Mein Gott, ist er bescheidenTrump stapelt tief und verbreitet Falschaussagen

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Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Greenville gab sich Donald Trump ungewohnt bescheiden. Nicht er sei der bekannteste Mensch der welt, sondern Jesus Christus.

Greenville  – Ist es Selbstironie, oder glaubt er gar wirklich daran? US-Präsident Donald Trump hat auf einer Wahlkampfveranstaltung in Greenville im US-Bundesstaat North Carolina tief gestapelt.

Seinen Anhängern erzählte er: „Neulich sagte jemand zu mir, Sie sind mit Abstand die berühmteste Person der Welt. Ich sagte, nein, das bin ich nicht.“ Der Betreffende habe ihn dann gefragt, wer berühmter sei als er. „Ich sagte: Jesus Christus.“

Donald Trump: Jesus Christus ist berühmter

Der US-Präsident fügte lachend hinzu: „Ich gehe kein Risiko ein.“ Mit einem Blick gen Himmel sagte er unter Gelächter seiner Anhänger: „Und lasst mich nach oben schauen und sagen, es ist nicht einmal nahe dran.“

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Bis zur Wahl am 3. November muss er noch einiges tun. Ob er sich im zweiten TV-Duell gegen seinen demokratischen Herausforderer Joe Biden – beide treten in der Nacht zum Freitag deutscher Zeit (Ortszeit Donnerstag 20.00 Uhr) bei konkurrierenden TV-Fragestunden mit Wählern auf – diesmal erfolgreicher präsentiert, ist fraglich.

Eigentlich sollten sich die Kandidaten in einer gemeinsamen Fernsehdebatte den Fragen von Wählern stellen. Die Planungen für das zweite Duell vor der Wahl am 3. November gerieten aber durcheinander, nachdem sich Trump mit dem Coronavirus infiziert hatte. Trump hatte sich geweigert, aus Sicherheitsgründen die Debatte online abzuhalten. Biden kündigte daraufhin eine eigene TV-Veranstaltung an, Trump zog nach.

Donald Trump verbreitet falsche Aussagen zu Masken

Bei der Wahlkampfveranstaltung in Greenville zog Trump nach seiner überstandenen Covid-19-Erkrankung den Sinn von Masken im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus in Zweifel - mit falschen Aussagen.

„85 Prozent der Menschen, die eine Maske tragen, fangen es sich ein“, sagte Trump. Er verwies dabei fälschlicherweise auf Daten der Gesundheitsbehörde CDC. Tatsächlich hatten nach einer CDC-Untersuchung 85 Prozent einer Gruppe von Coronavirus-Infizierten im Juli angegeben, sie hätten in den 14 Tagen zuvor oft oder immer eine Maske getragen.

Beim Wahlkampfauftritt am Donnerstag trugen Trump und die große Mehrheit seiner Anhänger keinen Mund-Nasen-Schutz. „Masken, keine Masken, Sie können alles tun, was sie wollen, aber sie brauchen trotzdem die Hilfe vom Boss“, sagte der Präsident, der dabei in Richtung Himmel zeigte und sich offensichtlich auf Gott bezog.

Trump verwies auf Aussagen des führenden US-Gesundheitsexperten Anthony Fauci, der zu Beginn der Pandemie nicht zum Tragen von Masken geraten hatte. Als Trump Faucis Namen nannte, kam es zu vereinzelten Buh-Rufen. „Aber er ist ein netter Kerl, also behalte ich ihn in meiner Umgebung“, sagte Trump. 

Der Republikaner unterstellte Fauci: „Er ist ein Demokrat, jeder weiß das.“ Fauci hatte zuletzt dagegen protestiert, ohne seine Zustimmung in einem Wahlkampfvideo Trumps zitiert zu werden. Der renommierte Immunologe hat sowohl unter demokratischen als auch republikanischen Präsidenten gearbeitet.

Fast 60.000 Corona-Neuinfektionen in den USA

Die Zahl der Coronavirus-Neuinfektionen in den USA stieg unterdessen mit fast 60.000 an einem Tag auf den höchsten Stand seit Anfang August. Am Mittwoch wurden rund 59.500 Menschen positiv getestet, wie aus Daten der Universität Johns Hopkins in Baltimore hervorging. Die Zahl der Todesfälle blieb demnach relativ stabil bei 985.

Insgesamt wurden in den USA der Universität zufolge seit Beginn der Pandemie 7,9 Millionen Infektionen gezählt, rund 217.000 Menschen starben. Experten gehen zugleich von einer hohen Dunkelziffer an Corona-Infektionen aus. In den USA leben rund 330 Millionen Menschen. (dpa)