Anna LoosHaben Sie je bereut, keine „Tatort“-Kommissarin geworden zu sen?

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Familie ist für Schauspielerin Anna Loos sehr wichtig. 

Köln – Anna Loos (48) ist die Ehefrau von Münster-„Tatort“-Star Jan Josef Liefers (54). Seit fünf Jahren spielt sie die Hauptrolle in einer der besten deutschen TV-Krimiserien, sie ist die Düsseldorfer LKA-Kommissarin Helen Dorn, die Samstag (20.15 Uhr, ZDF) im Bergischen ermittelt. Ein Grund, sich mal mit ihr zum Gespräch zu treffen – über ihre Rolle, ihre Familie, ihre Musik und natürlich ihre Köln-„Tatort“-Sekretärin „Lissy Pütz“, mit der 1997 alles anfing.

EXPRESS: Ist es für Sie nervig, immer noch auf „Lissy Pütz“ angesprochen zu werden, obwohl die schon vor 19 Jahren Abschied nahm? Anna Loos: Nein, gar nicht, ich liebe Lissy Pütz, ich finde sie immer noch toll. Und ich liebe Dietmar und Klaus, meine Kommissare, weil die so wunderbare Kollegen waren, als ich noch kleine, aufgeregte Anfängerin war. Ich habe von ihnen viel gelernt, ich werde sie nie aus meinem Herzen radieren.

Sie hätten selbst „Tatort“-Kommissarin werden können, haben das Angebot aber zugunsten Ihrer „Helen Dorn“ abgelehnt. Haben Sie das schon oft bereut? Noch nie. Natürlich erreicht man im „Tatort“ eine hohe Popularität, hat hohe Zuschauergarantie. Aber das ZDF bot mir an, eine Krimi-Reihe zu starten, die ich selbst mit entwickeln kann. Mir macht es mehr Spaß, einen Einfluss auf die Rolle zu haben, als ein Buch zu bekommen, in dem alles festgelegt ist.

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Wenn Sie mit Helen in einer WG leben würden – was würde Sie an ihr stören? Dass sie zu wenig lacht. Deswegen sind viele Leute, die mich nur über Helen Dorn kennen, fast geschockt, wenn sie mich privat erleben. Ich lache laut und viel.

Keine Probleme damit, dass sie so wortkarg ist? Das wäre ein klarer Vorteil für mich, ich rede unglaublich gern und wäre so ungestört. Mein Vater hat immer »Quasselstrippe« zu mir gesagt oder »Clown«, weil ich nie stillsitzen kann. Was leider immer noch stimmt. Wenn ich aufwache, bin ich nie verschlafen, sondern sofort hellwach, rede dann oft drauf los. Mein Mann hat früher oft gesagt: »Bitte, gib mir noch eine halbe Stunde.« Mittlerweile mach ich mir dann einen Kaffee und lass’ erst einmal die anderen in Ruhe.

Wann sind Sie abgeschaltet? Sobald ich abends im Bett liege, bin ich ausgeschaltet. Ich schlage noch mein Buch auf, spätestens nach einer Seite bin ich weg.

Sie sind auch Musikerin, waren lange die Stimme der Rockgruppe Silly. Warum sind Sie da ausgeschieden? Ich bin nicht ausgeschieden, sondern habe lediglich ein Solo-Album gemacht, weil wir als Band gerade keine anderen Pläne für ein Album hatten. Ich hatte lange schon den Drang, ein paar Sachen zu machen, die nicht zu Silly gepasst hätten, da es ganz persönliche Momente aus meinem Leben sind. Kann gut sein, dass wir uns in einem halben Jahr wieder zusammensetzen, eine tolle Idee haben und das dann machen.

Am 8. März erscheint Ihr-Album „Werkzeugkasten“. Was ist für Sie wichtiger – neues Album oder neuer Film? Ich kann das nicht vergleichen. Ich habe den Beruf der Schauspielerin gewählt, finde diesen Beruf super-spannend. Was ich alles lernen darf, wo ich überall hinkomme, was oder wem ich alles begegne! Es ist ein großes Geschenk, dass ich dadurch so viel erlebe, so viele spannende Menschen treffe.

Und andererseits? Ich bin als Filmschauspielerin leider auf das beschränkt, was andere mir zutrauen. Es gibt eine Menge Rollen, die ich gern spielen würde. Aber die Produzenten fragen mich nicht an, weil sie mich dafür nicht auf dem Schirm haben. Anders bei der Musik, hier kann ich alles selbst gestalten und entscheiden. Beim Solo-Album bin ich für alles verantwortlich, muss mich nicht ausbremsen lassen.

In der Single „Hier“ outen Sie sich als Frau, die an bestimmten Orten und Menschen hängt. Ist das im wahren Leben auch so? Ja, ich arbeite gern, bin viel weg von zu Hause, bin aber ein Heimweh-Typ. Die Frage für mich war: Woher kommt das Gefühl, das mir diese Wärme gibt, das mich erdet, da wo ich mich gebraucht und gern gewollt fühle. Jetzt ist mir klar, dass es Berlin ist, die Stadt, in der ich lebe, und natürlich die Menschen, die diese Stadt ausmachen. Und dass es mein Mann und meine Familie sind.

Familie spielt in der heutigen Zeit eine immer kleinere Rolle. Wie ist es bei Ihnen? Ich komme aus einer sehr großen Familie, die einen fast mafiösen Zusammenhalt hat. Bei uns gibt es immer noch diese Riesenfeste, meine Eltern sind immer noch glücklich verheiratet. Für mich ist Familie immer eine starke und wichtige Basis gewesen und ist genau das immer noch. Ich fliege zwar immer aus meinem Nest raus, kehre aber immer gern in ein normales Leben zurück. Das ist vielleicht ein Grund dafür, dass ich nie in meinem Leben nie durchgedreht bin.

Sie haben zwei Töchter mit Ehemann Jan Josef Liefers, Ihre Lilly hat bereits Erfolge im Film. Was raten Sie Kindern, wenn die fragen, ob sie Schauspielerin zum Hauptberuf machen sollen? Ich würde jedem Kind raten, den Beruf zu wählen, von dem es glaubt, dass es ihm den größten Spaß und das größte Glück vermittelt, und nicht den Beruf, von dem es glaubt, es bringt am meisten Erfolg oder Geld. Das ist Quatsch, in die Zukunft kann man nicht gucken, aber man gestaltet sie und das geht nur positiv mit einer Sache, die man mit Leidenschaft macht.

Was möchten Sie Ihren Kindern für ihre Zukunft mitgeben? Liebe und das Vermögen, nicht nur sich selbst zu betrachten. Ich möchte ihnen gern beibringen, dass sie bestimmtes Geld verdienen müssen, um zu leben, weil Sachen nicht umsonst sind. Ein Kühlschrank füllt sich nicht von alleine, genauso wie das Mietkonto.

Das heißt? Sie sollen machen, was sie glücklich macht. Wenn es Musik oder die Schauspielerei ist, soll es so sein, wenn es eine Backstube ist, sollen sie eben eine aufmachen. Ich wünsche meinen Kindern, dass sie im Leben glücklich sind. Dazu gehört mehr als beruflicher Erfolg. Ich möchte, dass sie lernen, Verantwortung zu übernehmen.

Viele Rollen im TV

Anna Loos (geboren am 18. November 1970 in Brandenburg/Havel), flüchtete 1987 in die BRD. Es folgte eine Schauspiel- und Musik-Ausbildung.

1996 – 1999 war sie in der Talkshow-Parodie „T.V. Kaiser“ zu sehen. Von 1997 bis 2000 war sie die „Lissy Pütz“ im Köln-„Tatort“, 2000 spielte sie im Film „Anatomie“ mit.

Seit 2006 war sie Sängerin der Rockband Silly (Nachfolgerin von Tamara Danz). Seit 2014 ist sie mit ihrer TV-Reihe „Helen Dorn“ zu sehen, 2018 folgte „Weissensee“ (4. Staffel).

Seit 2004 ist sie mit Jan Josef Liefers verheiratet. Das Paar hat zwei gemeinsame Töchter (16 und 8). Die Familie lebt in Berlin-Steglitz.