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Corona-KritikGefundenes Fressen für die, die gegen sämtliche Maßnahmen wettern

#allesdichtmachen_230421

53 deutsche Schauspieler haben sich am Donnerstag (22. April 2021) an der Corona-Protest-Aktion #allesdichtmachen beteiligt. Nun hagelt es sehr viel Kritik. Einige Schauspieler haben sich derweil schon distanziert.

von Volker Reinert (rein)

Köln – Wie weit darf Satire gehen? Bei der Corona-Protest-Aktion unter dem Hashtag #allesdichtmachen haben sich 53 deutsche Schauspieler und Schauspielerinnen am Donnerstag (22. April 2021) beteiligt. Mit viel Ironie und Zynismus kritisieren die Künstler die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung und stehen seither selbst in der Kritik. Einige Teilnehmer haben bereits zurückgerudert. Doch was wollen sie mit dem Satire-Video bezwecken? Aufmerksamkeit für die Kunst- und Kulturszene? Möglich. Aber: Nach mehr als einem Jahr Pandemie leidet jeder. Vor allem die Betroffenen. Aufmerksamkeit geht auch anders. Ein Kommentar.

Corona-Protest-Aktion #allesdichtmachen steht in der Kritik

Verständlich. Schauspieler sind in der Pandemie seit einem Jahr stark eingeschränkt. Die Kunst- und Kultur-Szene liegt brach und ist von der Pandemie stark betroffen. Natürlich wollen Schauspieler wieder mehr arbeiten, raus gehen, ihr altes Leben zurück. Doch wer will das nicht? Jeder ist betroffen – weltweit.

Mit der Corona-Protest-Aktion #allesdichtmachen haben sich die Schauspieler (leider) ein Eigentor geschossen. Denn in den 53 Videoclips, die seit Donnerstagabend (22. April) im Internet kursieren, verballhornen sie vor allem die Menschen, die voll von der Krankheit getroffen wurden.

Alles zum Thema Social Media

Die zwar mit ironischem Unterton getätigten Aussagen wirken wie wirre Verschwörungstheorien. Wollten sie mit dem Video auffallen und ein Zeichen in satirischer Form setzen, ganz nach dem Motto? „Hallo? Wir sind auch noch da!“ Vielleicht.

Dennoch ist die Zeit, solche Aussagen zu veröffentlichen, ein gefundenes Fressen für die Leute, die gegen sämtliche Corona-Maßnahmen wettern. Cool ist das nicht.

Ein Kritiker der Kritik: Der Moderator Tobias Schlegl. Kinder der 90er-Jahre erinnern sich an ihn als jungen Viva-Moderator (an der Seite von Heike Makatsch).

Der 43-jährige Kölner hat sich im Juli 2016 dazu entschieden, eine Notfall-Sanitäter-Ausbildung anzufangen und in diesem Bereich zu arbeiten, um Menschen zu helfen.

Auf die #allesdichtmachen-Aktion meldete er sich auf seinem Instagram-Profil zu Wort und übte scharfe Kritik. Dort schreibt er: „Die Schauspieler*innen von #allesdichtmachen können sie sich ihre Ironie gerne mal tief ins Beatmungsgerät schieben.”

Auch andere Stars, wie Elyas M'Barek (38 „Mit Zynismus ist doch keinem geholfen”) oder Nora Tschirner (39) äußern Kritik. Das Satire-Format „extra3” (ARD) konterte auf ihrem offiziellen Instagram-Account satirisch auf die vermeintliche Satire von Jan-Josef Liefers zurück.

Dort spielen sie auf seine Rolle im „Tatort” an.

Inzwischen haben sich erste Schauspieler wie Jan-Josef Liefers (56) oder Heike Makatsch (49) erneut zu Wort gemeldet. Beide distanzieren sich vom rechten Gedankengut. Heike Makatsch hat ihr Video bereits gelöscht und sich auf Instagram entschuldigt. 

Das ist sehr glaubhaft. Doch konnten sie sich nicht vor Veröffentlichung des Videos überlegen, dass solche Aussagen sehr stark polarisieren und falsch verstanden werden könnten? Auch wenn sie satirisch, ironisch und zynisch gemeint sind.

Corona-Lage spitzt sich weiterhin zu

In Deutschland gibt es mehr als 80.000 Corona-Tote. Die freien Intensivbetten werden immer weniger und die Ärzte und das ganze Pflegeperson kommen an ihre Grenzen.

Sollten wir in solch einer Zeit nicht solidarischer miteinander sein und lieber auf die positiven Aspekte schauen, als alles – wenn auch mit ironischem Unterton – schlecht zu reden?

Die Videos der Schauspieler wirken zumindest so, als bräuchten sie (endlich mal wieder) eine Plattform. Das ist völlig in Ordnung. Aber über den Inhalt sollte beim nächsten Mal genauer nachgedacht werden.