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Mieser MaulkorbTrump lässt Immunologen einfach von der Bildfläche verschwinden

trump und fauci

David und Goliat: Anthony Fauci (rechts) gilt für viele in den USA als Stimme der Vernunft, wenn es um Corona geht. Doch Donald Trump passt das im Wahlkampf so gar nicht. Er lässt Fauci deswegen von der Bildfläche verschwinden... Unser Bild entstand Ende März 2020.

Washington – Donald Trump hat seinem Top-Virologen Anthony Fauci wohl einen Maulkorb verpasst. Nun darf der weltbekannte Wissenschaftler nicht mehr im TV auftreten – die gemeinsamen Pressekonferenzen mit dem unbedarften Regierungschef der USA sind Geschichte...

Trump sieht neben Fauci ziemlich dümmlich aus

Doch was steckt dahinter? Vermutlich ahnen Trump und seine Berater, dass der smarte Forscher den Präsidenten neben sich ziemlich dümmlich aussehen lässt. Nun hofft der Mann mit der Föhnfrisur offenbar: Aus den Augen – aus dem Sinn des Wählers. Wenn Fauci für die breite Öffentlichkeit nicht mehr präsent ist, ist er dadurch vielleicht fast Mundtot für Trump.

Während der US-Präsident ein surreal rosiges Bild von der Corona-Pandemie zeichnet, ist der renommierte Virenexperte der ständige Mahner.

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Anthony Fauci gilt als sachlich und ruhig

Stets ruhig und sachlich, aber unbeirrbar in der Sache: Die USA, so stellt das prominenteste Mitglied des Corona-Krisenstabs des Weißen Hauses immer wieder klar, haben ein richtiges Problem. Bei Trump stößt das weniger als vier Monate vor der Präsidentschaftswahl aber einfach auf taube Ohren.

Mit seinen Klartext-Ansagen sorgt Fauci immer wieder für Wirbel. Ende Juni 2020 warnte der 79-jährige Leiter des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID), die USA könnten bald 100.000 Neuinfektionen pro Tag erleiden. Er sei sehr besorgt, weil wir in die falsche Richtung gehen. Zu diesem Zeitpunkt gab es täglich rund 40.000 neue Fälle – inzwischen sind es mehr als 60.000. Die Realität rückt immer weiter an die Schätzung des Wissenschaftlers heran.

Fauci warnt vor Lockerungen in den USA

Unablässig warnt der italienischstämmige Immunologe mit der rauen Stimme und dem markanten Akzent seines Geburtsorts Brooklyn vor einer zu raschen Lockerung der Corona-Beschränkungen. Die USA seien noch knietief in der ersten Infektionswelle. Ist es am Ende Fauci, dem die Amerikaner irgendwann nach der Pandemie ihr Leben verdanken?

Fauci hat schon Kultstatus: Wackelkopf-Figuren und Cocktails

Mit griffigen, ungeschminkten Aussagen ist Fauci in der Corona-Krise zu einem wahren Medizin-Star geworden. Der hochdekorierte Forscher wird von vielen als Stimme der Vernunft gefeiert und genießt längst Kultstatus.

Er wurde in der Comedy-Show Saturday Night Live von Hollywood-Star Brad Pitt verkörpert, inzwischen gibt es Fauci-Wackelkopf-Figuren, und Bars bieten Cocktails in Plastikbeuteln zum Mitnehmen als Fauci Pouchy (pouch bedeutet Beutel) an.

Fauci hat Trump seit zwei Monaten nicht mehr über Corona informiert

Doch mit seiner mahnenden Botschaft scheint Fauci nicht mehr zum Präsidenten durchzudringen. Trump pocht im Wahljahr 2020, ungeachtet von inzwischen 134.000 Toten, auf eine schnelle Rückkehr zur Normalität und redet den dramatischen Wiederanstieg der Infektionszahlen klein. Fauci hat den Präsidenten nach eigenen Angaben seit einem Monat nicht mehr getroffen und seit zwei Monaten nicht mehr über das Virus informiert.

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Trump, bekanntermaßen kein großer Freund der Wissenschaft und Logik, wies seinen wichtigsten Corona-Berater kürzlich sogar öffentlich zurecht: Ich stimme nicht mit ihm überein, sagte er in einem Interview. Fauci habe schon bei vielen Dingen daneben gelegen. „Ich denke, wir befinden uns in einer guten Lage", sagt Trump – und veranstaltet riesige Wahlkampfauftritte, die durch die Menschenansammlungen zu Infektionsherden werden können.

Sollte Fauci, der in seinen 36 Jahren als Institutsleiter schon sechs US-Präsidenten beraten hat, an Trump verzweifeln – anmerken lässt er sich nichts. Offene Kritik am Präsidenten hat der neben dem bulligen Trump winzig erscheinende Wissenschaftler sich stets verboten. Zuletzt beklagte Fauci aber immer mehr, dass die politische Spaltung der USA ein einheitliches Vorgehen gegen die Pandemie erschwere.

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Tatsächlich ist der Umgang mit dem Coronavirus in den USA zu einem Kulturkampf mit tiefen ideologischen Gräben geworden – insbesondere bei der Frage von Schutzmasken. Trump, der das Tragen einer Schutzmaske beharrlich verweigert, hat diesen Kulturkampf maßgeblich mit entfacht. Seine Anhänger verteufeln Masken – und riskieren lieber das Leben anderer und das eigene. Und Fauci versucht, mit Ruhe und Sachverstand gegenzusteuern.

Pressekonferenzen mit Trump und Fauci sind Geschichte

Doch das wird immer schwieriger. Die täglichen Pressekonferenzen der Coronavirus-Taskforce, bei denen Fauci an der Seite Trumps auftrat und irreführende Äußerungen des Präsidenten mit diplomatischen Geschick richtig stellte, sind schon lange Geschichte. Medienberichten zufolge untersagt das Weiße Haus dem Mediziner inzwischen auch Fernsehinterviews, weil seine düsteren Prognosen dem Präsidenten missfallen.

„Ich habe den Ruf, immer die Wahrheit zu sagen und Dinge nicht zu beschönigen", sagte Fauci dazu jüngst der Financial Times. Das könnte einer der Gründe sein, warum ich zuletzt nicht viel im Fernsehen war. (afp/dok)