild: Polyband)
Er habe damals auf einer gemeinsamen Urheberschaft bestanden, was großzügig, aber auch eine Art „vergifteter Kelch“ gewesen sei, so Booth: „Seit einem halben Jahrhundert werde ich für Zeilen gelobt, die John geschrieben hat. Wenn Leute Worte aus dem Drehbuch zitieren, fühle ich mich nicht geschmeichelt, sondern wie eine Fälschung.“ Unter der gemeinsamen Arbeit litt damals auch die Ehe der beiden: „Ich hatte eine perfektionistische Ader und habe mich wegen Kleinigkeiten furchtbar aufgeregt“, sagte Cleese einst, „Diese Einstellung hat zu unserer Trennung beigetragen.“
Connie Booth: Zweite Karriere und zweites Eheglück

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2009 feierten die „Fawlty Towers“-Stars - von links: Prunella Scales John Cleese, Connie Booth und Andrew Sachs - ein Wiedersehen. (Bild: Tim Whitby/Getty Images)
Nach der Scheidung 1978 setzte Booth ihre Karriere im britischen Film und Fernsehen fort. Weil ihr amerikanischer Akzent gefragt war, wurde sie häufig entsprechend besetzt. „Der kleine Lord“ verschaffte ihr im deutschsprachigen Raum bis heute anhaltende Präsenz. Eine ihrer letzten großen Kinorollen hatte sie an der Seite von Monty-Python-Star Michael Palin in „Amerikanische Freundinnen“ 1991. Daneben stand sie weiterhin auf der Bühne, doch die Rollenangebote nahmen ab.
1995 zog Booth einen klaren Schlussstrich und verließ die Schauspielerei. Es war kein spontanes Aussteigen, sondern das Ergebnis eines fünfjährigen Studiums an der University of London, an dessen Ende sie sich als Psychotherapeutin niederließ. Auch privat fand sie ein neues Glück mit John Lahr, einem US-Theaterkritiker. Seitdem lebt Booth weitestgehend zurückgezogen und gibt nur selten Interviews.
Als John Cleese 2023 ankündigte, dass er an einer Fortsetzung von „Fawlty Towers“ arbeite, meldete sie sich allerdings doch zu Wort: „Ich hätte es vorgezogen, von John selbst von dem Projekt zu erfahren, anstatt darüber in der Zeitung zu lesen“, sagte Booth offensichtlich pikiert im Gespräch mit der britischen „Times“. Über die „Fawlty Towers“-Bühnenadaption, die 2024 ihre London-Premiere feierte, äußerte sie sich hingegen nicht selbst. Ehemann Lahr sagte gegenüber „MailOnline“: „Sie wird sich das Stück ansehen - wahrscheinlich nicht am Premierenabend, aber sie wird da sein.“ (tsch)
